Abschied im Bergischen

Im ganzen Abschiedsmarathon ist der Samstag der Tag, vor dem ich ehrlicher Weise die meiste Angst hatte. Nicht, dass ich Dramen erwartete, aber so ganz geschmeidig wird das nicht.

Gutes Mittag Essen mit der Familie in der Dorfschänke in Agathaberg. Wird derweil von einem Mann betreiben, mit dem ich die Grundschulbank drückte.

Danach zu meinen Eltern. Auto ausgeräumt, und dann - ich war gerade einen Moment alleine auf dem Dachboden, vor dem ganzen Kram, der hier bereits zwischen gelagert ist (zu Recht die Frage meiner Ma, ob sich der Aufwand für fünf Monate lohnt?!?), der Kloß im Hals wurde dick, und es war kurz davor, dass mir die Tränen in die Augen schossen... Hammer, da hat‘s mich... Bin ja nun kein kleines Kind mehr, aber auch mit bald 40 ist die Bindung sehr eng, und wenn mir irgendwas richtig schwer fällt bei meinen Auslandsplänen, dann ist es in der Tat, fünf Monate nicht nach Scherkenbach zu kommen.

Hab mich wieder gefangen, konnte also weiter das Auto aus laden, merkte aber schon, dass ich ständig sehr nahe daran war, wieder den Kloß im Hals zu spüren.

Kuchen gegessen, Kaffee getrunken, was eben bei einem Besuch bei Eltern dazu gehört. Und neben allgemeinen Unterhaltungen denkt Vater gerade offen darüber nach, das Haus zu verkaufen - nicht, dass ich glaube, dass er es je tut - könnte mir es auch nie vorstellen, ihn in einer modernen 3-Zimmer-senionrengerechten Wohnung irgendwo in der Stadt zu sehen, wo er doch über 70 Jahre seines Lebens auf dem Bauernhof gelebt hat. Aber man merkt, dass die Veränderungen, der Auszug meines Bruders als auch mein Aufenthalt in Amerika in bewegen, es löst auch Veränderungen bei ihm aus, und ich finde es irgendwie auch gut, dass er sich gedanklich auf andere Situationen einstellt - zeigt es doch, dass er innerlich beweglich ist und es ihm auch gut geht.

Mein Abschied ist dann eher unspektakulär - gebe meinem Vater die Hand, winke dem Rest der Familie mit dem Worten "bis morgen dann" zu und gehe alleine aus dem Wohnzimmer. Sonst begleiten mich die Eltern immer bis vor die Haustür und dort gibt’s noch einen letzten Austausch. Jetzt bleiben sie sitzen, was sicher daran liegt, dass meine Schwester mit Sarah und Leon zu Besuch sind, und dann die Regeln anders sind.

Ich steige ins Auto, fahre los, hupe noch mal, und sehe im Rückspiegel dann doch meinen Vater vor der Haustür stehen, der noch mal winkt, er wartet einen Moment, dreht sich um und geht wieder ins Haus... Kann mir das Tränchen jetzt nicht verkneifen, ist auch nicht schlimm, aber das Bild war einfach schön und spüre die tiefe Verbundenheit. Habe das Bild tief in mir gespeichert.

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