Alltag, wechselhaftes Wetter, Sausalito, Besuch aus Deutschland und Computer-Hacker

An der Überschrift ist zu erkennen, dass es viel zu erzählen gibt. Es sind zwei Wochen seit meinem letzen Eintrag verstrichen, und langsam fangen einzelne Leute an zu fragen, ob ich eine Schreibblockade hätte?

Nein, eine Schreibblockade habe ich nicht, aber mein Gefühl, schreiben zu müssen, ist wesentlich geringer als im letzen halben Jahr. Alltag kehrt ein, was ich als ganz angenehm erlebe. Auch scheinen endlich die Nachwehen der anstrengenden Zeit über Weihnachten vorbei zu sein. Hier ist jetzt arbeiten und einleben in die neue Umgebung angesagt. Aber ich habe das Gefühl, dass ich schon seit Ewigkeiten hier bin, mich einfach sehr gut zurechtfinde, und deswegen aktuell wenig für berichtendwert halte.

Gucke ich zurück, habe ich im Herbst verschiedene Berichte angefangen, über die Amis und ihr Geld, über den öffentlichen Nahverkehr in San Francisco, über unterschiedliche Maßeinheiten und dass man im Alltag an jeder Ecke darüber stolpert. Aber es hat derweil sowas normales bekommen, dass es mir fast schon überheblich vorkommt, darüber zu berichten.

Nun denn, es geht weiter. Seit einer Woche sind Georg aus Berlin als auch Almut und Christina hier. Die beiden letzteren sind die Mädels aus Köln, die seit letzem Sommer auf Weltreise waren (www.reisen-statt-rosten.de) und ihren letzten Stopp hier in San Francisco eingelegt haben. Es ist spannend, als ich die beiden vom Flughafen abholte, ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich das allererste Stück Heimat bin, das sie nach sieben Monaten reisen treffen. Es ist schön, sich austauchen zu können, wie man es erlebt, für so lange Zeit von zu Hause fort zu sein. Die beiden haben viel zu erzählen, aber eben auch die Schwierigkeit, wo fängt man an, wenn man so lange unterwegs war und vieles gesehen hat. Ein Gefühl, dass ich sehr gut aus Köln kenne, als ich zurück war. Aber es wird nicht langweilig, da stückchenweise immer wieder Eindrücke zu den unterschiedlichen Gesprächen passen und dann auch einfließen.

Und Georg ist ein Uraltfreund, das ist einfach entspannt und angenehm (was natürlich mit Almut und Christina auch so ist!), wen Vertrautes um sich zu haben.

Beim aktuellen Wetter sollte man allerdings nicht meinen, in Kalifornien zu sein. Klar, es sind ein paar Grad wärmer als in Deutschland, und man kann entspannt mit einer dicken Sweatshirt-Jacke vor die Tür gehen, aber immer wieder ist es zugig in den Restaurants, wenn tagsüber die Sonne nicht da ist oder man an der Straßenbahnhaltestelle wartet, wünscht man sich manchmal doch eine Winterjacke. Mein Schal ist zumindest treuer Begleiter! So sind die ersten Fotos von letzem Sonntag, an der wir uns ans Ferry-Building, zum Embarcadero und auf den Coit-Tower bewegt haben. Auch nicht schlimm, wenn es mal etwas fieselt. Aber es ist einfach noch sehr wechselhaft. Ab 15. März, so versprach es mir Karl-Heinz, wird das Wetter gut!

