Keine Homepage? Wer es glaubt...

Tuesday, 27. January 2009
...surfe gerade tumbe durch das WWW und stolpere über diese Seite:

Stephan-hat-gar-keine-Homepage

...kannte ich noch nicht - witzig gemacht!

Nicht schreiben fällt schon schwer - aber spart auch Zeit! Nun sind es noch 14 Tage bis zum Rückflug nach San Francisco. Freue mich. Gelassenheit in Köln entwickelt sich, genieße einen Alltag hier, fühle mich sehr zu Hause, und freue mich gleichzeitig auf das andere Leben in Amerika. Schon verrückt. Die Welt ist sooo klein, so nahe bei einander...

Sieben (bis jetzt fünf) Wochen Köln sind sehr kurz - und doch so lang. Jeden Tag neue Eindrücke auch hier, viele Gespräche, treffe jeden Abend andere Freunde, und genieße es... An dieser Stelle in gut zwei Wochen mehr über das "Zwischen-den-Welten"...

Liebe Grüße aus Köln-Ehrenfeld!

Köln im Schnee - und das große Hadern

Thursday, 8. January 2009
...nun, zum Glück habe ich beim letzen mal nur eine kurze Schreibpause versprochen - so hab ich nun kein völlig schlechtes Gewissen, mich heute schon wieder zu melden - und das nach nur zwei Wochen in Köln...

Danke an dieser Stelle für die zahlreichen Kommentare – ich habe mich sehr darüber gefreut - sowohl von den Bekannten als auch von unbekannten Schreibern. Mit dem Bloggen scheint zu SMS, Skype, Twitter, Facebock, XING usw. wirklich eine neue Kommunikationsform dazu gekommen zu sein - die mir nach einer Woche Abstinenz fast schon fehlte...


Das Schlag-auf-Schlag der Unternehmungen von Anfang Dezember scheint sich gerade fort zu setzen. Nach den ersten Tagen zu Weihnachten mit der Familie bin ich jetzt in Köln und so gut wie jeden Abend verplant. Kino oder Sport sind aktuell gar nicht drin. Fast täglich treffe ich Freunde, gehe oft vom WDR direkt, keine Ruhe, noch mal nach Hause zu gehen, ohne Pause zur abendlichen Verabredung. Den Berg der Termine finde ich mitunter ein wenig bedrückend, finde es aber auch gut, die Gelegenheit jetzt auch beim Schopf zu packen und viele Leute zu treffen. Die Sprüche der letzen Jahre "ich muss unbedingt mal vorbei kommen" verhallen gerade nicht, sondern es wird ein Termin gesucht, und man trifft sich! Die begrenzte Zeit in Deutschland hat eben auch positive Effekte!

Zehn Tage hat es gedauert, bis ich mein Jetlag richtig verdaut hatte, obwohl als Pfleger Nachtdienst-geprüft, scheine ich die Umstellung gerade nicht so gut zu verkraften wie noch vor 10 Jahren im Wechseldienst. Nun denn, es droht ja auch die große 4 mit der bösen Null dahinter, und auch an mir scheint das Alter nicht spurlos vorbei zu gehen, was mir viele Umstehende als bekanntes Phänomen bestätigen... Dank der gefüllten Zeit laufe ich scheinbar aber nicht Gefahr, über den Eintritt in die nächste Dekade ins Grübeln zu geraten - na ja, Dinge zum Grübeln habe ich jedoch gerade reichlich!

Was mich am allermeisten verwundert, dass mir die Zeit in San Francisco wie ein Wimpernschlag vor kommt und es sich leider ganz weit weg anfühlt. Tagelang habe ich meine Bilder sortiert, und sollte eigentlich viele Gründe zur Wehmut haben. Nichts. Ich bin hier, als ob ich nicht weg gewesen wäre... Alles so vertraut, auf dem Weg zu meinem ersten temporären Domizil bin ich mit dem Fahrrad meine alte Inline-Strecke gefahren und merkte, ich kenne hier wirklich jede Bodenkachel, weiß genau, welchen Hubbel zur Verkehrsberuhigung ich an welcher Stelle umfahre kann um so das Tempo nicht drosseln zu müssen.

