Interview am Konsulat - Super!


Die Nacht war unruhig, ich war mehrmals wach. Um 6 ging der Wecker, um 20 nach 6 stand ich fertig geduscht und angezogen in Jens’ Küche, schlabber ein Leitungswasser. Jens wird wach und ist so lieb, und macht mir noch einen Kaffee – ich stehe am Küchenfenster, es ist klares Wetter, blauer Himmel, es ist schon taghell, und ich wundere mich, wie man am Stadtrand solche Siedlungen bauen konnte. Praktisch, aber nicht schön.

Um 6:50 bin ich startklar und gewollt, das Haus zu verlassen. Nicht, dass es von Jens aus nur 2 KM zum Konsulat wären, aber ich habe sämtliche Elefantenherden einberechnet, die den Weg hätten kreuzen können. Und die fehlende Möglichkeit, kurz vor der Botschaft nicht links abbiegen zu können, und deswegen eine Halse fahren zu müssen, bestätigt mich kurz in meiner großzügigen Zeitplanung ;-).

So war ich also um kurz nach 7 vor dem Konsulat, an der Schlange sah man dann auch, wo der Eingang war, und endlos freie Parkplätze waren direkt vor dem Konsulat - also stand ich wirklich um 7:10 in der Schlange – Man sieht, ich bin nicht der einzige Wahnsinnige, der es mit der deutschen Pünktlichkeit zu ernst nimmt (mein Termin war um 8!), auch 30 andere Leute (von denen, wie sich später zeigte, nur gut eine Handvoll für die Greencard da waren) harrten in der Kälte aus.

Gegen 7:30 kam dann der erste Beamte und öffnete das Fenster zum Ticket-Schalter - jeder bekam seine Wartemarke, und ich war beeindruckt - es lag eine Liste am Empfang, auf der mein Name stand - also, hier bin ich mit Sicherheit richtig! Wartemarke W504.

Man stand aber immer noch vor dem Häuschen, das eher an den Kücheneingang des ehemaligen Kasernenkomplexes erinnerte, als an den offiziellen Eingang eines Konsulats - nur das Schild mit Foto der Freiheitsstatue, Kuppel des Capitols und einer wehenden Amerika-Fahne zeigte, dass das hier ein ganz besonderer Fleck Erde ist!

Man wurde zu viert in das Häuschen gelassen, was dann der "Flughafen"-Check-In war, also, Sicherheitscheck mit Jacke durchleuchten und Metalldetektor. Anschließend war man innerhalb des hoch umzäunten Komplexes. Mit dem Check war man dann auch schon wieder am Ausgang des Einganghäuschens, und eine Dame halb links am nächsten Gebäude vermittelte einfach nur durch ihr "da stehen", dass man nur in ihre Richtung gehen sollte. Dem war dann auch so ;-).

Ich ging durch zwei Türen – im Zwischenraum hingen Portraits von George Busch, Condoleezza Rice und einem dritten Mann, den ich peinlicher Weise nicht kenne - lief einer weiteren Dame in die Arme, die meinen Vorgänger auf English ansprach, mich dann aber zielsicher auf deutsch: "Haben Sie schon gezahlt?" - und verwies mit einem Wink an den Schalter 22 - einem diagonal durch die komplette Halle - ganz ans Ende - also, erst mal Kohle abdrücken.

Der kahl geschorene bebrillte Kassierer um die 30 lächelte freundlich, auch bei ihm lag ein Beleg, auf dem die Kosten speziell auf meinen Namen vorausgefüllt war – Visa-Karte gezückt (ganz nach dem Motto: die Freiheit nehm’ ich mir - wie passend hier ;-)) Wie man ihn später beobachten konnte, hatte er glaube ich den langweiligsten Job in dem Etappenlauf.

