Yosemite - und zwischen Panik und Entspanntheit

Friday, 26. June 2009
...eigentlich ist es schon ein Gewaltakt, an einem Tag zum Yosemite Nationalpark zu fahren und zurück, aber es hat sich gelohnt. Gleiches Spiel wie vor zwei Wochen, bis wir bei Dollar-Autoverleih das bereits gebuchte Auto haben, war wieder über eine halbe Stunde vergangen. Wir waren ohnehin etwas später dran, mit dem spontanen Lunch auf dem Weg war dann aus den erhofften 12 Uhr mittags dann doch zwei Uhr geworden. Aber alleine die Fahrt dahin ist traumhaft. Man fährt langsam aus der Stadt raus. Bis man Oakland hinter sich gelassen hat, ist bald eine Stunde rum, es kommen gelbe Grashügel, endlose Windmühlen, irgendwann mischen sich die Grashügel mit vereinzelten Laubbäumen. Und schließlich nur noch Hügel, Berge. Und man spürt, dass der Park ganz nahe ist.

Der Park ist riesig. Von West nach Ost ist die Strecke 80 km, von Nord nach Süd gibt‘s nichtmals einen Weg, es werden ebenfalls knapp 100 Kilometer sein. Kern ist aber das Yosemite-Village, das Tal in der Mitte des Parks, das einfach traumhafte Natur bietet. Aktuell eben auch ein paar riesige Wasserfälle. Nun, im Herbst habe ich den Park ohne Wasserfälle gesehen, weil leer, vor ein paar Wochen dann mit ganz viel Wasser, aber bei bewölktem, diesigen Wetter. Gestern nun strahlend blauer Himmel, gefühlte knappe 30 Grad (bin auch ziemlich zerstochen), und pralle Wasserfälle. Einfach nur schön.

Und obwohl ich die Nacht davor elend schlecht geschlafen habe, die vier Stunden Autofahrt zurück waren ebenfalls sehr entspannend. Ich war fit, bis die Nacht um 9:30 komplett eingekehrt war, und wir auf der Fahrt obendrauf noch mit einem idyllischem Sonnenuntergang versorgt worden sind, genau in der Landschaft mit einzelnen Bäumen und endlos weiten Feldern, waren wir fast schon eine Stunde vor San Francisco. Nun, auch wenn ich teilweise das Gefühl habe, die Zeit rennt, gestern war sie einfach nur wunderschön gefüllt.

Ab 7 Uhr in der früh wollen die Parkuhren gefüttert werden, und hier im Innenstadtbereich schlucken die für 6 Minuten einen Quarter, sprich 25 Cent – von daher Wecker gestellt und den Mietwagen direkt zurück zum Verleihservice. Also war ich wach, konnte heute effektiv noch einen richtigen Arbeitstag hinlegen, bevor ich ein paar Erledigungen gemacht habe. Nun, Bankkonto gekündigt, und erstaunlicher Weise, da man sonst immer alles nur per Telefon und über endlose Schleifen geht - hier heute einfach in die Filiale, und nach 3 Minuten war alles völlig schmerzfrei erledigt.

Einen kurzen 150-Dollar-Schlenker durch H&M, immerhin drei Hemden, eine Shorts und neue Wäsche. Erstmalig zu Old-Navi, dann zu Ross (liebe Corinna, leider hab ich noch keine Convers gefunden...), im Westfield eine Kaffee und ein Stück unbeschreiblicher... na, vielleicht 5 mal 7 cm und kaum 2 cm hoch, aber schwere Schokolade, Karamell, Eischnee, Zuckerguss, Nüsse und ich weiß nicht was, habe mich gerade nach zwei Stunden ein wenig davon erholt. So voll, dass es beim Abercrombie & Fitsch auch nichts passendes mehr gab, oder einfach nur die Kauflaune gesättigt war...

Ich stehe eine Weile später auf der Market Street, ein schätzungsweise knapp 30 jähriger Asiate mit extrem kleinen Augen, schlank und hoch gewachsen, schwarze körperbetonte Klamotten und das Hemd etwas zu weit aufgeknöpft, dass man erst mal mit dem Blick hängen bleibt. Er wackelt an mir vorbei, ich gucke so hinter her, er dreht sich um, kommt auf mich zu, hebt die Kamera, fotografiert mit aus einem Meter Entfernung ein paar mal, sagt Danke und geht weiter. Tja, ich muss grinsen, so ist das hier eben...

