Zurück in der Heimat!

Friday, 26. December 2008
Wie schon angedacht, bin ich in der Nacht zum Montag gar nicht mehr ins Bett. Herzlichst von Ingrid verabschiedet habe ich um 23 Uhr meine Runde durchs Castro gedreht und mich ein wenig verabschiedet. Schon merkwürdig, hier durch die Straßen zu laufen, zu sehen, wie vertraut mir die Umgebung nach fünf Monaten ist, was ich hier mit unter gesehen habe: Präsidentenwahl, Demo gegen Prop8, Halloween, aber auch viele Abende alleine oder mit verschiedenen Besuchern oder Leuten, die ich hier kennen gelernt habe.

Und jetzt einfach in den Flieger zu steigen und das für eine Weile nicht mehr zu sehen… Habe zum Abschied einen Dobble-Cheese-Burger bei Orphan Andy's (dem vermeintlich besten Burger-Laden der statt) verspeist - Amerikaner können einfach richtig gute Burger zubereiten! Trödel gegen 2 Uhr morgens nach Hause und krame die restlichen Dinge zusammen. Ross, ein etwa 30jähriger Deutsch-Professor, aber gebürtiger US-Bürger, hatte meine übersetze Homepage Korrektur gelesen, schlage die Zeit tot, in dem ich seine Anmerkungen auf meiner Webseite abarbeite…

Schlagartig ist es vier, ziehe noch das Bett ab – Nachbar Peter (Kölner Nachbar Peter!) meldet sich noch per Skype, amüsiert sich, das ich scheinbar ein wenig konfus bin – zeige ihm per Video den Schreibtisch, der jetzt tatsächlich leer ist, den er vor zehn Stunden schon mal, aber zugemüllt gesehen hatte… Er bleibt noch in der Leitung, ich wackel mit dem Koffer zum Auto, bin halb zugeparkt, das Rangieren mit dem vermeintlichen kleinsten verfügbaren Mietwagen (Platz für mindestens 10 Leute) dauert etwas länger, stehe 10 Minuten später wieder in meinem Zimmer. Verabschiede Peter im Skype, fahre den Rechner runter und fasse es einfach nicht, diesen Raum jetzt tatsächlich zu verlassen – das waren doch jetzt keine fünf Monate, wo sind die hin?

Fahre noch ein wenig quer durch die Stadt, herauf in die Dolores Heights, das üppig geschmückte Haus ist leider nicht beleuchtet. Gut, wer will sich das auch nachts um vier schon ansehen ;-), Die Gegend ist einer der hügeligsten Ecken der Stadt und Autofahren macht hier wirklich Spaß. Langsam durchquere ich noch mal durch das leergefegte Castro, auf die Market und dann Richtung Autobahn. Ich bin überrascht, wie gut ich mich derweil auskenne, nun denn, die Stadt ist einfach auch super einfach aufgebaut, aber auch den Weg zu Flughafen finde ich fast blind; bin kaum 15 Minuten später dort. Gebe den Mietwagen ab, alles reibungslos, nehme den Sky-Train und stehe im 5:30 in der Schlange der Continental-Airline.

Eine Angestellte der Fluglinie läuft an der Schlange vorbei und ruft den Flug 1049 aus, ich suche mein Ticket, und spreche sie an: Ja, ich habe diesen Flug. Sie meint, reihen Sie sich bitte dort in die Schlange ein. Das Gespräch mit dem jungen Kerl hinter mir bringt die Info, der Flieger hat vier Stunden Verspätung, hätte er vorhin im Internet gesehen. Von derselben Fluggesellschaft ist ein Tag zu vor eine Continental Airlines Maschine von der Landebahn abgekommen, ob die Verspätung jetzt damit zusammen hängt… ach, will ich eigentlich gar nicht wissen. Aber es ist klar, dass ich damit meinen Anschlussflieger nach Frankfurt nie bekommen werde.