Kurz Platz genommen, wunderte ich mich, aber auch bewunderte erst mal die Halle. Es schien wie ein alter Innenhof des Kasernengebäudes gewesen zu sein, das nachträglich mit ein paar Säulen und eine Glasdach versehen worden ist - nicht spektakulär - eher schlicht und modern, aber um die Säulen hingen von allen 50 Staaten die "Staatenfahne" - und das verlieh dem Raum einfach schon eine besondere Bedeutsamkeit. Ansonsten hatte der Raum eher den Charme einer Posthalle oder eines Straßenverkehrsamtes, da an 3 Seiten nur Schalter mit Glasscheiben waren, an denen man dann "abgewickelt" wurde - selbst das Gespräch mit dem Konsulat ging später an einem der Schalter von statten, durch Scheibe und über Mikrophon, das hatte ich mir schon offizieller vorgestellt.

Also, es war 8, ich hatte schon bezahlt, die Halle war so gut wie leer, obwohl für 299 Platz war, wie eine Schild bezifferte - und meine Nummer wurde kurz später vom Schalter 23 aufgerufen. Dort erhielt ich dann den Rückumschlag, auf den ich meine Adresse schreiben musste. Außerdem durfte ich dann meine Briefmarken darauf kleben, und bekam einen Zettel, auf dem stand, in welcher Reihenfolge ich meine Unterlagen sortieren solle.

Dann schwebt ein junges Mädel an mir vorbei, die aussah wie die tatsächlich weibliche Version von Daniel Kübelböck. Sie war mir draußen schon aufgefallen, da Ihre Klamotten definitiv nicht für eine Warteschlange bei 0 Grad geeignet waren. Hier stand das gute Aussehen im Vordergrund. Nach dem sie ebenfalls am Zahlschalter war, setzte sie sich ein paar Stühle weiter, und durch nach vorne Bücken präsentierte sie erst mal Ihre Spitzenwäsche und Ihr Arschgeweih. Nun denn.

Wie sich jetzt langsam rausstellte, fand die komplette Abwicklung in dieser Ecke statt, also, zwischen Schalter 17 und 23 - der Rest der Halle wickelte andere Dinge mit anderen Menschen ab, die mich in dem Moment nicht interessierten ;-). Ich sortierte meine Blätter und musste jetzt etwas länger warten - um kurz von 9 kam dann der Aufruf zum Schalter 21.

Hier traf ich auf einen jungen Mann, der nun meine Unterlagen entgegen nahm. Selbst wenn er Amerikaner war, ist er sicherlich in Frankfurt geboren, sein hessischer Slang machte Spaß. Als erstes wollte er dann die Kopie meiner Geburtsurkunde haben - ach Du Kacke – ich habe doch nur das Original dabei (hatte ich mir explizit für die GreenCard besorgt)! Ich hatte ja eine Kopie für meine Unterlagen gemacht, aber war mir nicht sicher, ob ich die dabei hatte. Gekramt - nä - nicht dabei. Der Mann war ganz entspannt und meinte, es sei kein Problem, er würde dann eine Kopie machen. Dann wollte er mein Abi-Zeugnis - er bekam eine uralt-beglaubigte Kopie aus den 90ern von mir, aber auch das Original, und hat sich in der Tat auch angeguckt, ob die Kopie dem Original entspricht.

Dann das Führungszeugnis. Dann die Bankstatements. Er war überrascht, dass ich ihm die Originale überreichte, das hatte ich zumindest bei den Vorbereitungen so verstanden. Was soll’s, was fang ich damit an, ich meinte, nein, nein, die wären extra für ihn! Und dann den Gewinnermittlungsbericht meines Steuerberaters (bin ja selbständig) sowie die ausgedruckten Kontoauszüge von meinen drei Konten der letzen drei Monate - auch hier die Nachfrage - seinen die für ihn? Ja, bitte, die habe ich extra für ihn ausgedruckt...

Ohne nachzufragen bestätigte er, dass meine Unterlagen von der ärztlichen Untersuchung bereits da seien, die Quittung brauchte er also auch nicht mehr.

Und nichts weiter - ich fragte noch mal, was mit meinen Arbeitzeugnissen sei, aber er war völlig zufrieden mit dem Abi-Zeugnis - der Rest sei egal... (und ich kopier mir vorher den Wolf …)

Er ging, kopierte die Geburtsurkunde, und gab mir das Original wieder - ach das war es - ich dachte, er will das Original - und er wollte nur einen Kopie - das erklärte meine erste Verunsicherung!