Wenig Wehmut wegen San Francisco, wenig Gefühlsduselei aber auch zu Köln. Ich bewege mich in der Stadt wie im Schlaf, 17 Jahre in der Stadt ziehen eine gewisse Vertrautheit nach sich, die letzen sechs sogar ohne Umzug, laufe ich rund um den Rudolfplatz, als ob ich nie weg gewesen wäre. Tanja meinte irgendwann mal, dass sie bei Heimatbesuchen das Gefühl hat, zu Hause bleibt die Welt stehen – dieses Gefühl habe ich nicht. Direkt nach meiner Ankunft sah ich, das Musical-Zelt am Dom ist geputzt und wieder blau (der Ruß der Stadt macht es schnell irgendwie dreckig-grau), an der Severinsbrücke führt am neuen Microsoft-Gebäude nun eine Treffe hoch auf die Brücke; ein Büro-Gebäude an der Pipinstraße, dass vor einem halben Jahr noch eine Baugrube war, wird schon mit Außenverkleidung versehen, und die Kranenhäuser in den neuen Rheinauhafen sind fast ohne Einrüstung zu sehen... Die Stadt hat weiter gelebt.

Überlegungen – es ist ein Hin und Her



Meine Gedankenwelt ist hingegen noch viel beschäftigter als ich als Person mit den ganzen Terminen und Besuchen. Mir geht Köln nicht auf den Nerv, es begeistert mich aktuell aber auch nicht. Ich freu mich, Freunde zu treffen, Köln selber scheint allerdings ein wenig vorbei zu sein. Ich fand es immer gut, und jetzt ist eben vorbei. Ich quäl mich hier nicht, es kann wiederum gut sein, dass ich in einem halben Jahr nirgendwo anders leben möchte als in Köln. Aktuell ist es eher ein Nicht-Gefühl.

Ich war heute das erste Mal - eher aus organisatorischen Gründen – im Haus in dem meine Wohnung ist (jedoch nicht in der Wohnung selber, meine Untermieterin war nicht da). Mich hat absolut keine Wehmut gepackt. Irgendwie gut, dass man nicht an vergangenem klebt - aber auch schade, dass das Gefühl so schnell verschwindet. Mag vielleicht auch eine Nebenwirkung des Alters und der damit vermeintlichen Gelassenheit sein - diese hat sich allerdings bei mir noch nicht gemeldet, bin mitunter sehr angespannt.

Ich laufe mit dem Fotoapparat in der Hand durch Köln. Das ist wiederum schön, da ich die Stadt auf einmal wieder an gucke. Und genauso viele Bilder, die ich von der Golden Gate Bridge habe, könnte ich auch nun vom Dom machen. Der Abstand zur Stadt hat eben auch hier positive Seiten. Und es passieren schon viele Kleinigkeiten, die mir ein Schmunzeln auf die Lippen bringen. Der Putzmann beim WDR - schätzungsweise osteuropäischer Herkunft und um die 60 wischte um mich herum, da ich um 19:00 noch im Büro saß. Er leerte meinen Mülleimer, guckte mich an und meinte - sonst ist kaum ein 'n Abend wahr zu nehmen - "Sie waren aber lange nicht mehr hier". Es ist also aufgefallen, dass ich nicht da war! Zumindest im Rückblick ;-) .

Oder heute morgen an der Bahn, als der Straßenbahnfahrer auf eine heran laufende ältere Frau wartete und die bereits geschlossenen Türen wieder öffnete. Ich dachte mir: Wie schön, es gibt bei der KVB also doch auch Menschen mit guten Umgangsformen, was in San Francisco völlig üblich ist, hier wird keinem Fahrgast die Tür vor der Nase zu geschlagen...
Oder meine Nachbarin Roswita (im Rentenalter), die mir heute sagte, ja, mach das, geh in die Welt, genieße es, guck Dir so viel an wie Du kannst, wenn sie nochmal jung wäre, sie würde das genau so machen, auf Kinder und Partner verzichten. Ein ganz tiefes Gefühl von "Das Leben ist so schnell vorbei gerannt" drückte Sie aus, und gab mir den ernsten Rat, alles mit zu nehmen, was geht!

