Über Erdbeben, Schweinegrippe und den Umgang mit virtuellen Gefahren

Wenn ich die befreundeten Blogs aktuell lese, scheint die Schweinegrippe jetzt wirklich jeden zu beschäftigen, ob Ursel hier in San Francisco, oder Christian, der gerade in Hong Kong ist. Ich höre seit zwei Tagen in der Tagesschau, dass man scheinbar gerade in Obachtstellung geht, einerseits versucht, Panik zu vermeiden, aber trotzdem die Gefahr der Öffentlichkeit melden muss. Höre gerade seit langem mal wieder 1LIVE, wo ich erfahre, dass zwei Fälle in Bielefeld gemeldet wurden. Das wirft nun die Frage auf, wo ist denn jetzt das größte Risiko?

Die Frage ist, macht man jetzt einfach weiter, als ob nichts sei, oder wird man jetzt hysterisch, besorgt sich schon mal die passenden Medikamente, bevor einem die anderen die letzen Tabletten vor der Nase weg schnappen, oder lässt man die Kirche im Dorf, und hofft, nein, ich würde es nicht mal ein Hoffen nennen, sondern geht einfach davon aus, dass diese Gefahr - genauso wie 1000 andere Gefahren des täglichen Leben - an einem vorbei geht?

Was die Schweingrippe angelangt, bin ich nicht wirklich besorgt. Klar, die Nähe (1000km) zu Mexico macht die Wahrscheinlichkeit etwas höher, dass man betroffen sein könnte, als dass die Epidemie jetzt von Westfalen ausgehen würde. Gerade laufen Nachrichten, Meldungen aus Spanien und Großbritannien, und gleich eine Meldung eines deutschen Reiseverbandes, der bedauerlich berichtet, dass dies noch kein Grund für Reisestornierungen sei. Also, sooo schlimm kann es ja auch noch nicht sein.

Das ist die Schweinegrippe. Ein anderes Thema ist die Erdbebengefahr in San Francisco. Das Thema habe ich bislang ausgeschlossen, um niemanden zu beunruhigen, derweil habe ich allerdings das Gefühl von irgendwas zwischen Panik-Mache und „Pech kann einem an jedem Ort der Welt geschehen, da muss man sich nicht auf eine vermeintlich konkrete Gefahr konzentrieren“. In der Tat, als ich letztes Jahr hier her kam, und ich mich eine Weile mit der Umgebung beschäftigt hatte, kam ich am Thema Erdbeben auch nicht vorbei. Es gibt eine gute Webseite, die einen gut informiert über Erdbebenaktivitäten in Kalifornien.

Ja, faktisch kann man sehen, dass sich hier viel Erde bewegt. Rein theoretisch kann es jeden Moment richtig wackeln. Rein praktisch, bzw. rein faktisch – und das ist jetzt schon in einer gewissen Weise zynisch – war es in der letzen Zeit viel gefährlicher, auf der Kölner Severinstraße oder im italienischen Aquila zu leben, oder an Schulen zu sein, an denen Amok-Läufer ihr Unwesen treiben.

Ja, und habe dort auch Marcs Worte im Ohr, den ich im Herbst zu diesem Thema befragt habe. Ingrid, meine ehemalige Vermieterin kommentiert im Herbst das gute Wetter mehrfach mit dem Worten „Wir haben Erdbebenwetter!“ Ursache für diesen Ausdruck ist die Tatsache, dass 1989, als hier ein größeres Erdbeben war, was wohl im November war, richtig gutes Wetter war. Seit dem ist das ein geflügeltes Wort. Nun denn, Marc sagte, wenn jedes Mal, wenn das Wetter etwas besser ist, die Erde wackeln würde, dann wär hier was los…

Und auch vor ein paar Wochen, es gab ein Erdbeben bei Freemont, ca. 100 km entfernt mit einer Stärke von 4. Das merkt man wohl schon, die Nachrichten berichteten hier fast wie vom 11. September, aber eigentlich war nach einer Weile klar, es gab keine Personenschäden, keine wirklichen Sachschäden, und ein paar Stunden später hat man nichts mehr gehört. Es blieb lediglich der Eindruck, die Medien hatten sich richtig gefreut, dass endlich das lang ersehnte Erdbeben da ist. Leider dann doch nicht so richtig, fast eine Art der Enttäuschung...

So ist das also mit theoretischen Gefahren. Es ist gut, sich mit manchen Dingen zu beschäftigen, aber man muss sich auch irgendwann klar darüber sein, dass nicht alleine das Wissen um eine potentielle Gefahr eine reale Gefahr auslöst. Und sich auch klar sein, dass es wahrscheinlich wesentlich gefährlicher ist, bei rot, oder vielleicht sogar bei grün, die Straße zu überqueren, wenn der deppige Autofahrer einfach ein Meter zu spät zum Stehen kommt…

Und wenn die Erde wirklich wackelt, darf man nur hoffen, dass man nicht gerade in einem maroden Altbau sitzt, und wenn die Schweinegrippe kommt, das Immunsystem einen auch bei der Krankheit hilft. In diesem Sinne. Ute sitzt im Flieger und ist wahrscheinlich bereits über dem amerikanischen Kontinent. Sicher erfahre ich von ihr, ob es am Flughaben Maßnahmen bezüglich der Schweinegrippe gibt.

Die Bilder sind übrigens vom Ocean-Beach. Habe mir gestern endlich mal einen Sonnenuntergang angeguckt. Wunderschön – aber schweinkalt. Da fährt man mit der Straßenbahn hin – die wendet dann kurz vor den Dünen…

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