San Francisco Quickie

Nach Besuch von Ute, kurzes Treffen mit Roland und drei Freundinnen aus Leverkusen, Kölner-Nachbar Peter war mit Freundin Kati für eine Woche in der Stadt, kam nun Heike aus Pasadena bei Los Angelos aus Detroit-Michigan aus Bergisch-Gladbach als selbsternanntes „Kölsches Määdscher“ übers Wochenende hoch aus dem Süden Kaliforniens nach San Francisco.

Nun habe ich mit Ute zwei Wochen Rundreise Südwesten der USA, mit Matthias und Matthias im Dezember 10 Tage Stadturlaub in San-Francisco geplant und gemacht, jetzt stand also die Frage an: Was macht man in zwei Tagen, um eine Idee von der Stadt zu bekommen. Ein wenig die essentielle Frage: Was ist das wichtigste an San Francisco und was muss man sehen (und wer beim Titel dieses Eintrags an was anderes gedacht hat, sollte sich schämen ;-) ).

Ich fahre am Freitagabend mit der BART zum Flughafen und hole Heike ab. Zur Autovermietung, und wie das immer ist, man (bzw. Heike) hat zwar gebucht, aber es gibt immer noch ein Upgrade auf den nächste größeren (und teureren) Wagen, und man kann sich dann noch rundum einschließlich Katzengewitter versichern… Nun denn, aber statt dem normalen Wagen einen „Convertible“ zu buchen, sprich, ein Cabrio, das macht schon an, und so viel mehr kostete es dann doch nicht. Dass man das Auto später nicht einfach an der Straße stehen lassen möchte, sondern wiederum für viel Geld einem Parkplatzwächter in der Stadt anvertraut, ist einem im Moment der Verlockung nicht präsent ;-).

Für nur zwei Tage in der Stadt aber ist ein Auto ein muss. Auch wenn der öffentliche Verkehr gut ist, man erreicht einfach nicht so viele Ziele. Beim ersten Cruisen durch die Stadt ist Heike schon ganz angetan. Südkalifornien ist sehr beeinflusst durch Mexico und anders als hier. Bei meiner Beschreibung von holländisch-englischem Flair fühlt sie sich schon ganz gut. Einmal quer durch die Mission-Dolores-Gegend, Castro, Abendessen, eher ein Nachtmahl im Bagdad-Cafe, kurz zum Safeway (ausnutzen, dass ich ein Auto im Zugriff habe), dann auf die mitternächtliche Golden-Gate-Bridge. Jo, was für den Kölner der Dom ist, ist auf jeden Fall hier die Golden Gate Bridge! Wir fahren hoch in die Berge, um die Stadt hinter der Brücke zu sehen. Bei Nacht, ach, eigentlich immer ein guter Ausblick. Wir steigen nur kurz aus, das Cabrio-Dach bleibt auf jeden Fall zu! Sch… kalt isses…

Am Samstag fahren wir zum Fisherman’s Warf, zu dem ich persönlich gemischte Gefühle habe wie zur Kölner Altstadt. Die Tourimeilen liegen mir nicht, aber man darf auch nicht dran vorbei gehen. Das Auto stellen wir etwas weiter ab, und wenn man zwei Blöcke weiter parkt, findet man auch parkuhrfreie Zonen. Es ist viel los am Hafen, aber immerhin gibt’s noch ruhige Stege, die Seelöwen am Pier 39 sehe ich dieses Mal vom nächsten Pier, und es ist wirklich entspannt. Das Wetter ist leider sehr wechselhaft. Wir kaufen Postkarten und stellen erst sehr spät fest, dass der Postkartenverkäufer blind ist, aber trotzdem dieses Business hier betreibt. Cool.

Einer der Hauptattraktionen ist ein schwarzer, wahrscheinlich um die 60 jähriger Mann, der sich hinter zwei Laubästen auf dem Gehweg versteckt und vorbeigehende Leute mit einem Urwaldgeräusch erschrickt. Ute wird sicher lachen, da es mich selber neulich erwischt hat, und ich einen ziemlich hysterischen Schrei gelassen habe, heute haben wir uns das Schauspiel von Weitem angeguckt. Und auch wenn sich eine Menschentraube von mindestens Hundert Leuten in viel zu Naher Entfernung auf den nächsten Erschrockenen wartet, es funktioniert immer und immer wieder, und man ist verwundert, das so wenig Schadenfreude so viele Leute (und einen selbst) doch so sehr amüsieren kann!

Mit Ben&Jerry-Eis gestärkt (wer eine seiner Eissorten „Schokoladen-Therapie“ nennt, hat sein Geschäft verstanden ;-) ), geht’s weiter Richtung Golden-Gate-Park (hab’s schon mal berichtet, Park schließt hier keine 4-spurige Straße aus :-D ), kurz in die andere Richtung zum Alamo-Square, um den Blick zu sehen, der auf unzähligen Reiseführern zu sehen ist und die sechs „Painted Ladys“ zeigt. Nun denn, auch wenn es immer diese gleichen sechs Häuser sind, in San Francisco gibt’s unendliche viele Häuser, die mindestens genauso schön sind. Weiter, einmal mit dem Auto durch Hippy-Viertel Height-Ashbury, noch mal quer durch den Golden Gate Park weiter zum Baker-Beach.