Ach, fast völlig vergessen, was ich absolut genieße ist ein 100% funktionierendes Netzwerk hier in Köln. Nur ein Telefonat reicht, um eine Unterkunft zu haben, oder ein Auto, oder, oder... Fünf Monate Fern sein ändern nichts an einer Vertrautheit, klar, das Leben geht für alle weiter und alle entwickeln sich weiter, aber ich habe das ganz tiefe Gefühl, dass hier alleine der Freunde wegen immer ein Stück Heimat bleiben wird.

Ich schreibe und schreibe und schreibe und komme zu keinem Punkt. So geht es mir gerade. Ein ständiges Hadern mit allen Dingen. Will ich jetzt hier sein oder dort? Ein kleines Zwischenergebnis der Gedanken ist derweil gefasst: Wenn ich wieder in San Francisco bin, werde ich mir ein Zimmer suchen, dass ich mir auch für länger Zeit einrichte, egal, auch wenn ich nach einem halben Jahr wieder abreise. Aber es fehlt gerade wirklich ein zu Hause. In den Staaten bin ich gerade ohne Wohnung, hier auch nur mit Behelfslösungen untergebracht - ich schätze die Gastfreundschaft meiner Freunde sehr - aber es fehlt mir gerade ein wenig die eigene Tür, die ich hinter mir zu machen kann, und dann den guten Mann einfach einen guten Mann sein lassen kann.

Die Zeit rennt - nur noch 4 1/2 Wochen bis zum Rückflug



Langsam fange ich an, nach Jobs in Amerika zu gucken. Was ich lange Zeit umgangen habe, passiert langsam wieder von alleine, wie ich es von mir auch eher kenne (als Selbständiger habe ich selten das Problem gehabt, mich motivieren zu können - neige eher zum zu viel arbeiten). Das heißt, beim nächsten Aufenthalt muss ich dort arbeiten, sonst ist das für die Katz. Wenn ich frei spinnen darf - am liebsten würde ich bei Google arbeiten, und dort in der Abteilung, die ganz eng mit Deutschland zusammen arbeitet. So könnte mir Google auch dreimal im Jahr den Flieger in die Heimat finanzieren... Oder, habe mich gestern auf einen Job als Übersetzer für Werbeanzeigen in einer Netzwerkfirma beworben. Deutscher, bzw. Nativ Speaker ähm, Muttersprachler zu sein ist eben auch ein Einstellungskriterium. Könnte mir gut vorstellen, auch solche Jobs zu machen und etwas fachfremd zu arbeiten. Wie auch immer, es wird was kommen, und ohne die konkrete Situation zu kennen, bin ich absolut zuversichtlich, dass sich was findet wird...

Immer mehr kommt mir in den Kopf, ich sollte meine Halbjahres-Planungsvariante verlängern und vielleicht über zwei Jahres-Zeiträume planen. Macht in vieler Hinsicht Sinn, vor allem strengt es mich gerade an, und alle sechs Monate Grundsatzentscheidungen zu treffen, kann man vielleicht durch andere Planungsansätze umgehen. Aber auch darüber denke ich morgen vielleicht schon wieder ganz anders nach.

Und und und. Wenig Reisebericht heute, viel unausgegorene Gedanken, wer es bis hier her geschafft hat, bei dem bedanke ich mich. Gehört für mich persönlich aber auch dazu. Nun denn, in absehbarer Zeit wird es auch wieder Zeilen aus der Ferne geben...