Auf einen anderen Flieger umgebucht



Jeder einzelne Fluggast wird umgebucht, nach ewig langem Warten - es ist fast sieben - komme ich dran. Die Angestellte ist schon sehr angestrengt, aber immer noch verhältnismäßig freundlich. Sehe den Mann am Nachbarschalter, der nun den Typ hinter mir betreut und höre wie Gebetsmühlen immer wieder seine Worte „Es ist alles ausgebucht…“.

Ich komme mir vor wie in einer billigen Soap – es sind zwei Tage bis Weihnachten, alle wollen nach Hause, und alles scheint schief zu gehen. Die Dame, die mich abwickelt, bucht mich um auf American Airlines, der Flieger geht schon um 10 vor 8, also sogar zehn Minuten früher als der geplante Flug, ich muss zum Terminal 3 – stehe im Termin 1… dann mal los. Renn, hetz. Werde dort freudig begrüßt und bin innerhalb von 20 Sekunden eingecheckt. Es ist zwar erst halb acht am morgen, die Dame hier am Schalter ist allerdings bereits gestresst wie nach zwölf Stunden Arbeit – und trotzdem charmant und freundlich.

Werde für das Durchleuchten dann aus der Schlange gezogen, muss in irgendwelche Glaskästen, werde von Luftdüsen angepustet, muss still halten, meine Tasche wird bis ins letze kontrolliert, komme mir fast vor wie ein Verbrecher. Wenn man etwas knapp in der Zeit ist, ist man da auch nicht ganz entspannt. Sitze gute 10 Minuten später im Flieger, höre meinen Namen durch die Bordlautsprecher, die Flugbegleiter zeigen mehrfach auf mich – sind sie Stephan Heller – man will sicher gehen, dass ich auch dabei bin. Eine Stewardess, die den Charme einer Bäckereifachverkäuferin (und tendenziell auch die Figur) hat, grinst mich später während sie Kaffee verteilt an, so oft hätte ich meinen Namen sicher noch nicht ausrufen gehört ;-).

Komme nachmittags in New York am JFK-Flughafen an. Wie mir die Dame morgens am Schalter gesagt hatte, muss ich jetzt den Flughafen wechseln, es gäbe hier einen Shuttle-Bus, das sei kein Problem. Muss meinen Koffer vom Band holen (durch das Umbuchen war es nicht möglich, das Gepäck für die komplette Strecke abzugeben), gehe zum Schalter um zu fragen, wo nun der Shuttle abfährt. Die junge Frau schaut mich mit großen Augen an, meint, der nächste Bus ginge um 17:30, der bräuchte auf jeden Fall eine gute Stunde – das würde auf keinen Fall funktionieren. Es scheint die einzige Chance zu sein, heraus zu finden, ob der Flieger „hoffentlich“ Verspätung hat… Ich bitte ihren Kollegen, das für mich zu machen, da jetzt in diesem Moment und ich Telefonieren, um mich nach einem Flieger zu erkundigen – das schaff ich nicht. Drei Minuten später steht fest, der Flug geht planmäßig. So. Der gute Mann wiederholt noch mal, dass das alles recht knapp wäre, aber eher unwahrscheinlich, dass ich dass schaffen würde. Ich wäre vielleicht rechtzeitig am anderen Flughafen, aber ich müsse gerade bei einem internationalen Flug drei Stunden vorher da sein, und es waren jetzt bereits nur noch 2 ½ Stunden bis zum Start – und ich bin scheinbar an einer völlig anderen Ecke der Stadt – ohne eine Ahnung zu haben, wo ich überhaupt bin und wohin ich muss.

Frage den guten Mann noch, was ich jetzt tun soll. Er meint Taxi, er könne mir aber auch einen Mietwagen bestellen, der hätte dann einen Festpreis, müsse dann aber noch 10 Minuten warten. Frage ihn, ob ich diese 10 Minuten denn hätte, er zuckt die Schultern und ich entscheide mich fürs Taxi, keine Zeit für lange Überlegungen.