Sausalito


Donnerstag war dann endlich Kracher-Wetter. Die Sonne ballerte durch meinen Erker. Das ist echt schön in meiner neuen Wohnung, ganz im Gegensatz zu meiner temporären Bleibe sitze ich jetzt mitten im Wetter, muss leider sogar teilweise die Jalousien runter lassen, wenn ich am Rechner arbeite. Aber die Sonne wandert ja und so kann ich zumindest immer eins meiner drei Fenster frei lassen. Es ist schön, beim Denken über die Arbeit einfach den Blick schweifen lassen, und gucken, wer hier so auf und ab läuft. Bunt isses, und nach zwei Wochen sieht man einzelne Gestalten auch zum wiederholten Male. Erinnert mich ein wenig an das halbe Jahr, als ich meinen Arbeitsplatz von zu Hause in ein externes Büro gelegt hatte – dort gab es ebenfalls eine große Scheibe zum gucken…

Nun denn, Donnerstag war also gutes Wetter, das meiste meiner Arbeit war getan, und ich wartete ohnehin noch auf Feedback, um richtig weiter arbeiten zu können. Habe mir kurz entschlossen den Tag frei genommen und bin mit Georg nach Sausalito gefahren. Das ist ein kleines Örtchen auf der anderen Seite der Bucht. Man fährt mit der Fähre, die unverschämt teuer ist, aber da eine touristische Attraktion, wird der Preis auch gezahlt. Sausalito selber ist dann wirklich ein kleines Örtchen. Wir mussten uns eine ganze Weile darüber amüsieren, dass die Frau am Touristik-Kiosk uns das ein paar Mal hintereinander erzählte. „Es ist ein kleiner Ort, links sind ein paar Restaurants und Bars, und es ist wirklich ein kleiner Ort, und dort seinen ein paar Kneipen und Restaurants…“ ;-) Wäre wir nicht weiter gegangen, hätte sie das gewiss auch ein drittes Mal wiederholt. Ein Schlag der Amerikaner scheint einfach so zu sein, dass man einfach von vorne wieder anfängt, wenn einem nichts mehr einfällt. In Deutschland würde man die Leute für blöd erklären und vielleicht auch etwas entrüstet sein, wenn man an einem Abend drei, viermal die gleiche Frage gestellt bekommt. Hier ist mir das schon mehrfach passiert.

Das blau-weiße Häuschen ist übrigens nicht der Touristik-Kiosk, sondern das eigentliche Touristik-Center, einschließlich einer Fotoausstellung über die Geschichte von Sausalito sowie von berühmten Menschen, die aus Sausalito stammen. Ich glaube, an der Größe des Häuschen kann man erkennen, dass Sausalito wirklich ein richtig kleines Örtchen ist ;-) .

Sausalito hat den Charme vom Bodensee – es gibt einen riesigen Jachthafen. Bei manchen Schiffchen ahnt man, dass man für den gleichen Preis sicherlich nicht nur ein Einfamilienhäuschen bekommt. Andere sind eher etwas Bescheidener, aber sicher auch nicht in der Preisklasse eines Mittelklassewagens. Habe mich gefragt, wie viel Geld hier einfach nur rum liegt, und wahrscheinlich nur wenige Tage im Jahr bewegt werden.

Von der Hauptstraße aus führen die Straßen in die am Hang gelegenen Wohngebiete. Hier wird noch mal ein Stück Amerika deutlich. Wir als Fußgänger irritieren den kompletten Verkehr. In einer Situation kommen sich zwei Autos entgegen, direkt wo wir gerade waren, und es schien erst mal einen Schrecken beim Autofahrer zu geben, der nicht mit uns gerechnet hat. Keine gefährliche Situation, aber man spürt „mal wieder“ ganz deutlich, dass in der Regel Fußgänger nicht vorgesehen sind und auch gerne die Bürgersteige fehlen. Nun denn, dass hat allerdings den Vorteil, der Ami geht auch nicht spazieren, man ist also alleine unterwegs, und wenn man an privaten Gärten vorbei kommt, wird man wie ein guter Nachbar freundlich gegrüßt.