Noch ein letztes "Ach Ja": Köln liegt gerade im Schnee. In Köln schneit es jeden Winter, das ist nichts Außergewöhnliches. Die Regel ist aber eher, drei Schnellflocken fallen, absolutes Verkehrschaos kommt auf und nach vier Stunden ist alles wieder weg. Diesmal anders. In der Nacht zum Montag hat es bestimmt 10-15 cm geschneit, dann ist es richtig kalt geworden, und seit vier Tagen liegt hier dauerhaft Schnee, viele Gehwege sind gefährlich vereist... Meine Temperaturanzeige zeigt 11°C in San Francisco und Sonnenschein an - auch der Dollar-Kurs sieht gut aus... es gäb also auch gute Gründe, auch heute wieder zurück zu fliegen ;-) nun denn, ich genieße die Zeit in Köln, und freu mich auf San Francisco!

Die Fotos sind alle vom letzten Wochenende, die ersten beiden vom Aachener Weiher… ja, zugefroren! Auch nicht so häufig ;-)


Rückblick in Kurzfassung – und eine kleine Schreibpause

Thursday, 1. January 2009
Ich habe zwar ein Resümee angekündigt, merke allerdings, wie schwer mir es fällt, gerade einen klaren Gedanken zu fassen. Gerade nach dem Besuch von Matthias und Matthias, während dem wie extrem viel unternommen haben, fühlte ich mich fast etwas überfordert von den unterschiedlichen Eindrücken und der extrem schönen gemeinsamen Zeit. Erkältungsmäßig angeschlagen war mir in der letzen Woche in San Francisco nur noch nach Entspannung, hatte nach Ewigkeiten das kleine japanische Wellnessbad Kabuki gefunden um einfach etwas zur Ruhe zu kommen, trotzdem waren die letzen Tag in der Stadt verplant mit Terminen und Treffen mit Freunden.

Jetzt bin ich hier in Deutschland, fühle mich leer, komme mir vor, als ob ich kaum 14 Tage weg war. Nach drei Tagen mit der Familie kehrt sehr schnell wieder viel Alltägliches ein, die ersten Begegnungen mit Freunden zeigen ebenfalls dieses „Du bist doch gerade erst gefahren“-Gefühl. Was ich spüre, ein „Erzähl mal, wie es war“ funktioniert nicht. Ich freue mich über ganz viele Begrüßungen, ganz verbundene Freunde. Und dann falle ich fast in ein Schweigen, da ich weder weiß, wo ich anfangen soll, weiß nicht, wie ich es beschreiben kann, was mich beeindruckt hat. Es fühlt sich schon nicht mehr gegenwärtig an, ich habe das Gefühl, wenn ich davon erzähle, dass ich dann Geschichten erzähle, die ich auch selber irgendwo hätte lesen können. Die Zeit in San Francisco fühlt sich von hier aus, im Haus von Birgit und Thomas irgendwo in Porz, ganz weit weg an.

Kleiner Kurzabriss


Im Groben – was ist anders? Deutschland ist wie geleckt! Es ist sauber, die Straßen sind alle tiptop-gepflegt. In Amerika (sprich, San Francisco, das ist mein Horizont dort drüben, über den ich schreiben kann) sind die Straßen, weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll – nicht kaputt, aber sehr stümperhaft gebaut. Vielleicht ist das auch ein Grund für die 110 h/km Höchstgeschwindigkeit, mehr wäre wahrscheinlich fatal und würde zu Unfällen oder Reifenpannen aufgrund der schlechten Fahrbahnen führen. In der Stadt (abgesehen von den Hügeln) wäre man als Inline-Skater auf jeden Fall verloren.

Die Menge der Penner bzw. Homeless-People ist immens, habe die Tage in Köln auch ein paar wenige gesehen, auch manche ziemlich abgewrackt, aber hier sind es Vereinzelte, dort kann man sich das Straßenbild ohne kaum vorstellen.

In der Straßenbahn hier in Köln schwebt man fast wie im ICE von A nach B – in San Francisco wird man egal ob von Bussen oder Bahnen kräftig durchgerüttelt – letze Woche erzählt mir noch irgendwer, dass er in einem Bus in San Francisco unterwegs war, in dem fast alle Leute vorzeitig ausgestiegen und nicht bis an ihr Fahrziel gekommen sind, da die Busfahrerin wohl in einem solchen Tempo die Hügel rauf und runter fuhr, entweder betrunken, wahrscheinlich eher zugedröhnt war und einen angsteinflößenden Fahrstil hatte.

