Einen Monat in Deutschland und über das Bloggen

Jetzt bin ich seit gut einem Monat wieder hier. Neben Wohnung und Arbeit hat das Squash-Spielen den Alltag zu 100% wieder zu dem gemacht, wie er auch vorher war. Erschreckend, dass über den Tag hinweg, wenn der Tagesablauf einen im Griff hat, kaum ein Gedanke daran geht, dass ich so lange weg war. Nur mein Bildschirmschoner im Büro, für den ich die Bilder aus San Francisco eingestellt habe, treibt mir immer wieder ein Grinsen ins Gesicht.

Nun, was hat sich jetzt verändert. Schwere Frage, so richtig kann ich das nicht sagen. Was ich schon merke, dass ich recht gut in die englische Sprache rein gekommen bin. Bei Bedarf zwitsche ich sofort um, klar, die Worte fehlen ab und an, aber das war ja ohne hin noch alles im Lernprozess, aber es geht mir leicht von der Zunge.

Glücklich bin ich in der Tat über meine deutsche Waschmaschine. Die Waschmaschine im Keller des Apartmentgebäudes in Amerika lief 27 Minuten, und hatte dann zu Ende gewaschen. Danach ging dann alles in den Trockner. Hier - in meiner Küche - wäscht es 1 1/2 Stunden, die Wäsche ist dann auch richtig gewaschen und fühlt sich meinem Eindruck nach sauberer an als drüben. Froh bin ich auch, wieder eine Wäschespinne zu haben. Trockner ist zwar wahnsinnig praktisch, aber so einige Klamotten, die ich über Jahre hatte, fühlten sich nach einem Jahr in trocknender Hitze stark verändert an, man spürt deutlich, wie die Qualität der Wäsche Einbußen erlitten hat.

Was ganz witzig ist, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, was aktuell jeden Tag der Fall ist, schnappe ich Wortfetzen von Passanten auf. Oft stutze ich überrascht: "Die sprechen ja deutsch" und merke im zweiten Moment, dass das hier ja der Normalfall ist. Schön aber auch zu sehen, dass Köln selber kein "weißes" Dorf mehr ist, sondern auf der Straße einfach "Diversity", wir nennen es Multi-Kulti wahrzunehmen ist. Keas fragte mich vor ein paar Wochen, wie viele Schwarze es denn in Köln gäbe, ich konnte ihm die Frage nicht beantworten. Konkret kann ich das heute auch nicht sagen, aber ich bin ganz glücklich, dass auch "Afro-Amerikaner", um es politisch korrekt zu verwenden, einen deutlich sichtbaren Teil vom Straßenbild ausmachen. Keine Ahnung, wie entspannt das Leben hier als Farbiger ist; in Amerika, auch wenn Obama Präsident ist, und auch wenn es bei manchen eher die gefühlte rassistische Diskriminierung ist als eine reale, so ist Rassismus dort immer noch eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Von daher gehe ich davon aus, dass ein Nicht-Weißer hier in Mitteleuropa das sicherlich in regelmäßigen Abständen zu spüren bekommt, und das wahrscheinlich auch von „lapidar“ bis hin zu „bösartig“. Ich baue da auf die Zukunft!

Natürlich schaue ich mir oft die Bilder vom vergangenen Jahr an, telefoniere oder skype bald jeden Tag mit irgendwem aus San Francisco, dass die Zeit doch sehr gegenwärtig ist. Ich nutze andererseits die Gelegenheit, langsam in meine Wohnung zurück zu kommen und auszumisten. Langsam habe ich zwar allen verteilten Kram wieder hier, aber es sind auch bereits die ersten Klamotten im Alt-Kleidersack. Die erste große Mülltüte ist bis oben hin gefüllt mit diesen ganzen "Könnte man ja noch mal gebrauchen" oder "das erinnert mich an dies und das"-Kram, ich hoffe, dass ein weiterer Müllsack folgen wird.

Und in der Tat habe ich es am Wochenende geschafft, meinen Steuerkram der letzen 18 Monate nachzuarbeiten. Hatte befürchtet, dass es mich Nerven kostet, doch auch meine Struktur kehrt langsam zurück, und mit der Ordnung auf meinem Schreibtisch erledige ich routinemäßige Dinge mit der Sorgfalt, wie ich es vorher getan habe. Dinge, die ich oft im letzen Jahr nur rudimentär und mit den minimalen Anforderungen entsprechend abgewickelt hatte, da einerseits das üppige Abheften von Belegen für das deutsche Steuersystem in den Staaten sinnlos gewesen wäre, noch mir meine ganzen Unterlagen zum nachschlagen gefehlt haben. Nun denn. Es ist nicht nur erschreckend, dass alles wieder so ist, wie es war, es hat an vielen Ecken auch was einfaches, da vieles scheinbar wie von selbst läuft...