Er erklärte mit dann ausführlich, bis wann ich einreisen muss, an wen die Social Card gesendet wird, wann die Greencard versendet wird, wie lange die hält, was man tun muss, wenn man länger draußen bleiben will. Aber auch, dass die Einreiseerlaubnis aus dem Ausweis, dem Visa selber und dem Röntgen-Bild besteht, und das man beim Öffnen der Rück-Einschreibens vorsichtig sein solle, nicht, dass man den Visum-Umschalg beschädigt, was dieses ungültig machen würde - und man die Prozedur noch mal durchlaufen müsste. Der gute Mann schaffte es wirklich, dass man trotz der Glasscheibe das Gefühl hatte, man ist super betreut!

9 Uhr, und ich war auch mit diesen Formalitäten durch.

Er hatte mir zum Abschluss die Broschüre „Welcome to the United States“ überreicht. Das erste Durchblättern war echt ein rührender Moment – ich fühlte mich wirklich herzlich willkommen. Der Satz auf der ersten Seite „It is now both your right and your responsibility to shape the future of this country“ hat mich dann schon ergriffen. Der Satz zur “Perminant Resistant Card (Form I-551)” – some people call this a “Creen Card” brachte mich dann eher zum schmunzeln.

Danach wurde es dann echt gemein, da die Reihenfolge der Nummern nicht mehr chronologisch aufgerufen wurde, sondern irgendwie nach Abarbeitung. Selbst die weibliche Kübelböck, die die Wartenummer 506 haben musste, wurde vor mir vom Konsul aufgerufen. Irgendwie hatte ich jetzt das Gefühl eines Wettrennens. Vor allem kam es mir so vor, als ob nun mindestens 30 Mal irgendwelche andere Nummern von andern Verwaltungsabläufen im Rest der Halle aufgerufen wurden, und jedes Mal schreckte ich erneut auf.

Um kurz vor 10 war es aber dann soweit. Schalter 17: Der Konsul. Ein eher typisch aussehender Amerikaner, der vor allem aus der Entfernung betrachtet eine ähnliche Mundpartie wie George W. Busch hatte. Später zeigte sich im Profil eher eine große Ähnlichkeit zum jungen Patrick Swazy zu Dirty Dancing Zeiten - nur mit gut gepflegtem 7-Tage-Vollbart.

Und es war wirklich beeindruckend - zuerst fragte er mich, ob ich das Formular selbst ausgefüllt hätte (das vom letzten Sommer) - musste die Hand heben, schwören (vor der Scheibe) und dann unterschreiben!

Es war wie Smalltalk - er fragte, wo ich hin wolle, San Francisco oder San Jose sagte ich ihm. Ob ich wisse, was ich machen wolle - und ich sagte: Bin hier in Deutschland selbständiger Webdesigner, und das ich das dort fortsetzen wolle. Er meinte bestätigend, ja, die Jobs werden einfach immer gesucht! Super, besser kann es doch nicht sein...

Dann kamen die Fingerabdrücke - die 4 Finger der linken Hand - die 4 Finger der rechten Hand, dann beide Daumen - von weitem hatte das Gerät ausgesehen wie eine EC-Karten-Lesegerät - aber es war der Scanner für die Finger.

Er erklärte mir kurz freundlich - und auch auf deutsch, wie alle Gespräche an dem Vormittag - dass die Unterlagen jetzt noch geprüft werden, aber dass ja alles gut aus sähe, und dass ich in ein, zwei Wochen dann Post hätte...

Und das war es! Habe ihm noch frohe Ostern gewünscht, er hatte sich aber schon abgewendet - und das war’s dann wirklich!

Endlich kurz zum WC (hatte mir das die ganze Zeit verkniffen, aus Angst, den Aufruf meiner Wartemarke zu verpassen) – bin ganz gemütlich raus - stand um 10 nach 10 am Auto - und musste einmal ganz kräftig juchzen!!! Yippie!!!

Die Schlange vor dem Konsulat war nun erheblich länger, aber was soll’s – ich bin ja durch!

Insgesamt, ein gut organisierter Verwaltungsakt, ein rundum runde Veranstaltung!

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