Nach Amerika ist vor Amerika - und alltägliche Unterschiede in Deutschland

Ich wundere mich gerade selbst, wenn ich von draußen auf meine Geschichte gucke. Klar, mir kommt es ewig vor, dass ich wieder hier bin, aber es sind gerade mal erst 6 1/2 Wochen. Und schon ist der nächste Flug gebucht, Mitte Oktober geht's wieder nach San Francisco, nur für sechs Wochen, also verhältnismäßig kurz. Die Bindung zu Keas ist konstant und damit steigt gerade das Bedürfniss, nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen. Und damit genug gesagt zu den Gründen, warum es jetzt schneller kommt als im Hinterkopf angedacht.

Ändert nichts an der Entscheidung, erst mal für immer wieder in Köln zu sein. Köln ist schon ein guter Fleck zum Leben, auch wenn das Wetter alle Variationen bietet, ist hier gerade ein gute Phase, in der man sich bei hohen Temperaturen nicht länger als ´ne Stunde ungeschützt in der Sonne bewegen sollte. Nun, aber auch wenn es jetzt Keas gibt, es muss langfristig nicht zwangsläufig so sein, das Köln nach Amerika geht, sondern es kann auch Amerika nach Köln kommen. Wäre jetzt nicht der erste... und alles zu seiner Zeit!

Nun, aber Kalifornien ist eben auch auf dem Erdball, und wie man an den Postkarten im Bericht weiter unten sehen kann, haben sich auch schon andere Kölner mit dem doppelten Heimatgefühl auseinander gesetzt ;-). Ich weiß schon, wer sich diese in Pasadena sofort ausdruckt :-D.

Ja, Köln ist lebenswert, aber hat auch seine Seiten, die ich so gar nicht mag. War gestern Abend mit Veit am Rhein, und sowohl auf dem Weg dorthin als auch zurück laufen einem Horden von depperten Leuten über die Füße, die irgendwelche Junggesellenabschiede feiern, denen es nicht zu peinlich ist, T-Shirts mit vermeintlich lustigen Sprüchen wie "Horst, sein letzer Abend in der Freiheit" zu tragen. Und nicht ein Trupp, sondern gefühlte hunderte Grüppchen, die in dieser Weise die Kölner Altstadt und die Ringe überschwämmen.

Klar, ich war selber vor zwei Jahren Mitstreiter einer solchen Veranstaltung - was tut man nicht alles für Freunde ... es gab eine kleine spanische, echt süße Stripperin im Tingel Tangel, die mir einen "Privat-Dance" angeboten hat, ich dankend ablehnte und sie mir auf den Kopf zu sagte, dass dies sicherlich an meiner "grundsätzlich mangelnden Bereitschaft" ;-) läge.
Nun, als mich eine Weile später der angehende Bräutigam an die Strip-Theke zog und mir einen gerollten Dollar zwischen die Zähne steckte, damit sich eine der Tänzerinnen diesen fischen kann, war derweil dieses spanische Mädel auf der Bühne, sah mich, sah den Dollar, grinste über beide Ohren, kam zu mir, schob mir ihre Brüste ins Gesicht und angelte sich amüsierend das Spielgeld... Nun denn, Mann ist ja tolerant..., und was tut man nicht alles für Freunde ;-) … aber ich verzettel mich gerade... (na, und lustig war’s schon…)

Mein Gefühl ist in der Tat, dass in Köln viel mehr los ist als vor bald 20 Jahren, als ich selber nach Köln kam, aber die Massen an Wochenendpartyleuten waren noch nie der Grund, warum ich jetzt Köln gemocht habe.

Kleine Unterschiede im Detail


Es ist jetzt nicht überraschend, dass ich nach fast einem Jahr Amerika alles miteinander vergleiche. Wobei das oft ganz nebenbei passiert und ich selber immer wieder kurz überrascht bin. So bin ich überrascht, dass man einen Schaltwagen nicht einfach so starten kann... Habe das jetzt schon mehrfach versucht, und im Wundern, dass das nicht geht, war mir klar: Gang raus nehmen oder einfach Kupplung treten ;-). Das ist bei den Automatik-Autos in Amerika anders, dort bekommt man den Schlüssel aus dem Auto nur raus, wenn man den doch vorhandenen Schalthebel in die Parkstellung legt. Man steigt also ein, das Auto ist immer in der Parkstellung, und man kann ohne weiteres starten.

Oft bremse ich hier auch einfach, ohne runter zu schalten, das ging ja dort auch... Ja, und Ampeln - in Amerika stehen sie hinter der Straßenkreuzung, der orientierende Blick geht also immer in die Ferne und nicht auf Höhe der Haltelinie. Gerade wenn man als erster vorm Rot steht, und besonders wenn man etwas zu weit über die Linie gefahren ist, weiß man: das ist in Amerika echt besser, man muss sich nicht den Hals verdrehen, um zu gucken, wann es grün wird.

Was mit leider oft auffällt, ohne wirklich zu wissen, oder das stimmt oder ob ich das nur so empfinde, die Leute sind hier durchweg unfreundlicher. Selten kommt es vor, wenn man aus dem Aldi raus will und es kommt einem jemand entgegen und in dem Moment der Einigung, wer jetzt wen vor lässt, dass mal jemand freundlich guckt. Oder auch auf der Straße. Wenn Fußgänger bei Rot über die Straße gehen und die schimpfende Gestik des Beifahrers auch ohne akustische Aussage völlig reicht, um zu erfahren, dass die Leute in ihrem Auto nun ihr Recht auf freie Fahrt einfordern. Oder die Handbewegungen des älteren Herren auf der Zoobrücke, die ich letzte Woche im Rückspiegel sah, und die tötenden Blicke der hoch toupierten Ehegattin im Moment des Überholens, wobei ich mich heute noch Frage, was der Stein des Anstoßes war... und selbst wenn es einen gab, es hat den Blutdrücken jener Leute sicher nicht gut getan...

Nun, nur soweit ein kleiner Eindruck vom Sonntagmorgen. Meine Steuernachbereitung für die letzen 1 1/2 Jahre ist derweil getan, meine Wohnung räumt sich immer mehr auf, und in der Tat, es landet vieles im Müll, diverse Bücher und CDs verkaufe ich gerade über Amazon, ich genieße es, dass langsam wieder Ordnung rein kommt und ich dabei noch Platz schaffe.

Ach ja, und derweil habe ich wieder mein amerikanisches Fernsehen zurück. Ich schaue nicht viel, hier beschränkt sich das zumeist auf die Nachrichten, aber in den Staaten war hulu.com eine Quelle verschiedenster Fernsehkanäle, vor allem mit den aktuellen Folgen von Monk und Dr. House. Gerade letztere ist mein absoluter Favorit, aber auch Monk ist ziemlich cool, nicht nur, weil der Typ echt irre ist, sondern weil es in San Francisco gedreht ist, und ich immer wieder Szenen sehe, bei denen ich so genau weiß, an welcher Straßenecke diese gedreht wurden... hulu.com ist normaler Weise in Deutschland geblockt, man kann aber mit folgendem Trick amerikanisches TV in Deutschland sehen.

Soweit, so gut, jetzt aber wirklich Ende und Zeit für den sonnigen Sonntag! In diesem Sinne, ab Oktober gibt‘s dann wieder Bilder aus San Francisco!

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