Mit dem Taxi einmal quer durch New York



Schlangen, überall Schlangen. Auch am Taxistand. Ich frage die Dame vor mir, ob sie mich vorlassen könnte, da ich fürchte, meinen Flug zu verpassen. Ein böser Blick und irgendwas auf Spanisch vermittelt mir jedoch ein ganz deutliches NEIN! Warte also wie alle, sitze glücklicherweise schon ein paar Minuten später im Taxi. Der Taxifahrer afrikanischer Herkunft freute sich, da er den Flughafen kennen würde! Wir fuhren los und scheinbar ist es in New York üblich, erst mal den Preis zu verhandeln. Ich sage ihm deutlich, dass ich keine Ahnung hätte, wie weit der Weg ist, ich noch nie in New York gewesen sei, er mir einfach eine fairen Preis sagen soll, er aber vor allem dafür sorgen soll, dass ich so schnell wie möglich zum Flughafen in Newark komme. Er einigt sich auf 100 Dollar und gibt Gas und bremst, gibt Gas und bremst… Montagsnachmittag um fünf in New York, zwei Tage vor Weihnachten, es ist einiges los auf den Straßen! Entspannt ist anders. Trotzdem kann ich die Fahrt durch ein paar Wohngegenden genießen, kleine, typische amerikanische Häuschen, und alle in altem Schnee – ja, hier muss vor ein paar Tagen richtig war runter gekommen sein, und kalt isses draußen.

Ein paar Minuten später beginnt der Taxifahrer zu reden, irgendwann bekomme ich mit, dass er mit mir sprechen will. Er hätte gerade mit einem Freund telefoniert, das Steuerblättchen, welches ich beim Einsteigen ins Taxi bekommen hatte, auf dem Richtpreise standen, seien uralt und der Weg wäre viel weiter wie gedacht und würde mindestens 150 Dollar kosten. Reagiere erst mal nicht, überlege, ob der mich jetzt abzocken will und in wie fern ich gleich ne Knarre am Hals habe und er mich irgendwo raus setzt, wenn ich nicht mit spiele (also, die üblichen Gedanken, die man so hat) - und den Flieger dann bestimmt nicht mehr bekomme…

Nach einer Weile macht er deutlich, dass das Thema für ihn noch nicht zu Ende besprochen sei. Sage ihm, dass ich schon etwas verwundert wäre, weil er seine Preise ja kenne sollte und ich den Preissprung jetzt doch etwas arg fände, signalisiere ihm aber, dass ich mit 120 Dollar leben könnte. Etwas mürrisch akzeptiert er irgendwann diesen Preis. Super Stimmung im Taxi. Draußen ist es derweil richtig dunkel, wir scheinen mitten in Manhattan zu sein, oder so ähnlich, auf jeden Fall stehen hier verdammt viele hohe Häuser, es wäre eine geniale Sightseeingtour, wenn da nicht gerade ein wenig Zeitnot wäre ;-).

Irgendwann fängt der Taxifahrer an zu plaudern, will wissen, woher ich bin, er erzählt mir, dass er in Paris gelebt hätte, großer Fan von Bayern München sei, Klinsmann super fände und auch Matthäus… Er scheint aber recht schnell zu ahnen, dass Fußball nicht mein Hobby Nummer 1 ist. Ich wunder mich hingegen, dass Lothar Matthäus noch in den Köpfen ist, seine Hochzeit ist meines Wissens doch schon eine ganze Weile vorbei, oder?