Ein Stück weiter schnorrt mich ein Penner an, aber sehr charmant, auch wenn ich erst mal sein Betteln ignoriere. Ich musste zum Bankautomaten, und manchmal ist es schon merkwürdig, man steht an der Geldquelle, um einen herum mindestens fünf Schnorrer. Aber irgendwie hatte ich hier noch nie das Gefühl, dass ich mir ernsthaft Sorgen machen muss, dass sich ein Penner schneller an meinem Geld bedient als ich selber. Nein, ich fühl mich hier schon richtig sicher. Und der Penner von vorher grinst mich von weitem an, er scheint meine Absicht zu erkennen und nähert sich. Ich rolle einen Dollar-Schein, habe gute Laune heute, freue mich gerade des Lebens, und stecke dem Guten das Röllchen Papiergeld zu. Nun, auf dem Weg zu meiner Wohnung - was schätzungsweise keine 500 Meter sind - werde ich von mindestens 10 weitern Obdachlosen angeschnorrt, man kann also schnell arm werden, wenn man nicht nein sagen kann. Nun, aber ich fühl mich gerade wohl, die Ausnahme gemacht zu haben.

Vor allem habe ich das Gefühl, auch wenn mich vorgestern noch die Panik überkam, dass ich jetzt einfach die Tage verstreichen lasse, und sie einfach so genieße, wie sie kommen. Mich verlässt gerade das Gefühl, dass ich noch ganz viel machen muss, bevor ich nach Deutschland fliege. Einerseits ist San Francisco nicht aus der Welt, andererseits gibt‘s so vieles in der Welt, was ich noch nicht gesehen habe, da ist es nicht tragisch, wenn ich auch hier was auslasse. Vorne weg steht vor allem gerade das gute Gefühl. Und das ist da!

Bis die Tage!

Jetzt sind es nur noch Tage...

Tuesday, 23. June 2009
Irgendwie hatte ich für mich abgespeichert, noch 11 Tage. Gestern Morgen bin ich war geworden, und das erste, was ich dachte: Was, nächste Woche schon? Das sind auf jeden Fall weniger als 11 Tage. Selten ist mir eine Woche sooo kurz vor gekommen wie die folgende. In genau einer Woche werde ich in den Flieger steigen, habe das Gefühl, dass ich panisch werden könnte. Morgen geht‘s noch mal als Tagestrip in den Yosemite-Park, dann ist der Donnerstag und Freitag noch ungeplant, will aber noch in das Museum "Legion of Honor", will mit Susi noch Schwimmen gehen, wollte Probepacken (2 x 23 Kilo sind echt nicht viel), brauche ja noch ne zweiten Koffer, will noch das Bankkonto kündigen, wollte noch ins China-Town, um ein paar Souvenir-T-Shirts kaufen. Fotos machen in der Mission. Und hier, die Post Street bietet auch noch jede Menge Motive...Und, und, und... Bin mir sicher, dass ich auf jeden Fall nicht mehr ins Museum komme, und wer weiß, was sonst noch liegen bleibt... Das nenn ich mal Panik-Mache im Kopf, bin mal gespannt, was ich nächten Dienstagmittag geschafft haben werde....

Gestern Abend habe ich Susi und Robert getroffen, bei denen ich die ersten 6 Wochen gewohnt habe. Im Zeitgeist, hat wohl irgendeinen Ostdeutschen Ursprung, vor allem ein riesiger Biergarten, was man hier eher selten findet. Ich habe vor ‘nem halben Jahr mal n Blick in den Laden geworfen und fand es ziemlich schnöde - aber es war auch Winter, und den Biergarten habe ich damals nicht gesehen. Nun, witzig zu sehen, dass sie hier tatsächlich Kölsch ausschenken, jedoch kein kölsches Kölsch, sondern ein hier gebrautes. Na, schmeckte auch eher wie ein Pils, zumal es dazu keine Kölschgläser gab. Der Ami scheint Umlaute zu mögen, schaut man sich die Marke an. Wobei es in der Tat so ist, dass die wenigsten Amis das aussprechen können. Hab schon Leute sich verbiegen sehen, aber das Ö ist für manche einfach der Horror...

