Muir Woods, Mount Tamalpais, Monterey (CA) und San Francisco bei Nacht

Matthias und Matthias sind wieder weg. Auf dem Weg zum Flughafen haben wir auf die 10 Tage zurück geguckt. Meinen etwas paranoischen Reiseplan haben wir erstaunlicher Weise fast Punkt für Punkt "abgearbeitet". Mit dem Erfolg, dass wir in dieser knappen Zeit richtig viel gesehen haben. Ich habe sogar noch 2 Tage Arbeit einschieben können. Ich merke, dass ich einerseits fast übersättigt bin an Eindrücken. Erst beim Durchgucken der Bilder sehe ich überhaupt, was wir alles gesehen haben.

Besuch heißt neben täglichen Aktionen auch abends viel unterwegs zu sein. Und bin ich mit meiner Kondition ein wenig am Rande - freue mich auf das Ausschlafen morgen früh und scheine mir obendrein eine kleine lästige Erkältung eingefangen zu haben. Die Temperaturen sind am Abend derweil im einstelligen Bereich (wobei es heute tagsüber wieder Kracher-Wetter war) - und ich bin wohl etwas zu locker angezogen gewesen.

Muir Woods



Ich will eigentlich gar nicht so viel schreiben - die Bilder geben hoffentlich einen guten Eindruck der beiden Tage am Ende der letzten Woche. Am Donnerstag stand Muir Woods an - Matthias 2 wollte Mamut-Bäume sehen. Im Vergleich zum Sommer war es ebenfalls sehr eindrucksvoll, die Bäume am Mittag mit der tiefstehenden Wintersonne zu erleben.

Mount Tamalpais und Napa Valley



Danach ging es serpentinenweise in die Höhe - auf den Mount Tamalpais. Schätzungsweise 20 oder 30 km Luftlinie von San Francisco entfernt mit einem wahnsinnigen Blick. Das Nebel-Foto mag auf den ersten Blick öde aussehen - ist aber eher ein Suchbild. Spannend die Türme und Häuser der Stadt im Dunst ausfindig zu machen. Die Nähe zur Stadt und trotzdem die Tatsache, mitten in der Natur zu stehen ist übrigens wirklich ein Phänomen. Man fährt eben mal über die Golden-Gate und ist sofort raus… ist mitten drin in Bergen, Wäldern oder an der wunderschönen Küste...

Danach ging der Trip weiter ins Napa Valey - oder auch das "Wine-Country" genannt. Hier kommt ein Weingut nach dem anderen, selbst in der Touri-Information standen ein bis drei gefühlte Busse Asiaten, die dort ein "Wine-Tasting" abhielten. Eine Weinprobe scheint hier das gängige Programm zu sein - wir waren schlecht vorbereitet und in Anbetracht des Programms auch viel zu spät. Sind lediglich hin und her gefahren, haben vom Herbst gelb und rot gefärbte Weinreben im frühen Sonnenuntergang gesehen und uns eher für die Heimreise entschieden, da am Freitag schon der nächste Ausflug auf dem Plan stand. Leider gibt es nur wenige Bilder, da ich die meiste Zeit am Steuer saß - und die wenigen sind nicht wirklich schön, von daher keine Fotos aus Napa Valley.

Witzig an der Stelle bei teilweise knappen 20 Grad eine Radiosender zu hören, der ausschließlich Weihnachtslieder spielt. Kommt also doch langsam näher, das Fest, und wir singen fröhlich mit!

San Francisco bei Nacht



Auf dem Heimweg - kommt man aus dem Norden und kehrt über die Bay Bridge in die Stadt zurück - überquert man Treasure Island. Diese Insel liegt mitten in der Bay zwischen Oakland und San Francisco, die Bay Bridge führt darüber. Treasure Island bietet einen gigantischen Blick auf die Skyline der Downtown. Und in der vorweihnachtlichen Aufrüstung mit Leuchtmitteln sind hier vier Hochhäuser von Lichterketten eingerahmt. Schon schick! Und wenn man sich dann noch zur Fotokunst berufen fühlt (sprich, einfach ein bissen mit der Kamera rum spinnt ;-) ) kommt das heraus, was auf dem zweiten Bild zu sehen ist.

Westküste Nordkaliforniens und Monterey, CA



Am Freitag fahren wir in die entgegengesetzte Richtung - in den Süden der Stadt. Anders als beim Weg über die Golden Gate dauert es hier lange, bis man aus der eng besiedelten Gegend raus ist. Kurz hinter Daly City (den Übergang von San Francisco nach Daly City nimmt man nicht wahr) - biegt man auf die weniger befahrene Küstenstraße ab - ist man plötzlich auf einem gigantischem Küstenstreifen. Die Strecke nach Monterey sind ca. 140 Meilen - also rund 200 KM, und man durchquert ganz unterschiedliche Landstriche.

Strände, die so auch in Holland oder an der Nordsee sein könnten, grüne Wiesen, die an Südengland erinnern, Pinienwälder, dass man sich an Andalusien erinnert fühlt, oder Felsklippen, die man auch an der Algarve vermuten könnte. Oder weiter südlich vor Monterey jede Menge Felder, wo Salat, Gemüse oder Avocados angebaut werden. Man sieht einfach, dass hier richtig viel Platz ist und es endlos große Felder gibt. Hier in Kalifornien wachsen nicht nur Burger, sondern auch jede Menge gesundes Essen.