Die Fahrt schient kein Ende zu nehmen, um kurz vor sechs sagt er, der Verkehr sei heute entspannt, wir würden in fünf Minuten am Flughafen seinen. Um halb sieben sind wir endlich am Abflugterminal der Continental – Abflug ist um 19:15! Raus, die erste Frau mit offiziellem Namensschild angesprochen, sie verwies mich auf eine bestimmten Schalter. Hier scheint gerade in Flieger nach Bombay eingecheckt zu werden, zumindest scheint meine Idee, ob ich an der Schlange vorbei käme, nicht mal auf Spanisch verneint zu werden…

Aber es läuft zügig, entscheide, dass diese drei Minuten es jetzt auch nicht mehr ausmachen können. Gebe dem Mann vom Bodenpersonal mein Ticket, erwarte schon ein „Nein, zu spät“, aber lediglich: „Ihr Koffer ist zu schwer“ – packe auf die Schnelle noch ein paar Zeitschriften und Bücher (die ich für Bettina nach Deutschland transportiere) in eine zweiten Rucksack, den ich eher zufällig eingepackt hatte, und laufe seit dem mit gefühlten 30 Kilo Handgepäck durch den Flughafen – aber glücklich: Sie nehmen mich mit!!!

Natürlich ist am Sicherheitscheck wieder eine Schlange, fülle mit meinem Kram vier Kunststoffschalen. Will durch das Tor, die Sicherheitsfrau bittet mich, meine Jacke, die ich noch anhabe, auch durch das Röntgen-Laufband zu schicken. Vor lauer Hektik, Schuhe wieder anziehen, Kram zusammen packen und einem Plausch mit dem Sicherheitsangestellten, der sieht, dass ich das gleiche Handy-Modell habe wie er, und wie miserabel dieses Telefon doch sei, stelle ich 20 Minuten später im Flieger fest, dass ich meine Jacke am Band nicht mit genommen habe. Das ärgert mich noch eine ganze Weile, könnte fast ein wenig heulen, da diese Sweatshirt-Jacke (siehe Foto) eines meiner liebsten Kleidungsstücke geworden war, ich eben auch ganz stark mit meiner Zeit in San Francisco verbinde und fast jeden Tag getragen hatte… Habe eine ähnliche in rot gekauft, aber die blaue war eben 10 Mal besser – nu isse weg… Schade…

Vor allem bin ich aber glücklich, tatsächlich im Flieger zu sitzen. Das Mädel (Typ Paris Hilton) neben mir schaute mich völlig entsetzt an, als ich als einer der letzten in den Flieger steige, sie hatte sich sichtlich schon auf beide Sitze eingerichtet, so freundlich war dann auch in den Stunden danach unsere Konversation. Naja, war ja weitgehend in der Nacht. Habe kaum geschlafen, aber gut gedöst, und stehe am Dienstagmorgen um halb 10 am Flughafen in Frankfurt. Wieder in Deutschland. Merkwürdig.

Zurück auf deutschem Boden



Der erste Eindruck ist nicht merkwürdig, sondern irgendwie völlig normal – unterscheidet sich nicht vom Zurückkommen von einer kurzen Reise. Komisch, dass es nicht merkwürdig ist… Koffer vom Band geholt, frage eine Sicherheitsmenschen, wie ich zum ICE-Bahnhof komme, er mein „Nehmen Sie den gelben Bus dort“. Im Bus kurz später fragt mich eine Frau „Ist das Ihr Koffer da?“. Beim Betreten des Bahnhofs werde ich von einem Kreditkartenmädel angesprochen: „Haben Sie schon die neue Barcleys?“ Moment mal. Da war es wieder. Ich bin kaum gelandet und irgendwas ist doch anders. Die sprechen mich alle mit „Sie“ an! Ja, das Ansprechen mit „Sie“ habe ich völlig verdrängt. Das gibt’s in im Englischen bekannter Weise ja nicht, ich tue mich erst mal schwer damit, rede auch alle mit „Du“ an.


