...zwei Jahre im Rückblick - die Achterbahn geht weiter...

Eigentlich dachte ich, dieser Blog hier ist zu Ende geschrieben. Doch ein dummer Zufall ergab forderte mich zu einem langen Blick zurück. Ein Blick genau über den Zeitraum, über den der Blog hier geschrieben ist.

Was für ein Zufall das war? Dazu muss ich ein wenig ausholen: Bevor ich in den Staaten ging, habe ich einen fetten Laptop gekauft, der als vollwertiger Rechner auch zum Arbeiten und Fernsehgucken geeignet sein sollte. Und dazu ist er in der Tat geeignet, arbeite ausschließlich nur noch mit diesem Laptop, auch gerade aktuell. Bis damals hatte ich immer Festrechner, da mein erster Laptop nur für gelegentliches Arbeiten taugte. Nun, an diesem Wochenende erfuhr ich, dass ein Freund dringend einen neuen PC bräuchte, aber nicht so richtig liquide ist. Und so kam der Gedanken: Seit dem ich wieder hier in Deutschland bin, habe ich meinen letzten Festrechner nicht mehr angepackt, von daher, soll er den doch bekommen. Ich vermisse nichts, und er wird davon profitieren!

So war ich heute im Bergischen und habe den Rechner wieder abgeholt, genauso, wie ich ihn vor zwei Jahren bei meinen Eltern verstaut hatte. Von den damals untergestellten Dingen sind immer noch Reste auf dem Dachboden meiner Eltern, wie wenig wichtig manche Dinge im Verlauf der Zeit werden, wird an solchen offensichtlichen Restbeständen so deutlich.

Nun habe ich den Rechner angeschmissen, um noch mal "aufzuräumen", um alte Daten zu sichern, und unnötigen Kram runter zu werfen, bevor ich den Rechner weiter gebe.

Und damit kam dann irgendwie der Schlag vor den Kopf. Mit dem Rechnerstart startet bei mir auch immer Outlook, und auch dieses Mal. Und ich sehe wirklich, das letzte Mal habe ich mit diesem Rechner Mails am 25. Juli 2008 abgeholt - ein paar Tage, bevor der Flieger mich das erste Mal in die Staaten gebracht hat... Mein Blick geht 23 Monate zurück in mein altes Leben, das mir damals schrecklich langweilig vorkam, und mir kam der USA-Aufenthalt sehr willkommen.

Ich komme heute Abend nicht drum herum, noch mal bewusst nach hinten zu gucken - 23 Monate Rückblick, irgendwie wie Silvester im Sommer, und von wegen Langweilig, es ist schon so richtig viel passiert.

Auf meinem Rechner hier als auf meinem Rechner im der Firma laufen meine Amerika-Fotos als Bildschirmschoner. Hier zu Hause die vom ersten, in der Firma die vom zweiten halben Jahr. Und oft komme ich aus der Küche, aus der Pause oder vom Mittagessen zurück, sehe diese oder jene Erinnerung, und gucke wirklich mit einem weinenden Auge zurück. Klar, noch nie war eine Zeit in meinem Leben so gut dokumentiert wie dieses Jahr, aber die Menge der Bilder hält das Jahr auch sehr präsent. Ich habe kaum eine Ahnung, was ich seit letztem Sommer hier in Köln gemacht habe, viel präsenter ist mir so mancher Ausflug aus 2008...

Ja, und es ist viel passiert. Mit Keas bin ich nun ein Jahr zusammen, auch wenn unsere Unterschiedlichkeit auch schon mal etwas reibt, freue ich mich nach wie vor über den Abend, als er in die Gang-Way (meiner Stammkneipe in San Francisco) herein kam und mich angrinste.

Wer den Blog damals schon gelesen hat, wird auch immer über meine Bindung zu meinen Eltern gelesen haben. Der Blogeintrag "Abschied im Bergischen" ist genau 23 Monate alt und von dem Tag, an dem ich den oben erwähnten Rechner auf dem Dachboden abgestellt habe. Damals, kurz vorher fragte mich mein Vater während einer Familienfeier in großer Runde, ob ich denn nach Hause käme, wenn er sterben würde. Ich war damals sauer über diese Frage, weil sie auf seine, letztendlich mir aber so vertrauten Art in einer vermeintlich spaßigen Weise formuliert war. Ich habe damals nicht geantwortet.

Nun, ich bin seit einem Jahr wieder hier, und das Schicksal hat in getroffen, er hat sich im April aus dem Staub gemacht... Ja, vielleicht nichts für den Blog hier. Aber der Blick auf die letzten zwei Jahre bringt so einiges in den Sinn, aber der Verlust eines Elternteils prägt da sicher am meisten. Und jetzt zu sehen, dass das Leben weiter geht, und doch alles anders ist, vor allem für meine Mutter... Von wegen, langweiliges Leben, es kommt stets mit neuen Anforderungen um die Ecke, und wie neulich meine Freundin Ute sagte, wir sind langsam in dem Alter (um die 40), wo das Leben eben noch mal mit ganz anderen Aufgaben daher kommt, als es dann mit 20 war...

Soweit, so gut. Die Greencard liegt hier immer noch, solange es geht, will ich sie auch noch behalten. Ich bin sehr gespannt, was bei der nächsten Einreise passieren wird. Ob der böse Zöllner mit sie weg nimmt? Wie ich sonst auch immer mit allem hadere, so hab ich seit letztem Herbst sicher schon 20 Mal entschieden, die Karte zurück zu senden, um die Geschichte offiziell und auf ordentlichem Weg abzuschließen. Und dann habe ich 21 Mal doch wieder zurück entschieden. Und aktuell arbeite ich unter anderem - zwar in Deutschland - aber im Auftrag einer amerikanischen Firma, wo ich einfach merke: Keine Ahnung, wofür die Karte gut sein könnte – aber vielleicht ist es von Vorteil, wenn ich sie noch eine Weile behalte.

Ende September geht‘s für fünf Wochen nach San Francisco - und wie ein lustiger Zufall ergibt es sich, dass mein Nachmieter meiner Wohnung in San Francisco wieder nach Deutschland geht. Wir haben uns darauf verständigt, dass er die Wohnung einen Monat länger als geplant mietet, und ich also nicht nur ein Hotelzimmer, sondern fünf Wochen den Luxus meiner kleinen Wohnung habe! Auch die Vermieterin ist bereits informiert und findet das OK.

Freue mich schon sehr. Köln ist schön, aber meine persönliche Begeisterung ist gleich groß wie zu der Zeit, bevor ich in die Staaten gegangen bin. Zusätzlich, zu Zeiten der WM nervt es schon gewaltet, alleine das 4:1 gegen England verursacht in der Stadt weitgehend ein Chaos... und vielleicht klappt es mit Keas so gut, weil wir es beide für ziemlich absurd finden, das erwachsene Menschen sich teure Adidas-Trikots anziehen, auf Plastiktröten Lärm verursachen und scheinbar jegliches zivilisierte Verhalten vergessen. Die gerade auf der Straße aufgeschnappten Gesänge sind hier aus Peinlichkeitsgrüngen kaum zu wiederholen. Nun, aber das ist eine andere Geschichte, nur nicht mein Fall - in diesem Sinne - auf einen schönen Sommer!

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