Los Angeles und Santa Monica

...lange ersehnt, nun endlich erreicht - letzes Wochenende in L.A. ...

Nach der misslungenen Führerscheinprüfung und einem Frust-Thai-Mittagessen flog ich am letzen Freitagnachmittag nach Los Angeles. Habe keine Vorstellung, was mich dort erwartet, vor allem erwarten mich aber Heike, Mikaela und Tanja (inklusive Herbert). Wohnen ja alle da im Eck - ja, denkste… Ist so, als wenn man drei Freunde in Ruhrpott besucht, das dauert auch gerne mal ne Stunde Autofahrt von Haustür zu Haustür.

Der Anflug auf L.A. ist ziemlich beeindruckend. Die Stadt scheint riesig zu sein, und da es in den frühen Abendstunden schon dunkel ist, wirkt das nicht endende Schachbrettmuster schick beleuchtet. Von oben sieht es so aus wie ein riesiger Karo-Stoff, nur die Freeways halten sich nicht an diese Ordnung. Sie richten sich zwar teilweise nach dem Muster, brechen aber doch oft aus und verlaufen unorganisiert durch die Stadt. Frage mich, wie viele Autos dort unten fahren, da man aus der Luft weder Anfang noch Ende der Highways erkennen kann...

Die Fahrt vom Flughafen mit dem Bus zur Union Station, der zentralen Haltestelle in L.A., ist ähnlich eindrucksvoll - sooo viele Autos auf einmal gesehen zu haben kann ich mich kaum erinnern. Die Stadt wirkt im Dunklen noch spanischer als San Francisco, später, in Pasadena, wo ich bei Heike wohne, noch amerikanischer. San Francisco mit dem viktorianischem Baustil, was eher an England erinnert, scheint wirklich die Ausnahme der amerikanischen Städte zu sein! L.A. könnte vom nächtlichen Durchqueren mit dem Bus genauso gut auf den Kanaren oder in Andalusien liegen; der erste Eindruck erinnert mich schon sehr an Spanien.

Kölsches Mädcher in Kalifornien



Kehre bei Heike ein und man kann es nicht anders sagen - sie ist schon etwas verrückt. Köln-verrückt. Sie stammt zwar aus der Heidi-Klumm-Stadt (Bergisch-Gladbach), ist aber mit Leib uns Seele kölsches Mädcher. Köln-Kalender, Teelicht in Dom-Form, Köln-Tasche und, und, und. Natürlich hat Heike auch Kölsch besorgt - ein Flasche hatte sie bereits in Michigan gekauft, wo sie bis September noch gewohnt hat (wir wollten diese eigentlich in Vegas getrunken haben). Eine zusätzliche in L.A. - will nicht wissen, was sie dafür hingelegt hat. Aber - die Etiketten sind zumindest Englisch - witzig.

Natürlich drängt sich die Frage auf, warum sie nun in Kalifornien ist. Für sie ist es schnell erklärt, der Türke in Köln hat auch seine Bilder vom Bosporus an der Wand und zelebriert die Heimat - so isses auch bei ihr. Und eigentlich erst so richtig, seitdem sie nicht mehr im Rheinland lebt, ist sie durch und durch Kölnerin. Das ist das eine. Das andere ist der Alltag und das Leben - und das ist jetzt eben hier in Amerika.

Samstags fahren wir zu Tanja und Herbert nach Irvine - Orange County. Herbert hat derweil einige Kunden unter den "Schönen und Reichen". Er geht für gutes Geld mit deren Hunden spazieren, da die vor lauter "Schön-und-Reich-Sein" nicht immer Zeit dazu haben. Er ist obendrein patenter Dog-Trainer - ich kann selber nicht so richtig viel mit Hunden anfangen - begleite ihn aber eine Stunde mit Nikie, oder so ähnlich. Bewege mich mit ihm durch diese Wohnsiedlung, in dem ich mir nicht mal ne Garagentür leisten könnte. Und bin tief beeindruckt, wie der Hund genau das macht, was Herbert von ihm will!

Pelican Crest gehört, wie Herbert mir erzählt, zu den zehn teuersten Wohnanlagen in den Staaten. Und alle, denen Hollywood zu billig oder pulsierend ist, ziehen dann irgendwann hier her. Und nur durch Herbert bekomme ich Einlass in dieses eingezäunte und bewachte Areal. Hebert ist hier bekannt, die Limousinen fahren an uns vorbei, man winkt ihm zu. Eine Frau hält an, fragt, wem denn dieser Hund gehört und fragt, ob er noch eine Stunde Zeit für ihren Hund hätte...

Das Resümee der Stunde ist recht einstimmig - die Schönen und Reichen sind bestimmt auch nicht glücklicher als unsereins. (Oder wie Hennes Bender gerne sagt: "Die gehen auch nur k...n"). Und wenn uns einer die Kohle geben würde, würde wir sie auch beide nehmen ;-). Mir gefällt vor allem Herberts Gelassenheit, was die Frage anbelangt, hier oder wieder in Deutschland zu leben – klar, er genießt sehr die Sonne in Südkalifornien. Hier ist es eher Tanja, die den amerikanischen Traum lebt, für sie ist mit der Greencard wirklich ihr ganz persönliches Abenteuer wahr geworden. Für ihn ist beides gut. Und zusammen fühlen sie sich wohl hier!