Opfer von Computer-Hackern


Tragsicher Weise musste ich an Freitag feststellen, dass meine Daten bei meinem Provider gehackt worden sind. Alle wichtigen Dateien sind von dritter Seite verändert worden, sodass beim Aufruf sämtlicher Webseiten, die ich erstellt habe, einen Virus geladen werden soll. Keine Angst, der Schaden ist behoben, es sind auch alles Daten gesichert, sodass ich alles reparieren konnte – aber es sind jetzt 1 ½ Tage Computerarbeit einfach damit verflogen, alles wieder zu richten. Da spürt man einfach, wie viel Zeit, auch für völlig überflüssige Dinge, vor der Computer-Kiste verstreicht. Sicherlich auch eine neue Erfahrung. Es ist jetzt zu klären, wodurch das möglich war. Mein Provider stellt sich etwas stur, und sieht keinen Handlungsbedarf, so muss ich bis zu den normalen Bürozeiten am Montag warten. Keine Hilfe bei der Hotline. Aber so ist derweil meine Erfahrung, wenn man mit Standardfragen kommt, gibt es schnell Lösungen, wenn man aber mit Sonderfällen oder Ausnahmesituationen kommt, erlebt man gerne das „Der Kunde, mein Feind“-Phänomen. Nein, will nicht klagen, der Support war durchaus freundlich, verstanden haben die Leute vom Support das Problem leider nicht. Da ist man dann leider machtlos. Und das auszuhalten, fällt mir dann nicht leicht.

Zum Alltag gehört Kino


Eine Art Urlaubsmodus kann ich dieses Mal nicht mehr feststellen, was wahrscheinlich auch gut ist. So gewinne ich gerade einen Blick auf meine Amerika-Geschichte, die mehr geerdet ist, die sachlicher ist und mir einen klareren Blick verleiht. Die Euphorie des Neuen ist verblasst, und jetzt geht’s einfach auch darum, den Alltag zu gestalten.

Für mich gehört da auf jeden Fall Kino dazu, glücklicher Weise laufen gerade auch gute Filme. Am Donnerstag war „Frost/Nixon“ angesagt, Anlass war aber eher, mit meinen drei Besuchern in das Casto-Kino zu gehen. Das Kino ist einfach traumhaft. Bei solchen politischen Filmen mit jeder Menge Dialoge spüre ich dann aber doch, dass mein Englisch noch bei Weitem nicht alltagstauglich ist. Ich würde den Film jetzt gerne noch mal auf Deutsch sehen.

Am Dienstag stand „Der Seltsame Fall Des Benjamin Button...“ auf dem Programm. Witzige Idee, das Leben einfach mal rückwärts laufen zu lassen, hatte aber das Gefühl, dass der Filme extreme Längen hat. Als ich beim Rausgehen sah, dass der Film fast drei Stunden gedauert hat, wirkten die Längen dann doch eher dezent. Aber man verpasst jetzt nichts, wenn man den Film nicht gesehen hat.

Vorletzen Sonntag war ich allerdings in „SLUMDOG MILLIONAIRE“. Ich würde sagen, ein Muss!!! Einerseits ist die Geschichte witzig aufgebaut, erst nach einer ganzen Weile versteht man, wie die Erzählweise ist und was überhaupt passiert. Vor allem weiß man nach dem Film aber mal wieder, wie gut es einem selber geht, und man nicht als kleines Kind in irgendwelchen Slums in Indien ums überleben kämpfen musste. Ein paar Tage später saß ich mit meiner Nachbarin Bettina (www.bettina-pauly.de) zusammen, (die mir übrigens diese Wohnung hier verschaffen hat und die noch eine fette Einladung zum Abendessen als Danke-Schön gut hat!) die nach diesem Film genau das gleiche Gefühl hatte. Wir können zwischen Amerika und Deutschland hin und her pendeln, uns dekadent überlegen, wo wir unsere Zeit verbringen. Wenn man über den Alltagskram dann schon mal lamentiert, und dann einen solchen Film sieht, weiß man, das man echtes Glück hat mit dem Flecken Erde, auf dem man zur Welt gekommen ist.

So, das soll jetzt mal nicht zu schwafelig werden… Will nur sagen, ich bin gerade recht entspannt und glücklich, dass ich diese Gelegenheit bekommen und genutzt habe. Wie es weiter geht, wird sich zeigen...

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