Schönes Bloggen, schlimmes Bloggen, und ein paar Zahlen


Nun, das meiste Bloggen ist für den Moment getan, zu trivial kommen mir gerade die Dinge vor, dass es sich lohnen würde, weiter davon zu berichten. Und vor allem sind die Leute ja jetzt wieder "prinzipiell" direkt erreichbar, das man sich über alles direkt unterhalten könnte... Und wahrscheinlich werden manche Leute jetzt weniger von mir mitbekommen, als im letzen Jahr. Nicht selten habe ich gehört, dass selbst enge Freunde vieles erst durch den Blog mit bekommen haben, was hier im Alltag einfach an ihnen vorbei gegangen ist. Nicht weil nicht interessiert, andersrum aber auch Dinge, die nicht so wichtig sind, aber für manche war es der beste und engmaschigste Kontakt seit Jahren...

Meine Blogsoftware hat ein kleines Statistik-Tool. Dort habe ich neulich schon ein paar Zahlen gesehen, die mich selber überrascht haben: Ich habe im letzen Jahr 108 Berichte geschrieben, 439 Bilder eingestellt - und da sind nicht die Dia-Shows mit drin. 809.064 Zeichen habe ich laut Statistik geschrieben, der längste Artikel hatte knapp 50.000 Zeichen, das war der, der die Zwei-Wochen-Rundreise durch die Canyons beschrieben hat. Bei diesem Artikel erinnere ich mich allerdings auch, dass ich über zwei Tage und rund 12 Stunden gebraucht habe, um ihn zu schreiben, Fotos aufzubereiten und alles so einzurichten, wie es schließlich zu lesen war.

Insgesamt haben 201 Mal andere Leute meinen Kram kommentiert, ganz an der Spitze Tanja mit 41 Kommentaren - nun, Heike hat mal als Heike (20), mal als Hoeki(14) geschrieben, macht auch 34 Kommentare und hat damit Mikaela mit 22 doch stark überrundet. Aber auch Wilma hat 6 Mal geschrieben, und jede Menge andere Leute auch immer mal wieder, vielen Dank an dieser Stelle noch mal.

Was in der Tat nicht so schön am Bloggen ist, es ist mitunter ein Gesprächskiller. Es gab Situationen, in denen ich Leute am Telefon hatte und ich vom gerade Erlebten berichten wollte. Und das umgekehrte passierte, die Leute sagten mir, ja, da haste dies gemacht, ja, da haste jenes gemacht. Und ich merkte, dass mich das stutzig machte, da eigentlich kein Thema mehr für die Unterhaltung da war. Dieser Effekt sei nur am Rande erwähnt, ich glaube schon, dass sich es gelohnt hat, zu bloggen, aber es hat eben auch ein paar kleine Nebeneffekte. Auch die Tatsache, dass man alleine vor sich hinschreibt und wenig Rückmeldung erlebt. Nun, ein Dilemma, mit dem sich wahrscheinlich jeder Autor herum schlägt. Für mich war es aber oft gut, sich noch mal hin zusetzen, weil es das Geschehene noch mal in Gedächtnis gerufen hat, und die Erinnerung damit festgehalten ist. Ohnehin, diese Zeit ist wahrscheinlich das bestdokumentierte Jahr meines Lebens. Sowohl die Berichte hier, als auch die 11.000 Fotos. Das macht das Jahr letztendlich auch unvergesslich...

Na, und Amerika? Nun, entweder fahre ich im Oktober für ein paar Wochen nach San Francisco - oder San Francisco kommt zu mir, man wird sehen. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen und ich werde gerade auch oft gefragt, ob ich jetzt bleibe: Ja, ich bleibe für immer - erst mal für immer. Und alles Weitere bringt die Zeit. Werde bestimmt nie auswandern, dafür gibt es einfach ein paar Aufgaben, die hier auf mich warten. Werde aber auch San Francisco nie hinter mir lassen!

In diesem Sinne – vielen Dank fürs mit-verfolgen!

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