Abends fahren wir auf die Balboa Island - hier verliert man jegliches Gefühl für Amerika - das könnte jetzt auch Greetsiel oder Terschelling sein. Kleine Häuschen, Souvenirgeschäfte mit Leuchttürmchen und tendenziell kitschigem Kram - aber sehr gemütlich. Sehr hübsch. Wir kommen am Feuerwehrhaus vorbei, und der Feuerwehrmann, der sieht, dass wir und die Nase an der Scheibe platt drücken, öffnet die Tür, damit wir den alten Feuerwehrwagen von Nahem ansehen können.

Ich hatte noch zu Heike gesagt, die halten sich doch sehr zurück, die Amis mit ihrer Weihnachtsdeko. Klar, überall sieht man Weihnachtsbäume und große, rote Schleifen sind um Palmen gewickelt, übertriebene Weihnachtsbeleuchtungen habe ich bislang aber kaum wahrgenommen.

Bislang!

Balboa Island bietet sich aber dafür an. Hier schient förmlich ein Wettbewerb zu herrschen, wer nun noch mehr kann - insgesamt aber alles nicht zu übertrieben und in diesem Setting sehr passend. OK, das Rentier-Karussell auf einem Dach oder der aufblasbare Weihnachtsmann, der auf einem aufblasbaren Schornstein steigt und der lebensgroße Weihnachtsmann, der fast Stepp-ähnliche Tanzbewegungen macht, übersteigen dann schon ein gewisses Limit an dezentem Geschmack ;-).

Wir gehen später essen und Shoppen in Irvines Spectrum - und ohne den beiden zu nahe zu treten - Irvine erinnert schon an eine überdimensionierte Urlaubsanlage. Tanja berichtet davon, dass Irvine die sicherste Stadt in den Staaten ist, für die beiden ein wichtiger Punkt. Von daher ist das auch stimmig, das sie sich hier nieder gelassen haben.

Hollywood und Walk-of-Fame



Am Sonntagmittag wandern wir dann über den Walk-of-Fame. Wie Heike schon angekündigt hatte, alles recht unspektakulär. Klar, hier sind die Sterne auf der Straße, viele bekannte Namen sind zu lesen, viele Sterne sind noch frei (für Heike und mich, wenn wir dann reich und berühmt werden ;-) ). Schaut man in die Seitenstraßen, ist aber alles so schnodderig und wenig aufgeräumt, wie es sonst auch so ist. Amerika ist oft einfach wesentlich dreckiger und kaputter als Deutschland. Das Setting zur Berlinale am Potsdamer Platz schlägt diesen Ort bei Weiten.

Es ist aber schon aufregend, hier zu stehen, wo einmal in Jahr der Oscar verliehen wird und sich vorzustellen, wie in der langen Eingangshalle des Kodak Theatre der rote Teppich ausgerollt wird und die Stars und Sternchen im Blitzlichtgewitter hier einlaufen... Und der Blick auf das Hollywoodzeichen und das Foto dazu darf an dieser Stelle natürlich nicht fehlen!

Ein paar Meter weiter dann das Grauman's Chinese Theatre. Dort, wo man die Fuß- und Handabrücke von Marilyn Monroe, Johnny Depp, Meryl Streep finden kann. Na, das macht diesen Ort dann schon besonders, man ist nun mitten drin.

Und irgendwie - als ob ich es schon immer geahnt hätte - trete ich in die Fußabdruck von George Clooney: passt. Gegenprobe - lege noch meine Hand in seinen Abdruck rein. Damit ist eigentlich klar - wir sind von Geburt an getrennte Zwillinge. Nur das mit seinem Alter, da hat er wahrscheinlich etwas nach oben geschraubt, um interessantere Rollen zu bekommen – sei‘s drum ;-).

Auch wenn hier viele Straßenkünstler als irgendwelche Hollywoodgrößen verkleidet sind und damit Geld eintreiben wollen, falls man sie fotografiert - die Aufmerksamkeit zieht eine Truppe buddhistischer Mönche auf sich, die genauso wie alle anderen Touristen mit der High-Level-Digitalkamera auf Sightseeing-Tour sind. Durch deren Gruppenformationen wird eine der Schaustellerin zur Zuguckerin und zückt selber die eigene Kamera.

Wir fahren weiter. Beverly Hills, Rodeo Drive und dann nach Santa Monica. Der Pear ist wunderschön und man fühlt sich erinnert an verschiedene Filmklassiker, die man nicht genau benennen kann. Man weiß aber, dass man das hier schon in verschiedenen Filmen gesehen hat. Lade Heike zum Riesenrad fahren - die damit einer der gefährlichsten Fahrattraktionen ihres Lebens gemeistert hat. Ich muss aber auf jeden Fall auf die Achterbahn, keine Chance, Heike zu überreden, aber das geht auch alleine. Ehrlich gesagt, eine der langweiligsten RollerCoaster, die ich je gefahren bin, aber in diesem Setting mit Blick auf Santa Monica, dem Riesenrad und dem Pear einfach ein Muss! Ach ja, das Video ist tatsächlich von meiner eigenen Fahrt!