Kurz später fahre ich die Rolltreppe zum Gleis runter, meine Blicke treffen sich mit denen eines Mannes, der auf der anderen Seite hoch kommt. Beim zweiten Hingucken nicke ich ihm zu und grüße ihn, sehe nur, dass er sichtlich verunsichert und fast schon bedrängt weg schaut. Kaum da und schon der zweite Unterschied – in San Francisco wäre es völlig normal gewesen, dass er mich auch grüßt oder ein „How `re u doing“ raus gehauen hätte – hier guckt man dann eher schnell wieder weg…

Ich sitze grinsend wie ein Honigkuchenpferd auf dem Bahngleis, freue mich wieder hier zu sein, freue mich aber auch, in San Francisco gewesen zu sein. ICE ist super, sowas gibt’s in Kaliforniern nicht, man fährt an der A3 vorbei, und ich grinse mich weiter tot über die Autobahn. Im Gegensatz zu den Highways sieht die drei-spurige Autobahn aus dem Zug heraus ziemlich mickrig aus, was ziemlich paradox ist, da der Amerikaner riesige Freeways hat, dort aber nur mit maximal 110 Stundenkilometer fahren darf. Und hier darf man auf diesen engen Straßen 200 und mehr düsen – schon verrückt…

Bin um 12 in Köln, trinke mit Ute alle beauftragen Glühweine, treffe zufällig noch Markus auf der Domplatte, komme nachmittags in mein temporäres Domizil (cool, ein ganzes Haus für mich, lege mich erst mal in die Wanne), schlafe drei Stunden, bin abends auf einer Geburtstagsparty und merke, ich fühle mich völlig wie zu Hause, als ob ich nie weg gewesen wäre. Oder auch nicht. Ich merke, wie ich alles vergleiche, die Haltestelle am Appellhofplatz ist wie geleckt, selbst der Penner dort ist recht adrett gekleidet… schon anders hier. Ich befürchte, dass ich jetzt nur noch vergleiche.

Heiligabend ist jetzt vorbei, der erste Spaziergang im Bergischen liegt hinter mir und ich komme mir vor, als ob ich gerade mal zwei Wochen weg gewesen wäre… Hier hat sich die Zeit wohl viel, viel länger angefühlt. Nun isses neun Uhr morgens am 1. Weihnachtstag, bin vom Jetlag vor 3 ½ Stunden aus dem Bett gefallen worden und habe diese Zeilen geschrieben. Leider ist die DSL-Bestellung hier bei meinen Eltern noch nicht durchgeführt worden, dass ich nun seit drei Tagen ohne Internet bin, was sich auch merkwürdig anfühlt. Das heißt dann jetzt einfach „Oh Du Fröhliche“ eben offline und habe die Weihnachtstage Zeit, irgendwie wieder in den Rhythmus zu kommen.

Bin glücklich, hier gut angekommen zu sein, ohne direkt in ein mentales Loch gefallen zu sein. Das Leben im „Hier und Jetzt“ scheine ich also immer mehr zu beherrschen. Und habe ganz deutlich die Bilder von der Castro, dem Mission-Dolores-Park und den Blick auf die Skyline im Kopf… Und geh jetzt einfach noch mal ins Bett, da mir definitiv Schlaf fehlt… bin gespannt auf die nächsten sieben Wochen in Deutschland… In diesem Sinne, frohes Fest!


Zwischen den Welten - mit dem Kopf irgendwo zwischen San Francisco und Köln

Monday, 22. December 2008
...es ist schon etwas merkwürdig. Heute ist der letzte Tag hier. Bin am Mittag ein wenig durch die Gegend gelaufen, habe mein Rad zu einem Freund gebracht, bei dem es die nächsten Wochen stehen wird. Wollte noch kurz zu Bob (der mich am Tag meiner Ankunft vom Flughafen abholte) - leider war er nicht da, hätte ihm gerne noch Auf Wiedersehen gesagt. Bin noch mal in meinen Lieblingscafé, habe dort meinen Lieblingssalat gegessen und seit fünf krame ich hier rum.

Der Koffer ist immer noch nicht gepackt, aber die meisten Dinge, die hier bleiben, sind im Karton und im Keller verstaut. Karl-Heinz rief gerade an, hat sich von mir verabschiedet, damit könnte ich das Telefon jetzt eigentlich abschalten, da jetzt auch keiner mehr anrufen wird.

