Klein aber mein – meine eigenen vier Wände… Und ich hasse OFFLINE!

Seit Sonntag wohne ich nun in meiner neuen Wohnung. Endlich. Dieses Mal scheint die erste Zeit in San Francisco jedoch von viel Warten bestimmt zu sein. Warten, bis die Erkältung weg ist, warten, bis der Termin zum Einzug erreicht ist, jetzt warte ich noch auf meinen Internetanschluss. Der kommt morgen, und dann ist der Weg zur Welt endlich wieder offen.

Es ist wirklich erstaunlich, wie abhängig ich derweil von diesem Medium bin. Nicht nur, dass ich nicht richtig arbeiten kann, sondern das komplette Organisieren, sowohl von Geschäftsangelegenheiten als auch jeglicher Freizeitaktivitäten, läuft bei mir derweil online. Die Umsatzsteuer für Februar muss ich noch einreichen – Mist – geht nur übers Internet. Was läuft denn im Kino – ähm, wo hat man das eigentlich früher her gewusst. Ah, meine Flex-Fortbildung könnte ich ja langsam starten – gleiches Dilemma – die ist auch nur übers Web organisierbar. Echt, meine Aufgabe scheint gerade zu sein: Geduld zu haben!

So wackel ich gleich ins Internetkaffee, damit ich zumindest mal ein paar Zeilen von mir hören lasse, und ein paar Bilder meiner Wohnung zeigen kann. Zumindest das geht ohne Internet, eine paar Zeilen vorzubereiten und auch die Fotos so vorbereitet zu haben, dass ich sie nur noch in den Blog stellen muss.

Schwimmen in Mexiko


Zumindest hat mir das die Gelegenheit gegeben, am Mittwoch zum Garfield-Pool zu fahren, einem öffentlichen Schwimmbad im Mission-District. Mission ist Mexico. Der Stadtteil fängt ungefähr an der 14. Straße an und zieht sich bis weit hinter die 28. Straße. Die Stadtplanung ist hier schon amüsant. Die Market-Street, die zentrale Straße der Stadt, fängt am Embarcadero an (so heißt dies Straße, die am Wasser entlang aller Piers führt) und zieht sich diagonal schräg runter über Kilometer hinweg schnurstracks gerade aus bis zum Castro. Alle großen Straßen südlich der Market sind dann einfach durchgezählt. Die 1. Straße ist dem Embarcadero am nächsten, dann wird einfach hoch gezählt. Wenn ich öfters erzählt habe, dass das Zurechtfinden in der Stadt einfach ist, hängt es eben mit diesem simplen Aufbau zusammen. Wenn man einmal weiß, dass der Apple-Store an der 4. und mein Lieblings-Vietnamese an der 6. ist, dann findet man einfach alles sehr schnell. Und jetzt wohn ich sogar von beidem nur noch einen Katzensprung entfernt.

Alle durchnummerieren Straßen in SOMA-District (South of Market) laufen im rechten Winkel von der Market ab. Das ändert sich ungefähr an der 12. Straße. Hier dreht sich das Schachbrettmuster, damit die Straßen endlich schön genau von Westen nach Osten und von Norden nach Süden laufen. Und dort fängt das Mission-Viertel an. An der 16. sind noch viele Schwarze im Straßenbild zu sehen. An der 26., an der das Schwimmbad liegt, sind dann so gut wie nur noch Mexikaner zu sehen. Und etwas ab von der Mission-Street, eine der großen Straßen, die sich anfangs parallel zur Market und später mitten durchs Mission läuft, lungern hier tatsächlich jede Menge Mexikaner an Straßenecken oder auf den Bürgersteigen herum. Manche mit einem Teller mit der Mittagsversorgung in der Hand, manche rauchen einfach nur, knabbern an Zahnstochern, manche grüßen, manche gucken einfach nur. Ich denke nur, denk dir die Autos weg und spiel ein wenig Mundharmonika-Musik ein, man hätte das Gefühl, mitten in einem 50er Jahre-Western zu sein.