Baker Beach hat sicher einen der schönsten Blicke auf die Golden-Gate-Bridge, hier ist das Meer ziemlich rau, das Wasser kalt, Angler am Hafen und ein schöner breiter Sandstrand. Auch wenn die Frau am Flughafen uns das Auto mit Aussicht auf gutes Wetter schmackhaft gemacht hat, hier reicht es eher für eine schönen Herbstspaziergang… Aber der Blick ist einfach gigantisch, und Heike, beim Versuch, unseren Namen in den Sand zu schreiben, übersieht die herankommende Welle und verscheucht mit einem Schrei wahrscheinlich alle Fische, die dem Angler gerade näher gekommen waren ;-).

Danach machen wir ernst – Cabrio auf, Schal an, Heizung volle Pulle und auf Richtung Ocean Beach. Auf dem Weg – und das hatte ich auch noch nicht gesehen, kommen wir am Museum Legion of Honor vorbei. Antikes Gebäude irgendwo im Nebel zwischen Golden Gate Bridge und Ocean Beach. Kaum Leute unterwegs, es ist auch schon spät, mit dem Geländer könnte das nun auch irgendwo an der Côte d’Azur sein… Nach Blick auf den Pazifik machen wir uns hoch auf Twin Peaks – aber vorher auf dem Seitenstreifen noch ganz schnell das Cabrio wieder zu, es ist einfach nicht die Jahreszeit dafür! Und auch keine gute Zeit für Twin Peaks, hier erleben wir nur, wie kalt und wie schnell Nebel sein kann, das Aussteigen aus dem Wagen hat nicht mal eine gefühlte Minute gedauert.

Wir fahren den Berg wieder runter, ab ins Castro, essen sehr lecker beim Thailänder auf der Castro-Street (nach meinem Geschmack eines der besten Restaurants auf der Castro), trinken noch ein Bier im Mix auf der 18th und fahren erledigt für den Tag nach Hause. Langer Tag, viel gesehen. Da ich am Freitag der Meinung war, dass ich jetzt endlich auch mal bei 14 Grad im T-Shirt vor die Tür gehen muss, und das Cabrio-Fahren das übrige tut, bin ich wieder etwas erkältet, glücklicherweise hat Heike Ohrstöpsel dabei, da ich in Erkältungszeiten dann doch zum Schnarchen neige (sonst nicht ;-) )!

Am Sonntag – und hier bleit, da Heikes Flieger schon am frühen Abend zurück geht – nicht mehr ganz so viel Zeit. Es geht mit der Cable-Car von der Powell-Station zur Hyde, zum Fisherman’s Warf. Dank Heike traue ich mich erstmalig in eins der Touristen-Lokale, um dort endlich auch mal Fisch zu essen. Zugegebener Maßen, bin nicht der größte Fisch-Fan, aber das hier ist völlig in Ordnung, der Fisch ist lecker, der Service freundlich, und die Preise wirklich moderat. Auf jeden Fall nichts, von dem man abraten muss. Nun denn, ein paar Souveniers für Heike, eine neue Sonnenbrille für mich, und irgendwie hat Ben&Jerry magnetische Wirkung auf uns, eine Therapie-Sitzung hilft ja nicht, von daher gibt’s wieder die Schokoladen-Therapie!!! Unglaublich. Hier lernt man, essen macht doch glücklich!

Die Zeit rennt, wir fahren mit der F-Linie zurück zur Powell-Station, packen Heikes Sachen ein, jetzt kommt sogar die Sonne raus, holen das Auto vom Parkplatzwärter ab, Dach auf, und da es jetzt wirklich schön wird und wir soviel Zeit noch haben, fahren wir noch mal hoch zum Twin Peaks – und die Eile lohnt sich. Nicht warm, aber wunderschön… Verfahren uns noch mal auf dem Weg zum Flughaben (an der Stelle, an der ich mich im Dezember schon mal verfahren habe, die Beschilderung scheint wirklich nicht optimal zu sein…), trinke mit Heike noch einen Kaffee, ihr Flieger geht zurück nach Pasadena (L.A.), meine BART zurück in die Stadt, und schon wieder sind zwei Tage vorbei. Wahnsinn.

Heute ist Pfingstmontag, was den Ami nicht interessiert. Merkwürdiger Weise hab ich an solchen Tagen, wenn ich weiß, dass in Deutschland Feiertag ist, auch immer ein anderes Gefühl als für einen normalen Arbeitstag, was mir gerade das entspannte Schreiben erlaubt. OK, meine Umsatzsteuer ist gleich an der Reihe, ist ja der erste, heute Abend geht’s dank Joseph und seinen Freikarten in Beethovens 5. (hätte ich ja nie geglaubt, dass ich das mal Live sehe)…

Liebe Heike, Dir noch mal vielen Dank für Deinen Besuch und diesen Schnelldurchlauf San Francisco – macht mir immer wieder Spaß, „meine“ Stadt zu präsentieren… Und jetzt geht’s erst mal wieder zum Alltag über. In diesem Sinne – frohe Pfingsten!

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