Meine Wetteranzeige am Rechner zeigt sowohl für Köln als auch für San Francisco 9° und Regen an. Ja, der Himmel hat den ganzen Tag geweint, so ein Wetter habe ich hier nur einmal im November erlebt... Na, und habe mit Thomas telefoniert, der gerade mit Familie Urlaub in Florida macht... irgendwie fühlt sich das alles schon sehr nach zu Hause und wie Deutschland an.

Ich kann gerade gar nicht sagen, wie ich mich fühle. Könnte jetzt weder sagen, dass ich mich völlig freue, noch könnte ich sagen, dass ich jetzt traurig bin, dass ich San Francisco morgen verlasse - ok, wenn auch nur für 7 Wochen. Da einzige, worauf ich mich gerade gar nicht freue, morgen früh (Montagmorgen) um 8 in den Flieger zu steigen, und erst am Dienstagmittag in Köln zu sein...

Nun denn, so isses eben. Ingrid hat mich für heute Abend noch auf einen Schluck Wein zum Abschied eingeladen, so wie ich die Fußstapfen von oben höre, ist sie jetzt auch da. Werde später noch kurz ins Castro wackeln und mich zumindest von Paul und Steve, zwei Barkeeper verabschieden - na, und muss früh los, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr ins Bett gehen werde - wahrscheinlich auch gar nicht schlafen kann. Hab mir einen Mietwagen gebucht, um morgen bequemer zum Flughafen zu kommen – vielleicht fahre ich einfach früher los, und habe die Golden Gate Bridge in der Nacht ganz für mich alleine…

In diesem Sinne – ich wünsch mir selber eine entspannte Rückreise, und allen hier und dort ein schönes Weihnachtsfest – meine Stimmung passt zumindest gerade in dieses Zeit. ...und der Himmel auf dem Foto war heute wirklich so triste - eben Novemberwetter...

Tiefer Blick in meine Fotokiste

Sunday, 21. December 2008
...keine Ahnung, ob dieser Eintrag nun gut ist oder nicht...

Natürlich sind die folgenden Fotos anders als die meisten, die bislang meinen Blog schmückten. Doch es ist ja nicht irgendeine Reise in die USA, sondern es ist meine ganz persönliche! Von daher einen Blick auf die Menschen, denen ich in den fünf Monaten begegnet bin. Viele als Besucher aus Deutschland, aber eben auch ein paar neu Gesichter. Freue mich, diese Menschen hier getroffen zu haben! Und freue mich auf das Wiedersehen!

Auf die Gefahr hin, genau den Fehler zu machen, den viele Studenten bei StudiVZ machen, die ihre Partybilder dort einstellen und damit jedem potentiellem Arbeitgeber die Möglichkeit bieten, sich deren Partyverhalten anzugucken, wage ich es jetzt einfach, die Bilder hier zu zeigen. In fünf Monaten San Francisco bzw. Kalifornien habe ich ziemlich viel von der Stadt und dem Drumherum gesehen - wirklich eine Gegend mit hohem Freizeitwert. Natürlich gehörte aber auch ein wenig feiern und Leute treffen dazu. Auch schon mal ein Glas zu viel, aber rückblickend würde ich sagen: Fünf spannende Monate, die Spaß gemacht, die sich gelohnt haben. Bis jetzt! Am 10. Februar geht es ja weiter ;-). Freu mich schon, freu mich aber jetzt erst mal auf Köln.

Ich muss mich entschuldigen, dass ich keine Bilder von den drei Mädels (+Herbert) aus Süd-Kalifornien dabei habe (und auch keins von Bettina). Habe zwar ein paar Bilder, die meisten sind leider wegen Blitz usw. nicht wirklich schön. Beim nächsten Mal machen wir dann ordentliche Bilder! Bilder gibt es aber ja in Tanjas Blog!