Um noch ein paar Tage zurück zu gucken, am Sonntag gab‘s den ersten Burger aus meiner eigenen Küche. Eher ein wenig absurd, dass sich gerade in letzer Zeit mein Kühlschrank füllt. Nun, Keas hatte mir versprochen, Burger für mich zu machen. Und bei meinem mageren Küchenequipment ist es vorwiegend eine logistische Anforderung an den Koch als die eigentliche Aufgabe, was Kulinarisches auf den Tisch zu bekommen. Aber selbst Pommes gab‘s im richtig amerikanischem Style aus frischen Kartoffeln. Super!

Noch einen kurzen Rückblick auf die "Einweihungs- / Abschiedsparty" am Freitag. Mangels richtiger Sitzgelegenheiten habe ich mich immer etwas gescheut, Gäste einzuladen... Nun, in der Kombi mit Bettina, deren Apartment zwar kein Stück größer ist als meins, aber die bisher jedes mal, wenn ich da war, irgendwas anderes aus irgend einer Ecke gezaubert hat, war es kein Problem, dort auch mit sechs Leuten gemütlich zu essen.

Zum Abschied hatte ich mir überlegt, noch mal allen Leuten Bescheid zu geben, die ich hier regelmäßig getroffen habe. Auf ein gemeinsames Bier, befürchte aber gerade, dass mir das zu viel wird. Nun, dann muss es wahrscheinlich ohne gehen - und das Bier wird es dann eben bei nächsten Besuch hier geben. Weil der steht ganz gewiss auf der Liste... Aber jetzt erst mal Köln – und richtiges Kölsch ;-)

Ein wenig Wehmut macht sich breit...

Friday, 19. June 2009
Na, so langsam aber sicher klicken die Tage jetzt einfach so hinweg. Heute sind es noch 11 Tage, bis mein Flieger geht. Heute kommen ein paar Freunde zu mir und zu Bettina, meiner Nachbarin. Wir haben gemeinsam eingeladen zu einem Schluck Wein und zu etwas Fingerfood. Für mich ist es gerade gleichzeitig "Einweihungs-" als auch ein wenig "Abschiedsparty". Die geladenen Gäste sind neugierig auf meine Wohnung, von daher war für mich heute großes Reine-Machen angesagt. Bad und Küche richtig nass gewischt, gesaugt und aufgeräumt. Gespült und gewaschen, das komplette Programm.

Danach gehe ich zum Weinladen, den mir Keas letzte Woche gezeigt hat, der Überbestände von guten Läden aufkauft und für kleines Geld vertickt. Das Wetter ist gerade recht gut, T-Shirt Wetter, nun fast, ist schon etwas windig. Der Laden liegt an der California Street, dort verläuft auch eine Linie der Cable Car. Die fährt hier zwar recht selten, aber es kam gerade eine, von daher "einfach nur zur Fortbewegung" in die Cable Car, um ein paar Blöcke, vor allem aber den steilen Berg hoch zu kommen. Ist im Monatsticket inbegriffen, als Touri zahlt man 5 Dollar.

So sitze ich auf der Bahn und gucke mir die Häuser an, wie sie dort im Sonnenschein stehen, schön wie sie sind, und frage mich, wie oft ich das jetzt noch sehe, und wann vielleicht wieder. Tingel zurück zur Wohnung, müsste eigentlich noch n Stündchen arbeiten, um das Wochenende frei zu haben, wackel noch in den Laden um die Ecke, kaufe dort das Eis für heute Abend. Na, und merke gerade eben, wie die Zeit verrauscht. Nächstes Wochenende ist hier Gay Pride, das Wochenende danach ist CSD in Köln, auf beiden Festen bin ich anwesend... von daher ist die Zeit schon gut verplant. Und nächste Woche geht‘s auf jeden Fall noch einen, vielleicht auch zwei Tage in die Muir Woods, an die Bodega Bay, oder vielleicht noch, wenn das klappen sollte, noch mal kurz in den Yosemite-Park, ist noch alles ungeplant, aber die Absicht ist gefasst.

Meine Wohnung in Köln wird jetzt unerwartet doch schon zum 1.7. wieder frei. Wäre sonst wieder bei Christiane untergekommen, hatte mich auf schon drauf gefreut, freue mich aber auch sehr, in meine eigenen vier Wände zu kommen. Na, und ich genieße die Zeit hier, und frage mich, wie es werden wird... und kann es noch gar nicht glauben, dass ich hier fast schon wieder weg bin.

Zeit vergeht, Zeit steht. Bin gerade im "Hier und Jetzt".

