And The Winner Is: 2 Oscar für Milk - und endlich: Der kalifornische Führerschein!

Es regnet, es ist kalt, die Erkältung klingt aus, aber nur sehr langsam, und vor lauter Schonen für die Gesundheit verlasse ich kaum das Haus – mein Kämmerchen könnte nun auch irgendwo in Berlin auf dem Prenzlberg sein – zumindest die Wohnung in einem viktorianischen Haus verrät mir, dass ich nicht in Köln bin. Das Ankommen findet aktuell nur sehr langsam statt.

Oder auch nicht. Als ich die Tage zu Karl-Heinz kam, öffnete er mir nebenbei die Tür mit der Bemerkung „Ich telefonier gerade mit Hollywood…“ – ja, blöder Scherz. Ich musste an die Zeit im Krankenhaus denken. Damals, am Klingeln des Stationstelefons konnte man erkennen, ob ein Telefonat hausintern oder von extern kam (letzteres hatte ein Doppelklingeln, soweit ich mich recht erinnere). Kam ein Gespräch von außen, war das geflügelte Wort „Hollywood is calling!“ – immer ein gern gemachter Spaß – jetzt komme ich hier rein, und es ist wahr, der Typ telefoniert gerade wirklich mit Hollywood (bzw. einem Schauspieler-Freund, der dort wohnt). Schon verrückt, dass ich da auf einmal ganz nahe dran bin.

Für Karl-Heinz als (Neben-)Darsteller im Oscar-gekürten Amadeus ist die Oscar-Verleihung ein Muss - und gleichzeitig Anlass für die Sonntagsnachmittageinladung zum Gucken der Übertragung. Ganz aufgeregt ist er. Klar, man muss jetzt nicht in Amerika sein, um dieses Spektakel sehen zu können, aber mit meinem Besuch von L.A. und damit von Hollywood im Dezember sehe ich das eben doch mit anderen Augen. Ich sehe genau den Eingang vom Kodak-Theater, die Treppe, auf der Heike mich dann abgelichtet hat, und den ganzen Walk-Of-Fame, der nun von 1000den von Menschen belagert ist, Tribünen aufgebaut sind, man könne fast meinen, et wör Karnewal un d’r Zooch kütt – terminlich zumindest gut auf einander abgestimmt, diese beiden Massenevents (Bekomme nur über die Tagesschau vom Kölner Karneval was mit, vermisse es nicht, weiß aber auch, dass ich feiern würde, wenn ich da wäre!). Ich drifte ab…

Oscar für Sean Penn in Milk als bester männlicher Schauspieler


Oscar-Verleihung zu gucken macht Spaß. Und es ist natürlich aufregend. Milk, nicht der Absahner des Jahres, aber mit zwei Oscars schon Aufmerksamkeit erweckend, macht mich selber sehr glücklich. Schaut man sich die Oscar-Verleihung an, ist es einfach viel Glamour und viel Show – wie sich das auch gehört. Penélope Cruz schafft es zumindest, noch ein paar Worte in Spanisch zu sprechen und bedankt sich bei Pedro Almodóvar. Kate Winslet (Mikela, jetzt nicht böse sein, der Oscar sei ihr gegönnt, ich finde sie auch super), bedankt sich in einer Art, wie es auch geschauspielert sein könnte, und man wartet, dass das große Schiff jetzt untergeht, und Leonardo DiCaprio dann auch ertrinkt oder erfriert… (Ja, ich bin zynisch ;-))

Bei beiden Dankesreden von Milk – so erlebe ich es zumindest, wird diese ganze Oscar-Verleihung auf einmal politisch! Dustin Lance Black, Autor des Drehbuchs von Milk steht auf der Bühne, den Tränen nahe, und es geht eben um mehr, nicht nur um einen schönen Film, sondern darum, dass der Film vom echten Harvey Milk handelt, der unermüdlich für die Rechte von Lesben und Schwulen gekämpft hat, und dem viele der „Community“ für viel dieser Freiheit von heute danken dürfen. Gleichzeitig sagt Black aber auch, dass immer noch keine Gleichstellung erreicht ist, und dass er weiter für die Homo-Ehe kämpfen wird. Die Niederlage der Prop8 in der November-Wahl ist hier noch nicht verdaut.