Abschließend - dieses ist jetzt nicht der letzte Beitrag für dieses Jahr - beabsichtige ich, mich noch einmal zu sammeln und - aus meiner Sicht - die guten und die nicht so guten Dinge Amerikas gegenüberstellen. Das sind die Dinge, die mich diese Woche ohnehin sehr beschäftigt haben: Was war jetzt super und was ist dann doch richtig doof. Ja, auch letzteres gibt es, es soll vor lauter Euphorie nicht der Eindruck entstehen, dass ich blind für einige Missstände bin, die hier mitunter doch drastisch zu beobachten sind. Es gibt also noch mal eine Art Resümee. Habe ja 18 Stunden Flug (mit Zwischenstopp) vor mir, da werde ich sicher dazu kommen, noch mal zurück zu gucken.


Dann mal viel Spaß mit den Fotos! Von oben nach unten:
• Mit Veit im Blauen König - ein Tag vor der Abreise
• Matthias - ein Tag nach meiner Ankunft, noch mit langen Haaren, 1. gemeinsamer Champaign (sagt man hier zum Sekt) im Twin Peaks
• Mit Heiko aus Hamburg in Reno
• Mit Peter (l.) und Christian (r.) bei Mr. Bing
• Ankunft von Matthias zum zweiten Besuch




• Matthias und Matthias während der Radtour über die Golden Gate Bridge

Karl Heinz Teuber


Man achte im Hintergrund auf die Aussicht - links könnte man die Golden Gate Bridge sehen, hätte ich das Bild nicht so dumm fotografiert- rechts sieht man noch einen Zipfel von Alcatraz.
Karl Heinz war enttäuscht, dass ich seine Party in meinem Blog nicht erwähnt habe. Aber, nicht um zu sagen, dass ich nun so schrecklich viel erlebt habe - aber mitunter waren die Ausflüge oder die Begegnungen so eng auf einander geballt, dass ich bei Weitem nicht alles geschrieben habe, was passiert ist. Was ja auch ganz gut ist, weil letzt endlich nicht jeder Gang zum Bäcker spannend ist (auch wenn ich selber bei jedem dieser Spaziergänge wieder zig neue Häuser gesehen habe...)

Die Party bei Karl-Heinz möchte ich an der Stelle aber noch erwähnen, weil es eine der Begebenheiten war, die ich so wahrscheinlich in Deutschland nicht erlebt hätte, da ich auch solche Leute wie Karl-Heinz nie getroffen hätte. Karl-Heinz hat also eingeladen - und das Volk war bunt! Neben einer Kostümdesignerin, die in einer Art Cats-Kostüm aufgerauscht ist, habe ich Rolf kennen gelernt (hatte ich schon eine Woche zuvor bei einem gemeinsamen Mittagessen zum DIM SUM getroffen), der sich privat ziemlich Understatement gibt - aber doch Konsul in San Francisco ist und unter der Order von unserem Vizekanzler Steinmeier arbeitet. Understatement ist auch ein gutes Stichwort für meine Vermieterin, Ingrid arbeitet beim Goethe-Institut und organisiert dort das berlin and beyond, ein deutsches Filmfestival. Sie ist mit Wim Wenders per Du - treffen wir uns aber auf der Haustreppe, ist sie eben auch ein Mensch wie ich und Du und sehr sympathisch! Und hat keinen – wie man so schön bei uns sagt – Pinn in Kopp!

Auf Karl-Heinz' Party treffen wir auch Hinrich C. Seeba samt Anhang, der an der Uni in Berkeley ein ganz großer Fisch ist. Und nebendran dann noch ein paar Studenten einer Filmhochschule (Tomas aus Sacramento muss sich als angehender Filmemacher scheinbar wirklich seine Individualität schwer erarbeiten - er läuft Barfuß auf der Party herum, trägt die Krawatte in der Hosentasche - ach, wie cool, die Sonnbrille umgekehrt, hat Dreck unter den Fingernägeln und meint zu mir, als ich sage, dass ich Webseiten mache, "Das ist ja wirklich ein ganz wichtiger Beruf" …so einen dummen Spruch habe ich seit der Zeit als Krankenpfleger nicht mehr gehört ;-)) und und und... einfach ein buntes Völkchen ;-).