Sunday, 14. June 2009
11 Tage ohne Eintrag - wow, das hab ich selten geschafft. Nun, ich stand mehrfach vor der Wahl: Schreibste jetzt oder gehste vor die Tür? Die Entscheidung war immer recht einfach...

Arbeitsmäßig plätschert es eher vor sich hin, zwar kommt jeden Tag was rein, aber tagesfüllend ist anders. Nun, gar nicht schlecht. Damit habe ich Zeit für die Stadt. Hatte mir schon vor einer Weile aufgeschrieben, was ich noch sehen will. Nicht, dass auf einmal der 30. Juni da ist, und mir Highlights auf meiner Liste fehlen.

Vorletzten Freitagmorgen habe ich in dieser Freiheit das Civic-Center, also die City Hall, sprich das Rathaus von San Francisco besucht. Ich meine irgendwo in einem Reiseführer gelesen zu haben "gebaut nach Vorbild des Petersdom in Rom", hier sprach man nun "nach Vorbild des Invalidendom in Frankreich" - egal, schaut man sich die Gebäude an, kommt schon alles aus der gleichen Ecke.

Nun, genau wie im Petersdom kommt man hier auch nur nach Durchschreiten einer Sicherheitsschranke rein. Es gibt eine geführte Tour gratis (10, 12 und 14 Uhr in der Woche täglich), diese gibt einen guten Überblick. Und witziger Weise - der Film "Milk", der ja nun einen Oscar erhalten hat, hat auch hier großen Einfluss auf die Tour. Milk wird mehrfach erwähnt. Und das Attentat auf den Bürgermeister und ihn, bei dem beide ermordet wurden, ist eben auch Teil der Geschichte dieses Gebäudes.

Dabei zeigt der Film Milk eigentlich nur die halbe Geschichte: Der Mörder Dan White ist nicht wegen Mord, sondern wegen Totschlag verurteilt worden, da der Anwalt es glaubhaft gemacht hat, dass Dan White aufgrund von hohem Verzehr von Junkfood in seiner Zurechnungsfähigkeit eingeschränkt war und deswegen nur für 5 1/2 Jahre hinter Gitter musste. Dieses Urteil hat zu riesigen Krawallen in der Stadt geführt, die, wenn man den Berichten glauben darf, mit den Stonewall-Krawallen in der Chrisopher-Street in New York vergleichbar waren. Nun, Dan White hat sich 2 Jahre nach der Entlassung aus dem Knast das Leben genommen. Von daher darf man wirklich die Vermutung anstellen, dass er psychisch nicht der stabilste war...

Nun, zurück aber zur City-Hall. Jeder Bürgermeister hat hier eine Büste. Seit ein paar Wochen ist ebenfalls eine Büste von Harvey Milk zu finden. Der Mann und seine Geschichte bewegt schon sehr viel in der Stadt. Wenn man sich überlegt, das San Francisco kleiner als Köln ist. Dort würde sich eine solche Geschichte anhören wie aus einem schlechten Köln-Krimi. Ach, was schreib ich nur... Nun, es ist gerade 4:20 hier! Auf jeden Fall finden an allen möglichen Stellen im Gebäude Trauungen statt, die sind nicht auf bestimmte Räume beschränkt, und mit der Führung gelangt man sowohl in den Besprechungsraum des Bürgermeisters als auch in den Sitzungssaal der Supervisoren, sprich des Stadtrats.

Weiß gar nicht so genau, womit ich vorletzes Wochenende verbracht habe.... Doch, Sonntag war ich den ganzen Tag auf einem Kurzfilmfestival. Am Donnerstag dann, wieder schlug hier das Feiertagsgefühl aus Deutschland durch, da auch kein Arbeitsinput kam, wackel ich ins Exploratorium. Ein Museum, das sich im Prinzip um angewandte Physik kümmert. Vor allem aber sehr lebensnah und mit vielen Installation verdeutlicht, wie man sieht, hört, wahrnimmt, und wie leicht unsere Sinne zu täuschen sind... Man wird wieder zum Kind und ist neugierig, wie die Dinge funktionieren. Das schwarz-weiß Foto weiter oben ist von einem Gerät, dass aus dem eigenen Abbild ein Pixelbild macht... Witzig. Auf jeden Fall ein Besuch wert!

