Zwischen Woodstock und Mendocino

Ich arbeite gerade viel. Trotzdem bleibt Zeit für den einen oder anderen Sonntagsausflug…

Letzen Sonntag fand im Golden Gate Park das „West Fest“ statt. 40 Jahre Woodstock: Revival, Jahrestag, schwelgen in Erinnerung… Irgendwie eine Faszination, dass der Geist solange erhalten geblieben ist, und eine doch eher skurril absurde Veranstaltung. Man fragt sich, ob die Besucher die letzen 40 Jahre durch gekifft haben, ober ob sie in der Zwischenzeit auch ein ganz normales spießbürgerliches Leben geführt haben mit Karriere, Kinder kriegen, Ehekrisen und wieder zusammen finden usw.… Keine Ahnung.

Das Fest erinnert an ein gut organisiertes Rock-Am-Ring-Festival, man kann Schmuck kaufen in allen Variationen, Fressbuden mit wenig Essen für teures Geld und Dixi-Klos sind endlos zu finden, in amerikanischer Manier auch immer ein paar rollstuhlgerechte. Frage mich allerdings, welcher Rollifahrer im doch eher feucht-gras-schlammigen Untergrund den Weg hierher findet, aber immerhin, die Gegebenheiten sind gestellt.

Alkohol haben wir nicht gefunden, was wohl daran liegt, dass es eine offene und kostenlose Veranstaltung ist. Dafür Wasser in kleinen Flaschen – mit eigenem West-Fest-Label für zwei oder drei Dollar die 0.3 Liter Flasche – nicht schlecht… Na, wir hatten Rotwein dabei, dass wir zur Musik nicht nur auf den Durstlöscher zurück greifen mussten. Im Gegensatz zum Rock-am-Ring Besucher findet man hier allerdings weniger Lederjackenträger, sondern man hat schon das Gefühl der Zeitreise, manch ein Hippie hat sich den bequemen Gartenstuhl mitgebracht, weil einfach 9 Stunden Musikfestival im Rentneralter nichts mehr für „auf Decken rum hängen“ ist.

Das Publikum ist witzig. Einerseits die Alt-Hippies, die damals Janis Joplin & Co noch im Original gesehen haben müssen. Dann aber Leute in meinem Alter und die „jungen Leute“, die sich vom Aussehen nicht von den Senioren-Hippies unterscheiden, die den Flair und die Haltung der Stadt über Generationen bewahrt haben. Nun, nicht verwunderlich sind die Unmengen an Freiwilligen, die mit Unterschriftenlisten durch die Mengen ziehen und Signaturen für die Legalisierung von Marihuana sammeln.

Sehr unterhaltsam, musikalisch nicht gerade das Event, an das ich mich mein Leben erinnere werde, ich fühle mich eher wie ein Alien unter Fremden, aber trotzdem sehr unterhaltsam und anregend, ein paar nette Fotos zu machen.

Das war Sonntag vor einer Woche. Diesen Sonntag gab es dann eher das Kontrastprogramm: Mit dem Auto drei Stunden in den Norden an die Küste nach Mendocino. Ja, Mendocino gibt es wirklich. Ich glaube, jedem fällt dazu Michael Holm ein, oder den jüngeren eher Gildo Horn. Mendocino ist ein völlig verpenntes, wunderschönes Örtchen irgendwo an der nordkalifornischen Küste.

Rund 1000 Einwohner, ein paar Geschäfte, Kirche, kleine Holzhäuschen, wie die meisten Dörfer hier am Meer gerne als Künstlerörtchen verschrien. Nichts, wo man länger als ne Woche zum Ausspannen bleiben möchte, aber grobe Felsen, wildes Meer und ein wunderschöner Sonnenuntergang. Immer wieder dieselbe Sonne, die hinter dem Horizont verschwindet, und jedes Mal wieder keine Chance, den Fotoapparat einfach in der Tasche zu lassen. Kitschige Fotos, aber manche Bilder muss man auch immer wieder machen…

Zurück in San Francisco, Auto unterm Hintern, bin ich zu nächtlicher Stunde auf die Twin Peaks gefahren. Einfach einer der Sight-Seeing-Orte der Stadt, ich habe beim jetzigen Aufenthalt nur wenig von den „klassischen“ Dingen gemacht. Aber jetzt, die Nacht ist klar, es ist sogar Vollmond. Und der Blick auf die Stadt ist einfach gigantisch. Die Fotos weiter unten sind kurz vor Mitternacht. Es war in der Tat gigantisch hell und die weißen Flecken auf den Bildern ist kein Dreck, sondern das sind die Sterne.