Matthias und Matthias, die mit zur Party waren, aber auch ich selber war begeistert von diesem lustigen Zusammentreffen! Wer noch ein wenig mehr von Karl HeinzTeuber bei Youtube.com sehen möchte - seine Sammlung dort wird ständig größer!


Zu guter letzt noch zwei Menschen von hier. Rechts Rodrigo, gebürtig aus Kolumbien und Grafiker, unten Kiran aus San Jose, Programmierer, beides Jungs, die ich in der Zeit zu schätzen gelernt habe, und die durchaus das Potential für lange Freundschaften haben... Aber man wird sehen, auf jeden Fall sehr nette Menschen!


Ja, und mit diesem kurzen Blick in meine Fotokiste bin ich jetzt doch wieder zwei Stunden weiter, als geplant. Aber das ist gerade auch ein Teil des Inne-Haltens, der Zurück-Guckens und des Abschied-Nehmens... Insgesamt habe ich jetzt eben nachgeschlagen, habe ich in der Zeit gut 6000 Bilder gemacht. Neben der geplanten Rückschau werde ich wohl auch noch mal durch die Bilder gucken, welche meine liebsten Fotos sind...

Nun denn, dann geh ich jetzt mal schlafen, um morgen dann in Ruhe den Koffer zu packen... In diesem Sinne - gute Nacht!

Online-Test auf amerikanischen Akzent!

Friday, 19. December 2008
Ich klaue mich heute durch die verschiedenen Blogs - und komme einfach nicht zum Koffer packen! Danke Ursel für Deine Inspiration, ich hoffe, ich durfte bei Dir abschreiben!

Laut Testergebnis komme ich aus dem Nordosten - was von San Francisco aus betrachtet ja auch stimmt - nur noch etwas nördlicher - und noch etwas östlicher, ja, über den Teich hinweg - da stammt dann auch mein Akzent her!

What American accent do you have?
Your Result: The Northeast
 

Judging by how you talk you are probably from north Jersey, New York City, Connecticut or Rhode Island. Chances are, if you are from New York City (and not those other places) people would probably be able to tell if they actually heard you speak.

Philadelphia
 
The Inland North
 
The Midland
 
The South
 
Boston
 
The West
 
North Central
 
What American accent do you have?
Quiz Created on GoToQuiz

Amerika bereitet adäquat meinen Abschied vor!

Friday, 19. December 2008
Ich wusste, es sollte eine Überraschung werden, aber mein heißer Draht aus L.A. hat geplaudert ;-)

Danke Mikaela für die Inspiration - ich konnte es mir nicht verkneifen, das auch zu mir in den Blog zu nehmen :-)

PS - wenn das Video geladen ist, muss man es links unten starten ;-) ich stand da gerade wie ein Ochs vorm Berg, wunderte mich, dass es nicht von alleine los ging!




Ich freue mich auf Köln!



Bei allen gedanklichen Hin- und Her habe ich gerstern gemerkt, dass ich mich jetzt richtig auf Köln freue. Und jegliches "Wie wird das wohl werden" kommt mir gerade ziemlich albern vor. Ich werde wahrscheinlich auf der Domplatte den Glühwein in der Hand halten und mich so zu Hause fühlen, wie ich es in Köln eben tue. Durch Mail, Telefon und Internet ist Amerika doch direkt nebenan. War am Mittwoch und Donnerstag auf zwei Konzerten, einmal im HP Pavillion in San Jose , einmal in der Grace Cathedral, und beides mal dachte ich mir - das könnte jetzt auch in der Dortmunder Westphalenhalle oder im St. Maria im Capitol sein - wenn man auf die Musik konzentriert ist, tritt irgendwann die Umgebung völlig in den Hintergrund...

Nun denn, ich sollte mal langsam den Koffer aus dem Kabuff holen ;-)