Das Museum schließt um fünf die Türen, da es direkt an der Marina liegt, also Sandstrand mit Blick auf die Golden Gate Bridge, lädt die Umgebung noch zum kleinen Spaziergang ein. Wunderschönes Wetter - das in den letzten Tagen oft sehr wechselhaft ist. Neben blauen Himmeln und Sonne gibt es auch 14°-Tage mit dem berühmten Nebel über der ganzen Stadt - an dem Donnerstag sehr windig, was ziemlich viele Surfer und Skysurfer auf die Bay treibt. Echt ein gigantisches Schauspiel. Super. Und denke schon, dass ich das wohl vermissen werde. Nun, in Köln bin ich auch nicht jeden Tag am Rhein gewesen, und hier sehe ich auch nur ähnlich häufig die Golden Gate Bridge, aber wenn man dann davor steht... Foto!!!!

Na, und im Reichtum an Zeit habe ich für Freitag ein Auto geliehen, um mit Keas nach Monterey zu fahren. Die Küste Kaliforniens ist einfach traumhaft. Es sind zwar nur zwei Stunden bis Monterey, aber bis wir das Auto hatten - dieses mal einen flammneuen Ford-Focus, es roch streng nach neuem Auto, und Blick auf die Tacho-Anzeige zeigte, dass wir die ersten waren, die dieses Auto ausgeliehen hatten. Selbst das Handbuch war noch eingeschweißt und die Uhr mussten wir selber erst stellen - bis wir unseren Mittagssnack bei Safeway gekauft und verzehrt hatten, und auf dem Weg immer wieder anhalten mussten, dann noch in Santa Cruz in den Feierabendverkehr kamen, war es bereits nach 6 am Abend, als wir den Strand südlich von Monterey erreicht haben.

Ach ja, ähnlich wir vor zwei Wochen mit Heike steht Keas auf einmal mit den Füßen im Wasser, die Wellen sind doch hier einfach recht schnell ;-).

Mit Käse, Kräckern, Oliven und Erdbeeren versorgt ist der Sonnenuntergang einfach noch mal so schön. Und kaum ein Mensch am Strand, wir haben eine riesige Bucht für uns alleine, und langsam vorbeischlendernde Pärchen unterstreichen eher diese endlose Ruhe hier... Wunderschön. Da kann man mal Ruhe tanken! Nun, und Keas - um es kurz zu fassen - ist einfach mit den Worten "warum treffe ich den denn gerade jetzt" zu beschreiben. Wir verstehen uns gut und haben eine gute Zeit mit einander. Und lässt mich gerade völlig vergessen, dass die Uhr tickt... Nichts desto trotz, ich bin sehr gespannt auf Deutschland, und morgen sind es nur noch zwei Wochen... Nun, Zeit vergeht, Zeit steht. Selten habe ich mich so sehr in der Gegenwart gefühlt...

In diesem Sinne, im Kopf rückt Deutschland trotzdem näher, bin nach wie vor aufgeregt, wie es sich nach einem Jahr Wegsein anfühlen wird...

Fahrrad ist verkauft - und der Countdown läuft...

Thursday, 4. June 2009
...keine Angst, es wird jetzt nicht täglich ein Update über jeden Moment hier geben, aber der heutige Radverkauf ist schon symbolisch für das, was in den nächsten Wochen passieren wird...

Die Zeit läuft, heute in vier Wochen bin ich wieder in Köln werde wahrscheinlich einmal vom Jetlag geschüttelt sein, und bleibe dann auch erst mal dort. Ja, richtig gelesen. Es geht wieder nach Deutschland!

Die organisatorischen Schritte sind im Prinzip abgewickelt, Wohnung ist gekündigt, mehr sogar, ein Mann aus Köln, der hier ein Stipendium an der Uni bekommen hat, übernimmt meine Wohnung und damit auch ein paar Dinge, die ich angeschafft habe. Witziger Weise fliegt er drei Stunden, nach dem ich in Frankfurt lande von dort aus los, vielleicht treffe ich ihn noch auf eine Kaffee, man wird sehen.

Das Fahrrad habe ich am Dienstag auf die Craiglist gesetzt, das Spiel ist hier nicht anders als bei uns. Man überlegt, wie viel man haben möchte, legt noch mal einen Verhandlungsobolus oben drauf, geht dann mit dem Preis runter, und beide Seiten sind zufrieden. Ich, weil ich das bekommen habe, was ich wollte (mehr sogar, als ich mir anfangs vorgestellt habe), der Käufer, weil er es geschafft hat, den Preis zu drücken. Nun denn, das Rad ist gut im Schuss, von daher hat er auch einen guten Kauf gemacht.