Die Menschen auf der Straße sehen anders aus. OK – Köln ist jetzt nicht das provinzielle Dorf, wie es mir nach 17 Jahren Vertrautheit oft vorgekommen ist. Klar, Türken oder andere Südländer gab es schon immer, aber die Menge der Schwarzen und Asiaten (also, dem optisch sichtbaren Multi-Kulti-Volk) scheint in den letzen Jahren zugenommen zu haben. Der Mix in San Francisco ist wesentlich extremer. Was hier der Türke ist, ist dort der Mexikaner, der meist etwas kleiner und vom Körper tendenziell etwas gedrungener ist. Im Mission-District, in dessen Nähe ich gewohnt habe, kann man auch ausschließlich mit Spanisch überleben. Abgesehen von dieser eher Mono-Kultischen Gegend, oder wie China-Town, wo neben Touristen kaum andere Bewohner außer Chinesen zu finden sind, ist es in der Stadt oft bunt. Spannend, wie die Völker sich langsam mischen. Viele Menschen, die eindeutig afro-amerikanische Einschläge haben, aber nicht richtig schwarz sind. Man sieht Asiaten, bei denen andere Völkchen mit gewirkt haben: Im Gesicht erkennt man die Züge eines Menschen aus Fernost, die sind dann aber schon mal 1.90m hoch oder muskelprotzig, wie man sich den klassischen Asiaten nicht gerade vorstellt ;-). Einfach schön bunt.

Stadt der Paradiesvögel


In der Stadt leben gefühlte Unmengen von Studenten, mit unterschiedlichen Mützen, Piercings im Gesicht, viele Leute mit Tattoos, extrem eng geschnittene Hosen (hab mich ständig gefragt, wie die Jungs diese Hosenbeine über ihre Knöchel bekommen haben), die Baggy-Jeans, scheint zumindest in der Generation unter 30 ausgedient zu haben. Extreme Brillen, riesig, oder einfach aus Plastik und knall-gelb. Jede Menge Dreadlocks, viele junge Leute mit Skateboards unterwegs (was mich bei den Straßen und Hügeln oft gewundert hat). Schwarze Jugendliche mit riesigen Jacken bis zu den Knöcheln und Kapuzen, dass man sich an South-Park erinnert fühlt. Ringelsöckchen, Fransenjacken, und, und, und… Es scheint auf jeden Fall verdammt schwierig zu sein, einen einzigartigen Stil zu finden, bzw. aufzufallen scheint kaum möglich. Der einzelne bunte Vogel fällt kaum auf, wird wahrscheinlich wegen der Menge an schrägen Gestalten auch nicht mehr angeglotzt. Nun denn, ich schaue mir so gerne Menschen an, da wird das Gucken in der Stadt nicht so schnell langweilig!

Nicht selten riecht man einen Duft von Haschisch – egal, ob man über die Straße läuft, schon mal urplötzlich im Auto, ohne zu wissen, woher das kam, oder beim Spazierengehen im irgendeinem Park. Ich habe mich nicht mit der Gesetzeslage befasst, da Hasch nicht mein Zeug ist, zumindest ist es hier recht öffentlich. Und selbst in Wohnungsanzeigen auf der craigslist.org wird durch das verklausulierte „I am 420 friendly“ ganz deutlich ausgedrückt, dass der Wohnungssuchende regelmäßiger Marihuana-Raucher ist (Wiki weiß auch nicht genau, woher die Klausel 420 oder 4:20 für Cannabis kommt). An der Anzahl der Verrückten auf der Straße vermutet man auf jeden Fall, dass es manche wahrscheinlich etwas übertrieben haben, oder auch andere Drogen zu lange konsumiert haben. Von heftigeren Drogen bekommt man allerdings auf der Straße relativ wenig mit.