Auch Sean Penn lässt sich nicht lumpen, ein Statement ab zu geben. Natürlich ist es witzig anzugucken: Wie jeder Schauspieler, der einen schwulen Mann spielt, ist auch er der Frage ausgesetzt, was denn nun mit seiner eigenen sexuellen Orientierung ist. Hier muss er den Spagat machen, er darf sich das schwule Volk nicht verprellen, aber trotzdem mitteilen, dass er nun selber nicht auf Kerle steht. Er bekommt es nach meinem Geschmack charmant hin und vor allem unterstützt er die Kampagnen der Schwulenszene und fordert im Rahmen der Oscar-Verleihung ebenfalls die Gleichstellung!

Dokumentation aus und über das Castro


Abgesehen von der Oscar-Verleihung ist Milk ein besonderer Film für mich. Ich habe ihn gesehen, und es war mehr oder weniger eine filmische Dokumentation der Umgebung, in der ich mich im letzen Herbst bewegt habe. Wer den Film sehen wird: Harvey Milk hat einen Foto-Laden – in dem ist derweil ein Chi-Chi-Deko-Laden – in dem wir eine Stunde vorher waren, bevor wir den Film im Dezember im Castro-Kino auf der Castro-Street gesehen haben. Aus dem Laden heraus konnte man immer wieder auch den Wein-Laden gegenüber sehen – den gibt’s heute noch. Selbst das Castro-Kino, in dem wir saßen, war Teil der Kulisse, wir saßen also mitten drin im mitten drin.

Und auch die Proteste, die zwischen Castro und Civic-Center, also der Stadthalle, zogen, nahmen genau die Protestwege, die im Herbst zur Demo gegen Prop8 gegangen wurden.

Wer also eine Ahnung haben möchte, wo ich das zweite Halbjahr 2008 verbracht habe – schaue Dir Milk an – besser kann ich es selber nicht zeigen!

Mein persönlicher Oscar – der kalifornische Führerschein


Ganz unscheinbar war ich heute beim DMV, dem Straßenverkehrsamt der USA. Mit dem eigenem Mietwagen war ich über eine Stunde früher da (auch wenn mir die Lady im Dezember versprochen hatte, ich müsse den Wagen nicht noch mal zahlen. Sie hat derweil gekündigt, und war nicht mehr erreichbar für ihr Versprechen, ich habe also nun doch zweimal das Auto für diesen Zweck bezahlt), angemeldet. Papiere in Ordnung, Auto in Ordnung, mein Prüfer – irgendwas Asiatisches, vermeintlich Mexikanisches im Vorruhestandsalter zelebrierte die Prüfung. Hab nicht alles verstanden, musste ihm zeigen, wie ich mit der Hand aus dem Fenster blinke (hatte ich nicht gelernt), erstaunlicher Weise waren es bestimmt 20 Minuten, die wir durch das Viertel des DMV gekreuzt sind. Maximal 15 kleine Fehler darf man machen, 9 habe ich gemacht, 8 davon bezogen sich auf „nicht durch geführten Traffic Check“, also, dem erfassen und beobachten der allgemeinen Verkehrs- und Straßenlage. Keine Ahnung.

Ich würde schon sagen, dass ich ein routinierter Auto-Fahrer bin, der die Lage auch gut im Blick hat (bin im Prinzip unfallfrei), wahrscheinlich hätte ich vor jedem Blinken demonstrativ den Kopf in Richtung aller Spiegel drehen müssen, damit ich hier nicht „angemeckert“ worden wäre. Sei’s drum – der Lappen ist da –kommt nun per Post – übrigens an meine neue Adresse – Mietvertrag ist unterschrieben, diese Woche ziehe ich noch um. Freue mich, dann endlich meine Koffer richtig auszupacken, aktuell ist das noch nicht passiert. Vielleicht geht das Ankommen dann etwas schneller, zumindest Erkältung ist jetzt soweit abgeklungen, dass im März auch wieder Sport angesagt ist – ein bisschen Winterspeck ist eben doch dazu gekommen ;-)

City-Cruising zum Ankommen


Ach ja – fast vergessen – nach der Prüfung und mit dem Auto unterm Hintern habe ich dann auch das gemacht, was ich vor zwei Wochen machen hätte sollen – bin einmal kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Hoch auf Twin Peaks, dank Regen ist das Gras super-grün Regenbogen über dem Hafen. Weiter an den Ocean-Beach – die Sonne brennt fast ein wenig, ein großes Hallo dem Pazifik entgegen gebrüllt, weiter zur Golden Gate Bridge – bin also doch wieder da… Ist schon schön hier – und höre heute, ab dem 15. März wird das Wetter auch immer besser, dann hört’s hoffentlich auf mit den herbstlichen westdeutschen Regentagen… In diesem Sinne…

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