
Schon irgendwie krass, wie schon geschrieben, habe ich bis zum letzen Wochenende viel gearbeitet, aber ich realisiere gerade, dass ich bereits sechs Wochen hier bin, es jetzt nur noch vier Tage bis zum RĂŒckflug sind. Irgendwie ist es wie ein Schnelldurchlauf des gesamten letzen Jahres.

Abendessen mit Bettina, Theresa, Thomas und Thomas beim koreanischen BBQ, ein Drink mit Christian beim Brasilianer, Fingerfood und Rotwein bei Karl-Heinz mit Blick aus dem Wohnzimmer auf die Golden Gate Bridge, nebenbei erklÀre ich ihm ein paar Dinge am Computer, und er erzÀhlt aus seinem zeitweise doch recht wilden Leben, und dass er mit dem so zufrieden ist, was er mit seinen 73 Jahren erreicht hat.

Mit Joseph gehe ich (er hat Freikarten) zu
Joyce DiDonato, einer recht bekannten AriensĂ€ngerin aus San Francisco ins Herbst Theater, dort treffe ich zufĂ€llig Dr. Bob, der mich bei meiner ersten Ankunft letzen Sommer vom Flughafen abgeholt hat und bei dem ich meine erste Nacht in Amerika ĂŒbernachtet habe. Ebenso lĂ€uft mir Benny ĂŒber den Weg, den ich zweimal im Twin Peaks getroffen habe, der zwar meinen Namen nicht mehr erinnerte, aber spontan fragte, ob mein Webdesign weiterhin gut lĂ€uft.

Zu guter Letzt sind wir letzes Wochenende die KĂŒstenstrecke nach Los Angeles gefahren, auch bei schlechtem Wetter absolut beeindruckend, am Samstag zu
Venice Beach, Kiffer-Hippie-Strand in L.A., am Sonntag nach Las Vegas.

Las Vegas ist krass. Wir wohnen im
Excalibur, was vom Schloss Neuschwanstein inspiriert ist, das in Anbetracht der anderen, wesentlich fetteren Hotels auf dem Strip langsam zur Billig-Absteige mutiert. Wir wohnen fĂŒr sage und schreibe 31 Dollar die Nacht, OK, es kommt noch Ressort-Zuschlag und Tax drauf, damit sind wir bei gut 40 Dollar, was aber immer noch nur ca. 30 Euro fĂŒrs Doppelzimmer ist. Das ist weniger als unsere doch leicht angeranzte Unterkunft hier in San Francisco.

Aber wie das eben mit den SchnĂ€ppchen so ist. Man wird mit einem Angebot gelockt, mit den anderen Posten wird aber sicher die Marge dann gemacht. Internetzugang kostet 14 Dollar pro 24 Stunden, Eintrittspreise fĂŒr Shows sind im dreistelligen Bereich, Gunther von Hagens
âKörperweltenâ â Bodies heiĂt es hier schlicht - wird im Luxor gezeigt, kostet 40 Dollar. Preise fĂŒr Essen und GetrĂ€nke sind sogar fast normal, aber dafĂŒr soll man ja eben sein Geld vergamblen. An jeder Ecke steht ein âQuick-Moneyâ Automat, an dem man auch per Kreditkarte Bargeld bekommt, habâs mal angetestet, fĂŒr 200 Dollar hĂ€tte ich 20 Dollar GebĂŒhren gezahlt, wenn ich den Vorgang nicht abgebrochen hĂ€tte. Und anders als im ganzen Amerika â an keinem Geldautomaten kommen gröĂere als 20 Dollar-Scheine raus â hier wirft der Automat nur 100 Dollar-Scheine rausâŠ