Sicherheitsgefühl in San Francisco


Mag sich wie ein Drogen-Eldorado an hören und der damit verbundenen Kriminalität. Klar, ist ein Teil davon. Insgesamt habe ich mich aber selten so sicher in einer Stadt so sicher gefühlt wie in San Francisco. Es gibt Ecken – wie zwischen Market und der 6. Straße, an dem offensichtlich ein lukrativer Drogenumschlagplatz ist und wo schon düstere Gestalten zu sehen sind. Ohne das zu wissen hatten wir uns (Matthias und ich) im Sommer mit Freunden genau an dieser Ecke verabredet, diese kamen später, deswegen mussten wir dort 10 Minuten warten. Die Dealer wurden sichtlich unruhig, da wir einfach nur da standen, aber nicht kaufen wollten ;-) – Die nervösen Dealer ließen wiederum uns dann auch nicht entspannt... Wenn man jedoch weiß, wo das ist, und man diese Ecken zügig passiert, ist das kein Problem. Ich behaupte sogar, dass 90% der Touristen es gar nicht mitbekommen, dass sie dort aus einem umfangreichen Drogen-Angebot auswählen könnten...

Ein paar Straßen weiter, mitten drin in der Innenstadt, ist der Straßenstrich, der unterscheidet sich jedoch nicht sonderlich vom Hamburger Hauptbahnhof. Klar, man wird angesprochen, ob man nicht will, aber sowohl in Hamburg als auch in San Francisco wissen die Nutten sehr gut, bei wem sie nachhaken müssen und wem sie einfach noch einen schönen Abend wünschen.

Klar, es gibt auch Ecken, vor denen mich jeder gewarnt hat, wie zum Beispiel dem Hunters Point, wo extrem viele schwarze im sozialen Wohnungsbau leben und eine sehr hohe Kriminalität sein soll - nicht, dass ich das bestreiten will – aber genau in der Ecke wohnt ein Bekannter, den ich ein paar Mal besucht und den Heimweg oft erst spät am Abend angetreten habe. Auch hier habe ich nie das Gefühl gehabt, es ist jetzt für mich gefährlich. Mir ist schon klar, dass ich als knapp 100 Kilo-Mensch nicht als leichtes Opfer zu betrachten bin. Dazu kommt, dass ich - wie einige Leute meinten - ein recht durchschnittliches Aussehen eines weißen Amerikaners habe, man mich eben auch für jemanden aus der Nachbarschaft halten könnte, so dass ich tatsächlich nie das Gefühl der Unsicherheit hatte.

Klar, schon mal ein Unwohlsein, aber ich habe mich wesentlich unwohler gefühlt, wenn sich ein stinkender Penner im Bus in meine Nähe setzte. Einen gab es, der neben mir saß, sich urplötzlich in meine Richtung drehte und aus den tiefsten Lungenspitzen mir mitten ins Gesicht hustete, zum Glück trocken. Aber ich spürte den warmen Atemstoß und dachte: Bäh! Aber Angst vor Gewalt oder sogar Waffen, nein, die hab ich nicht gehabt (ganz klar aber mit dem Wissen, dass es jede Menge Waffen gibt und diese im Rahmen von Rivalitäten verschiedener Gangs auch zum Einsatz kommen). Ich würde sogar behaupten, dass ich mich so entspannt durch die Straßen bewegt habe - oft mit einem Grinsen im Gesicht von wieder neuen Blicken durch die Straßenschluchten - und meine gelassene Ausstrahlung wie eine Art Schutzschild gewirkt hat…

Ein einziges Mal bin ich einem Penner direkt in die Arme gelaufen: Ich habe mich von einer Freundin verabschiedet, mich umgedreht und bin ohne zu gucken los gegangen und habe den so gut wie umgelaufen. Der schlug wild auf mich ein, aber nicht wirklich aggressiv, sondern eher erschrocken, genauso wie ich, die Schläge waren letztendlich Abwehrschläge. Hat nicht weh getan. Lediglich wollte er dann als Wiedergutmachung mein Kleingeld haben. Als er dann meinte, das würde nicht reichen, konnte ich ihm aber auch sagen, dass 2,50 Dollar nun genug Entschädigung für dieses Versehen wären. Das hat er dann auch so geschluckt.