Was mich schon überrascht hat: Ich war auf dem Nachbarhügel vom Hauptaussichtspunkt, um von dort aus Fotos zu machen und sehe, wie ein Auto ohne Licht, gegen die Einbahnstraße zum Sight-Seeing-Parkplatz fährt. Genauer hingesehen sah ich, dass es ein Streifenwagen war, der scheinbar eine „geheime Mission“ oder sowas machte… Später sah ich, wie sie mit ihren Scheinwerfern die nächtlichen Besucher ableuchteten, ca. 30 Auto und entsprechend rund 50 Leute hatten sich zur nächtlichen Aussicht aufgemacht… und irgendwie ist die Bullerei an der Stelle lediglich bedrohlich und eine nicht wirklich benötigte Kontrollinstanz. Soll doch einer sein Bier hier trinken, es wird keinem weh tun. Und welcher Bub sich mit seiner Angehimmelten vergnügen möchte, tut dies sicher nicht an dieser Stelle.

Soweit auch das letze Wochenende. Als ich den Mietwagen wegbrachte, schallte mir wie gewohnt die Tagesschau über den iPod ins Ohr. Nicht ganz wie gewohnt, habe schon ein paar Tage nicht mehr „nach“-gehört. Nun haben wir sie, die „Tigerenten“-Regierung, wobei ich gut fand, wie Frau Merkel im Kanzler-Duell deutlich machte, dass diese Bezeichnung „Tigerente“ wirklich keine adäquate Bezeichnung für sowas wie Politik sei; mir gefiel es, dass sie nicht nur einfach tumbe die Frage beantwortete, sondern auch neben den Zeilen reagierte… und die alberne journalistische Formulierung anprangerte.

Nun, ich höre auf jeden Fall, dass im Koalitionsvertrag steht, dass der Wehrdienst verkürzt werden soll. Super! Und dann hört man einen hysterischen Steinmeier, der darüber schimpft, dass sich in der neuen Regierung scheinbar keiner Gedanken darüber gemacht hat, dass die Pflege in Deutschland jetzt gefährdet sei, weil mit dem Wehrdienst auch der Zivildienst kürzer wird? Hallo?!? Irgendwie ja auch sympathisch, dass man endlich so ehrlich ist, und die Ziwis als eine der Stützen von Pflegeeinrichtungen benennt, aber um Himmelswillen, dann sollen die lieber den Wehrdienst ganz abschaffen und alles Geld für die Pflege in qualifiziertes Personal stecken, als dieses jetzt der neuen Regierung als Makel anzuprangern. Und schon absurd, dass der Vorwurf aus der „sozialen“ Ecke kommt.

Zugleich kommt aus der liberalen Ecke von Philipp Rösler der Idee von einer Konkurrenz unter Krankenkassen mit unterschiedlichen Leistungen – Hurra, wie machen die Krankenversorgung noch elitärer… Aber noch absurder, dass sich hier Seehofer meldet und für den Erhalt eines solidarischen Krankenversicherungssystem plädiert?!? Hä, was ist n da los, Steinmeier plärrt hilflos wir Stoiber, Seehofer renitent Anti wie Claudia Roth??? Also, manche Dinge sehen aus der Entfernung schon ganz schön merkwürdig aus… ich befürchte, das tun sie auch aus der Nähe…

Nun denn, soweit mein Rundumumschlag für die 45. Kalenderwoche…. In vier Wochen geht mein Flieger wieder zurück, und in der Tat, nach drei Wochen fühle ich mich hier wie zu Hause, es ist sooo vertraut. Als ob ich nicht weg gewesen wäre. Und da ich viel arbeite, einfach auch sehr alltäglich. Treffe abends Bekannte, ober bin einfach mal n Abend zu Hause. Und „unsere“ Deutschlandpläne nehmen immer mehr Form an. Wenn alles so klappt, werde ich wohl dieses Jahr ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk unterm Christbaum sitzen haben… ;-) in diesem Sinne – bis die Tage!

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