50er Jahre scheint zumindest auch das letzte Renovierungsdatum des Schwimmbads zu sein. Es gibt Spinte, Schlösser muss man wohl selber mit bringen. Gekachelt sind hier nur der Beckenrand und die Linien auf dem Beckenboden, welche die Schwimmbahnen anzeigen. Der Rest ist plumper Beton. Zumindest gibt es heißes Wasser, und das Schwimmbecken hat eine gute Temperatur. Was richtig gut ist, hier sind die Schwimmzeiten eingeteilt. Ich bin zum „Lap Schwim“ gegangen, was man grob mit „Bahnen-Schwimmen“ übersetzen könnte. Sprich, alle die dort sind, wollen auch richtig Bahnen ziehen. Die sechs Bahnen sind in drei Schwimmbereiche eingeteilt nach „slow“, „medium“ und „fast“. Wenn man in Deutschland nicht in einem Schwimmverein ist, kämpft man beim Freizeit-Sport-Schwimmen gerne schon mal gegen Hausfrauen, die den Kaffeeklatsch durch einem Schwimmstündchen ersetzt haben, sich trotzdem beim Plausch in die Augen gucken wollen, deswegen nebeneinander schwimmen und schon mal richtig viel Platz einnehmen. Alles nicht schlimm, an vollen Tagen ist das Sport-Schwimmen in Deutschland dann aber eher ein Spießruten-Schwimmen; das ist hier mal gut gelöst.

Auch die Schwimmrichtung. In den äußeren Dritteln schwimmt man gegen den Uhrzeigersinn, in dem mittleren mit dem Uhrzeigersinn. Große Pfeile an der Kopfseite weisen darauf hin. Kann mir das nur erklären, dass man an den Trenn-Seilen, wenn man nebeneinander her schwimmt, zumindest sich in die gleiche Richtung bewegt und nicht dem potentiellen Entgegenschwimmer, wäre es nicht so vorgegeben, beim versehentlichen Verlassen der Bahn mit der Hand ins Gesicht schlägt. Naja, und alle 10 Meter ist an den Wänden zu lesen, dass laufen nicht gestattet ist. Sowie ein Schild, wie es scheinbar in Amerika in allen öffentlichen Räumen angebracht sein muss, welche über die maximale Raumkapazität informiert. Hier liegt diese bei 200 Leuten. Ich frage mich nur, bei aller Liebe, wenn hier 200 Leute im Schwimmbad wären, also rund 70 auf zwei Bahnen, dann wäre auch hier kein entspannten Sport-Schwimmen mehr möglich ;-). Aber insgesamt mögen die Amerikaner Schilder schon gern – öhm, ich glaube fast, dass das Aufstellen von Schildern im Gesetz verankert ist, an manchen Orten findet man auch absurde Schlider…

Soweit, so gut. Da es mit Australien jetzt nicht klappt ;-) habe ich gestern eine Bewerbung an einen potentiellen Auftraggeber gesendet, dessen Profil ich zu 100% erfülle. Der Job ist auf drei Monate angelegt, was zum jetzigen Zeitpunkt ideal wäre. Bin mal gespannt, ob es hier einen Rücklauf geben wird. Bislang, und das ist ebenfalls eine neue Erfahrung, ist noch auf keine Bewerbung eine Rückfrage gekommen. Da spüre ich, wie verwöhnt ich in Deutschland war. Mache mir jetzt keinen Sorgen, habe aber eben auch hier das Gefühl, dass meine große Aufgabe das Geduld-Üben ist.

In diesem Sinne – ab morgen hoffentlich wieder mit richtigem Internetanschluss! PS - das letzte Foto ist leider nicht mein Blick aus dem Fenster, den sieht man eher davor. Aber der Blick war es am Mittwochnachmittag mal wieder wert, fest gehalten zu werden!





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