Fernsehen in Amerika

Kurz gesagt - das ist nicht nur kein Unterschied, das ist sogar geklont...

Habe heute lange gearbeitet, habe noch Rechnungen geschrieben und meine Steuer gemacht. Und bin echt müde, von daher heute tatsächlich mal abendfüllend zu Hause.

Mein Fernseher läuft. Das ist jetzt nichts Besonderes - der läuft beim mir, sobald ich aufstehe. Nicht, weil das so spannend ist, sondern da es eine Quelle ist, um sich kontinuierlich an die Sprache zu gewöhnen - und das ist echt gut.

So richtig blicke ich allerdings noch nicht durch, was hier Lokal- und was hier Nationaler Sender ist. Zumindest alle Nachrichten, die ich sehe, kommen hier aus der Bay-Area, im Hintergrund sieht man immer die Bay-Bridge.

Morgens kommen wie bei uns sich wiederholende Nachrichten mit detaillierten Verkehrshinweisen aus der Stadt. Danach kommt "The View" - in etwa wie Ralf Morgensterns Kaffeeklatsch, nur etwas weniger selbstironisch. Halb 12 dann "Millionaire" - kein Jauch, aber genau das selbe Jingle, die selbe Studiokulisse, hier ist zumindest der Ablauf etwas anders zu unserem "Wer wird Millionär" - keine Vorrunde, dafür ein Skype-Joker. Ab mittags kommen die Soaps – und das ist dann nicht mehr aus zu halten, da überwiegt auch nicht mehr der „sich an die Sprache gewöhnen“-Aspekt. Auch wenn der Fernseher eher immer im Hintergrund läuft und ich kaum konzentriert gucke, muss ich hier umschalten…

Ab 14:00 - oder 2pm, wie es hier heißt, kommen dann die Richter-Shows, die ich ja persönlich richtig geil finde - nicht weil man was übers Recht lernen würde, sondern weil es bei "The People's Court" oder "Judge Judi" richtig ab geht. Es werden Nachbarschafts- oder Freundschaftstreitereien verhandelt, was für meinen Alltagswortschatz wirklich gut ist, aber vor allem brüllen die Richterinnen vehement im Saal rum, ja, richtig lautstark, man hat den Eindruck, hier wird nicht übers Recht gesprochen, sondern die Richter blasen den Kontrahenten einfach mal richtig den Marsch...

Ab 4 geht‘s dann auf dem anderen Kanal mit "Oprah" weiter - die ist irgendwie ein Mischung aus Tine Wittler, Vera am Mittag, Margarethe Schreinemakers und Jörg Pilawa. Da werden Häuser neu eingerichtet (nach der Unwetterkatastrophe in New Orleans), man sieht man einem Hund, der zählen und ein 12 jähriges Mädchen, die wie Maria Carrey singen kann. Es gibt Berichte von heroinabhängigen werdenden Müttern oder es wird einfach mal ein Promi interviewt. Auf dem anderen Sender läuft zeitglich das Olli-Geißen-Pendant, in dem per Lügendetektor und Vaterschaftstest kleinere oder größere Ungewissheiten geklärt werden.

Oprah hat wohl ziemlich deutlich ihre politische Meinung gesagt, von daher werden bis zur Wahl in ihrer Sendung keine Politiker zu Gast sein. Abends macht sie dann weiter - ähnlich wie Jauch oder Raab, die auch nie genug bekommen können - macht dann den Gottschalk-Job und moderiert fette Abendshows - neulich standen bei einem Live-Auftritt Cheer und Tina Turner auf der Bühne, die gemeinsam mindestens 150 Jahre alt sein müssen, aber aussahen, als ob sie gerade die Pubertät hinter sich hatten... Man fragt sich, für wie viel Geld die beiden schon auf OP-Tischen gelegen haben ;-) .

Wenn es wirklich einen Unterschied zum deutschen Fernsehen gibt, dann ist es eben der, dass hier diverse Promis, die wir eigentlich nur aus Hollywood kennen, einfach auch mal in der Talkshow sitzen, Leute wie Jamie Lee Curtis, Jim Carrey oder auch mal Natalie Cole.

Abends läuft dann "Dancing with the Stars", was nichts anderes als "Let's Dance" ist, Monk läuft Sonntags, Dr. House Dienstags, Sex in the city eigentlich jeden Abend, Grey's Anatomie auch irgendwann, und CSI auch ständig...

Ich freue mich immer, wenn ich nachmittags das Haus verlasse. Einmal am Tag gibt's dann für mich die Tagesschau als Podcast auf meinem iPod - entweder beim Mittagessen, oder in der Bahn auf dem Weg nach irgendwo. Ein weiteres Hoch auf die moderne Technik - ich möchte hier nicht neben deutschen Freunden und deutscher Arbeit noch deutsche Radiosender hören, was durchaus möglich wäre. Aber einmal am Tag deutsche Nachrichten hören, um mit zu bekommen, dass die SPD im Führungskader weiter Karussell fährt und Bayern mal keine CSU-Mehrheit hat – das tut schon gut!

Ach ja, das erlebe ich gerade als sehr angenehm - hier gibt’s eigentlich nur Republikaner und Demokraten, im wahrsten Sinne nur schwarz oder weiß. Man hat hier zum Glück keinen Westerwelle, oder keine Kühnast, die bei jedem Furz, egal ob von Steinmeier, Merkel oder sonst wem gelassen, direkt ein wahlkampforientiertes Interview geben… Es bleiben einem manche überflüssige Dinge einfach erspart!

Der Wahlkampf ist hier übrigens absolut rund um die Uhr präsent - und ganz anders als bei uns, aber davon werde ich später mal schreiben...




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