FĂŒr mich ist Las Vegas schon das Symbol fĂŒr dieses ânichts ist unmöglichâ-Amerika, man baut dort, wo kein Wasser ist (ich dachte zumindest, es sei keins da, es ist jede Menge da, wie wir ein Tag spĂ€ter sahen) und wo eigentlich sonst nichts da ist. Aber man baut einfach eine riesige Stadt ins Nichts, es wird Wasser und Strom bis zum Abwinken verplempert, hier stehen mit die gröĂten Hotels der Welt, es wird Kohle bis zum geht-nicht-mehr verbrannt, und an keinem Ort ist Geld haben und Geld verlieren so nah neben einander. VergĂ€nglichkeit von Geld wird hier sooo deutlich⊠Ganz nebenbei ist
Las Vegas die Stadt Amerikas, die am stĂ€rksten wĂ€chst, aktuell sind es im GroĂraum Las Vegas rund 1,6 Millionen Menschen, und irgendwo habe ich im Hinterkopf, man erwartet, dass die Stadt in 10 Jahren dreimal so groĂ sein wird. Und alles ist auf Tourismus aufgebaut!

Nun denn. Kurzfristig kam der Gedanke, in den drei Tagen Las Vegas einen Helikopter-Trip in den Grand Canyon zu buchen. Auch nicht ganz billig, aber als ich im Sommer am Grand Canyon war, stand ich am Rand und war etwas enttÀuscht, da einmal reingucken doch nicht sonderlich spektakulÀr war. Auch der Abzocker-Trip zum Skywalk war kein berauschendes Erlebnis. Ich bin im Mai weg gefahren mit dem Gedanken, ich will hier noch mal hin, aber dann muss das mit irgendeiner Aktion verbunden sein. Nun, das war jetzt die Gelegenheit.

Am Dienstag wurden wir um 6:15 frĂŒh mit einer Limousine abgeholt. Egal ob nun in Las Vegas, Los Angeles oder hier in San Francisco, Limousinen gehören wirklich zum tĂ€glichen Stadtbild und scheinen zum alltĂ€glichen Luxusartikel zu gehören. Nun saĂ ich zum ersten Mal in einer solchen Kutsche. Schon nett, wenn auch etwas dekadent, aber was sollâs.

Um kurz nach sieben waren wir bereits eingecheckt, saĂen im Helikopter und los. FĂŒhlt sich erst mal an wie ein klapprige Ente, sechs FluggĂ€ste und Pilot, passende Amerika-Musik ĂŒber die Kopfhörer, damit man nicht allzu sehr von dem doch lauten RotorgerĂ€usch beeintrĂ€chtigt ist, mit zwischenzeitlichen Infos zu der Landschaft, die man gerade ĂŒberquert, oder ĂŒber Las Vegas, oder ĂŒberâŠ

Irgendwann fĂ€ngt dann nicht schleichend, sondern ziemlich abrupt der Grand Canyon an. Und rein geht es⊠und ab hier fehlen mir einfach die Worte. Das war etwas von der Vorstellung, die ich hatte, dass ich nicht nur einfach am Rand stehen möchte. Den Rest kann man nicht beschreiben, das mĂŒssen jetzt die Bilder liefernâŠ

N Happen zu Essen, ein Glas Champagner â so nennt der Ami zumindest seinen Sekt â und zurĂŒck. Leider viel zu kurz und viel zu schnell vorbei, aber immerhin gibt es jetzt von den 2 œ Stunden knapp 300 Bilder⊠das hĂ€lt den Moment etwas festeâŠ

Na, und gestern ging es bereits wieder ânach Hauseâ, hier her nach San Francisco, heute ist Thanksgiving, der Heiligabend der Amerikaner. Habe sowohl beim ZurĂŒckbringen des Mietwagens als auch am Nachmittag viele Bilder aus der Stadt gemacht â die werden die Tage folgen⊠Und langsam nehme ich Abschied von der Stadt, irgendwie viel ernster als im Sommer⊠nun, aber gleichzeitig nehmen die Deutschland-PlĂ€ne von Keas Gestalt an, am 29. Dezember landet er in Frankfurt, er ist dann erst mal ne Weile da. Er hat gerade die Seiter der Kölner VHS offen: âGerman as a second languageâ, also, es ist alles im Fluss⊠bis die Tage â oder wie man hier heute nach jeder Begegnung mit anderen Menschen hörte: Happy Holliday (zu gut deutsch: n schönen Feiertach

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