Warum zurück?


Nun, es gibt jetzt nicht DEN Grund. Vielmehr ein guter Mix aus vielen Gründen. Vorneweg steht sicher die Entfernung zu Familie und Freunde. Was nun Freunde anbelangt, so müsste ich jetzt hier keine Angst haben. Einerseits ist man ja als hier Lebender ein attraktives Reiseziel für alte Freunde, und der Alltag hat auch gezeigt, dass ich durchaus kontaktfreudig bin und mir keine Sorgen machen muss, alleine vorm Fernseher zu sitzen. Wobei ich auch oft allein essen gehe oder auch ins Kino, das durchaus aber auch genieße.

Irgendwann kam aber ein Punkt, an dem mir ganz klar war, wenn ich hier 100%ig ankommen will, richtige Freundschaften aufbauen will, auch arbeitstechnisch richtig landen möchte, muss ich mich auch 100%ig auf das Land hier einlassen, mich dann wirklich von alten Freunden trennen, mich von treuen Kunden lösen, Wohnung in Köln auflösen usw. Und damit war dann auch ganz schnell klar, das will ich nicht. Ich will nicht 2 Wochen in Jahr Urlaub haben, um diese dann im Express-Rausch in Köln zu verbringen. Selbst die sieben Wochen im Winter waren mir schon viel zu kurz und zu anstrengend.

Aber es war auf jeden Fall gut, das zweite Mal her zu gehen. Als ich im Winter her kam, hatte ich mental dahin bewegt, dass ich erst mal auf unbestimmte Zeit hier bleiben will, mit Wohnung und allem, was dazu gehört. Und ich glaube, dieses "psychologische Selbstaustricksen" hat mir den Kopf frei gemacht, um hier wirklich zu gucken, was ich hier hab und was ich hier finde.

Der zweite Aufenthalt hat sich massiv vom ersten unterschieden. Um nun den allerdümmsten Vergleich zu bringen, den ich schon lange im Kopf habe, aber der nach wie vor am besten beschreibt, wie ich mich gefühlt habe: Die ersten fünf Monate waren wie im Rausch, wie eine heiße Nacht mit der drallen Blondine/dem potenten Muskelprotz (um den Vergleich geschlechtsneutral zu halten ;-) ), vor lauter Neuem und dem Grinsen im Gesicht waren das in der Rückschau fünf Monate auf Dauer-Adrenalin. Der zweite Aufenthalt fühlte sich (vor allem am Anfang) an, wie der klägliche Versuch, diese heiße Nacht zu wiederholen, und um so sehr man es auch versucht, es stellte sich nicht das Euphorie-Gefühl ein wie beim ersten Mal, vielmehr das Gefühl, wo ich hin gehöre…

Es ist auf keinen Fall doof jetzt, im Gegenteil, ich genieße nach wie vor die Stadt, die Leute, aber viel bodenhaftender und angekommener als im letzen Herbst. Ich bin sehr glücklich, dass ich das machen konnte, will das Jahr, oder knapp 10 Monate werden es dann gewesen sein, auf keinen Fall missen, bin mir auch jetzt schon sicher, was ich hier vermissen werde…

Ich habe aber auf jeden Fall ein gutes Gefühl. Nach der Schule damals bin ich direkt in die Ausbildung, spätere Versuche, nach London oder auch nach Zürich (dort hatte ich sogar schon einen Job!) zu gehen sind aus den unterschiedlichen Gründen gescheitert. Jetzt habe ich mein Jahr Auslandserfahrung gemacht, und unter dem Aspekt fühlt sich das auch rund an. Letztendlich, die Absicht auszuwandern, hatte ich nie. Und gleichzeitig, eine Erfahrung der letzten zwei Jahre ist sicher auch, dass das Leben doch arg unbeständig ist, und keine Ahnung, was ich in einem halben Jahr denke... Ich gehe erst mal wieder nach Köln, und werd auch erst mal dort bleiben. Werde sicher in den nächsten Jahren regelmäßig hier her reisen um die Greencard aktiv zu halten, wer weiß, ob das aus beruflicher Sicht noch mal sehr hilfreich sein könnte. Aber erst mal wieder Deutschland!

In diesem Sinne: Es bleibt spannend...