Zum Abendessen treffen wir Mikaela (sie war am Tag zuvor auch schon mit dabei), die den Traum von einer Drehbuchschreiberin hat und von daher hier genau richtig ist. Entweder New York oder L.A., was anderes käme für ihren Traum nicht in Frage. Eine der wenigen Menschen, die tatsächlich aus konkreten karrierebedingten Gründen hier ist. Naja, sie ist auch absoluter Amerika-Fan, auch ohne dieseJobabsicht wäre sie sicher hier – sie gehört hier hin! Sie fährt mich zum Flughafen und schon sind zwei Tage L.A. wieder vorbei.

Wie man lesen kann - weniger ein Abklappern der Attraktionen, sondern vielmehr der Besuch von Freunden. Da wir alle bloggen und gegenseitig unsere Blogs verfolgen, fühlt es sich an, als ob man die Leute schon ewig kennt, oft kamen einfach Fragen auf, die sich absolut auf kein Gespräch bezogen, sondern auf irgendeinen Blogeintrag... Das scheint moderne Kommunikation zu sein ;-)

Beinahe den Flieger verpasst



Zum Guten Schluss kam ich zum Flughafen, der Flieger ist mit über einer Stunde Verspätung angeschlagen. Ich glaube, das hasst jeder. Und ich verbinde damit auch eine ganz merkwürdige kaum beschreibbare Gefühlslage. Man setzt sich in die Bar, trinkt ein Bier, und wartet, wartet, wartet. Hatte mir neulich einen der ersten Open-Source-Spielfilme auf den iPod geladen, sprich, ein kompletter Film, der ohne Budget entstanden ist. Also, der Cutter, die Komponisten, alle Mitwirkenden haben alles umsonst gemacht. Inhalt ist die Route 66, schon auch passend. Manchmal ein wenig zu schmalzig gesprochen, insgesamt aber ein unterhaltsamer Streifen, der eben auch eine guten Eindruck von Amerika zeigt. Und genau passend für diese Situation! Der Film steht hier zum Download zur Verfügung: Route 66 als Podcast – oder hier, eine Vorschau auf den Film bei youtube:



Der Flieger sollte verspätet um 22:15 gehen, und als pünktlicher Deutscher habe ich mein zweites Bier um 21:40 leer. Ich denke, geh mal langsam zum Gate, komme um die Ecke und es ist kein Mensch mehr da - nur noch eine Bodenangestellte am Schalter und ein andere Mitarbeiter an der Tür zum Flieger - ihm die Boardingkarte in die Hand gedrückt, rein, und hinter mir machte er die Tür zu - Hammer. Nur eine Minute später, und der Flieger wäre weg gewesen... Scheint ja doch irgendwo ein Engelchen zu sein...

Schönes, aber auch anstrengendes Wochenende, da meine Erkältung fester sitzt als vermutet. In Anbetracht der Tatsache, dass ich nächsten Montag im Flieger nach Köln sitze, auch ein kleines Stück Abschied aus Kalifornien. Und die ständige Auseinandersetzung, warum Deutschland oder warum Amerika. Ganz deutlich spüre ich nach dem Wochenende, dass ich mich hier zwar sehr wohl fühle, aber ganz weit weg davon bin, mich hier nieder zu lassen. Bei den Dreien bzw. Vieren sehe ich, wie sie sich eingerichtet haben, wie die berufliche Verankerung statt findet. Das sehe ich bei mir nicht und lässt meinen Zustand in der Schwebe (Naja, muss ja auch nix entschieden werden).

Und L.A. - das was ich gesehen habe, kann man nach einem so kurzen Wochenende natürlich kaum beurteilen - gefällt mir gut. Merke aber auch, dass für mich San Francisco schon die richtige Wahl ist. Hätte mich aber auch sicher wohl gefühlt, wenn ich dort hingegangen wäre. So bin ich jetzt eben in der letzen Woche von insgesamt 5 Monaten, und es geht weiter - bin gespannt, wie es nächste Woche wird!

Wintereinbruch in der Bay Area



Man glaube es kaum – die Nachrichten berichten vom Winterchaos und Schneestürmen. Schaut man sich die Bilder an, so sind es eher zwei Zentimeter Schnee, die dem mit Schnee unerfahrenen Kalifornier Angst eintreiben.

Zumindest ist es so kalt, dass ich heute erstmals meine Winterjacke angezogen habe, und auch glücklich über meine Handschuhe bin – jetzt fehlt nur noch der Glühwein. Naja, noch sechsmal schlafen, dann hab ich einen in der Hand ;-).

...ach, bie der Fotoauswahl ist mir aufgefallen, dass ich kaum Gesichter ausgewählt habe - wer Leute sehen möchte - in Tanjas Blog sind jede Menge Fotos von uns und dem Wochenende zu finden ;-)


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