„Um Kohle beschissen“ wurde ich ebenfalls nur ein einziges Mal. Und das nicht mal in San Francisco, sondern in Reno. Hier hat der Barkeeper - leider etwas zu offensichtlich - meinen 20 Dollar-Schein unter die Kasseneilage verschwinden lassen und wollte mir das Wechselgeld auf 10 Dollar raus geben. Mit der Begründung, ich müsse mich irren, da er keine 20-Dollar-Scheine in der Kasse hätte (klar, die waren ja auch drunter). Aus Kulanz hat er mir fünf Dollar mehr rausgegeben, was ich im Nachhinein schon als „Erwischt“ gedeutet habe. Aber da war es auch zu spät, um noch mal den Fusch aufzudröseln. Ansonsten – klar, es kostet alles Geld, aber die Erfahrung ist schon, dass die Leute mit Geld sehr sorgfältig umgehen, und eher mal eine Dollar mehr zurück geben, wenn der Bartender das Gefühl hat, es sei nun zu viel Trinkgeld, oder das nächste Getränk geht dann eben aufs Haus…

Kleine Schreibpause und in eigener Sache



Ja, so isses, da denk ich, ich kann nicht viel schreiben, aber einmal angefangen schlender ich dann doch durch die verschiedenen Erinnerungen. Ich möchte es damit aber für heute belassen.

Weihnachten traf ich einen Bekannten aus Erfurt, der mit erzählte, dass er sich gerne meine Bilder angeguckt und auch im Blog geschmökert hat. Ich war überrascht, dass er überhaupt die Domain zu meinem Blog kannte. Ich habe mich sehr darüber gefreut, da er selber Bild-Redakteur ist, konnte er meine Freude gut verstehen, da er wiederum selber auch selten Feedback zu seiner Schreiberei bekommt.

Ein wenig geht es mir auch so… und doch wiederum nicht. Ich sehe in meinen Webstatistiken, dass ich täglich zwischen 20 und 30 Besucher habe. Zum Teil durch die Verlinkung bei The American Dream - danke noch mal dafür. Aber aus den unterschiedlichsten Ecken, nicht nur in Köln, sondern aus dem ganzen Land bekomme ich mit, wie einzelne Leute meine Zeilen verfolgen. Ein Stammleser im Westerwald, eine Amerika-Begeistere aus Freiburg, ein Webdesigner aus Ulm, Kollegen meiner Schwester im Fränkischen haben im Sommer gelesen, die Mutter einer Freundin aus dem Hunsrück, aber auch einige Freunde und Bekannte aus Köln oder dem Bergischen Land oder neue Freunde aus San Francisco. Das freut mich so sehr, und macht mich auch ein wenig stolz. Ach ja, nicht zu vergessen meine drei Mädels (+Herbert) aus Süd-Kaliforniern als Stamm-Kommentatorinnen ;-).

Kommentare erwünscht!


Ich würde mich freuen, ganz viele Kommentare unter diesem Beitrag zu finden. Liebe Leser, gebt Euch einen Ruck und gebt Euch zu erkennen! Am liebsten ohne irgendeine Lobhudelei, ein einfacher Gruß tut‘s auch! Und wenn dort ein „Was ich noch über XXX wissen wollte…“ zu lesen sein wird, dann freue ich mich umso mehr! Keine Ahnung, ob ich was beantworten kann, vielleicht gibt das aber neue Anregungen, um über weitere Themen zu schreiben.

Fortsetzung folgt…


Nun denn – für alle Live-Time-Leser –alles erdenkliche Gute für 2009, viel Glück und vor allem Gesundheit! Für mich geht’s am 10. Februar wieder nach San Francisco, per Direktflug von Frankfurt (Umsteigen ist ja nicht meins ;-)) – entweder bis dahin, oder bis zu einem Zwischenbeitrag, wenn ich meine Sicht der Welt noch mal als schreibenswert erachte… Also, in diesem Sinne: Vielen Dank für das treue Lesen! Stephan