Auf der Fahrt sieht man an vielen Ecken die amerikanische Fahne hängen - und mir geht durch den Kopf, dass die Amerikaner da einfach ein ganz anderes Selbstverständnis haben als wir Deutschen. Das was an Schwarz-Rot-Gold-Fahnen bei der WM in Deutschland zu sehen war, ist hier eher alltäglich (Nicht in der Menge, ich meine den entspannten Umgang damit!).

Ich gucke noch mal auf die Straße, und denke: Eigentlich alles sehr ähnlich wie bei uns. Schaue noch mal genauer hin, und drei von vier Autos scheinen hier ein Van zu sein - zumindest irgendwas Riesiges. Man kann annehmen, dass das Straßenbild in Deutschland in zehn Jahren wahrscheinlich ähnlich aussieht.

Naja, und die LKW, die sehen dann ganz anders aus. Anders als bei uns haben alle Lastwagen eine "Hundeschnauze" und die wenigsten haben eine Schlafkabine - da sehen die Fahrer gerne mal so aus, als ob sie in einem ganz normalen Auto sitzen.

Aber genug der Schwafelei. Wir fahren über den 17-Mile Drive - und es ist nur traumhaft. Kostet 10 Dollar Ein"fahrt" - und anfangs denke ich noch, ob wir hiermit die Golfplätze und die Straßen für die Villen finanzieren, an denen wir reichlich vorbei kommen. Aber das Geld ist gut investiert – umso näher wir ans Wasser kommen… Es ist schon fast kitschig schön.

Als wir aus dem Park raus fahren, haben wir keine klare Vorstellung, und entschließen und noch etwas weiter Richtung Süden zu fahren und anzuhalten, wenn die Sonne zu sinken beginnt. Der Kitsch scheint einfach kein Ende zu nehmen. So haben wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang, bevor es dann wieder "nach Hause" geht.

Zwei kleine Anekdötchen zum Schluss




Heute ist dann das passiert, worauf ich die ganze Zeit schon gewartet hatte. Ich treffe einen Bekannten. Aber nicht, wie ich vermutet hatte: Bewegt man sich in den Gay-Bars dieser Welt, ist die Welt eben noch mehr ein Dorf, als sie mir ohnehin schon vorkommt. Von daher war ich davon ausgegangen, dass irgendwann mal die Tür aufgeht, und jemand rein kommt, den man zumindest vom Gesicht her kennt.

Aber es geschah völlig anders. Ich bringe Matthias und Matthias zum Flughafen, wir sind auf der Suche nach dem Schalter, als ich auf einmal im Augenwinkel Marcel sehe. Marcel ist Onkologe an der Uniklinik in Köln und wir haben, als ich 1995 im Haus 16 anfing, ein Jahr zusammen gearbeitet und danach im Krankenhaus immer wieder mit einander zu tun gehabt. Nun bin ich schon 8 Jahre aus der Pflege raus, aber wir sind uns in sicherer Regelmäßigkeit immer wieder über die Füße gelaufen – sei es im Volksgarten oder im Cinenova in Ehrenfeld.

Nun steht er hier vor mir und guckt mich etwas verdattert an: "Was machst denn Du hier?" - Und zum ersten Mal sag ich "Ich wohn hier!"... hab ich das nun gesagt??? Ja, das Gefühl zur Stadt scheint immer näher zu kommen...

Das zweite "Verzällcher" ist nicht sonderlich spannend, aber lustig. Ich komme am Abend bei meinem Chiropraktiker rein, der überfällt mich förmlich, ich müsse ihm ein Gefallen tun. Einer seiner Monitore war so verstellt, dass die Möglichkeit, die Einstellung am Bildschirm direkt einzustellen, gesperrt war - und zusätzlich war das Menü - aus welchem Grund auch immer - auf Deutsch umgestellt. So hat er seit Wochen versucht - ohne Erfolg - das irgendwie zu verändern. Und hatte sich feste vorgenommen, entweder Sabine, auch eine Deutsche, die regelmäßig zu ihm kommt (die ich natürlich auch schon getroffen habe) oder mich abzufangen, damit einer von uns sein Problem lösen kann.

Konnte die Sprache umstellen und auch die Einstellungen so vornehmen, wie er sie haben wollte - und er war der glückliche Mensch der Welt. Hat sich 10 Mal bedankt, mit eine Gratis-Massage zugesagt. Und da wir gerade am Rechner waren und Milton in Plauderlaune war, fragte er, woher ich denn in Deutschland komme und wo ich aufgewachsen sei. Bin mit ihm zu Google-Maps und hab ihm Groß-Scherkenbach gezeigt. Naja, soweit weg, und doch so nahe... Und jetzt sind es nur noch 12 Tage - dann sitze ich dort unter dem Weihnachtsbaum… Freu mich! Und bin etwas aufgeregt ;-) .

Danke an der Stelle für die Geduld - kurz fassen ist echt keine meiner Stärken - wer es aber bis jetzt geschafft hat, noch ein allerletzes Schmankerl. Morgen ist hier der www.daywithoutagay.org - Idee ist, alle Schwulen und Lesben aus dem Arbeitsalltag raus zu nehmen, und zu zeigen, dass nicht über ein paar wenige Leute gesprochen wird, sondern das das auffallen wird und damit gegen die verlorene Prop8 zu demonstrieren. Wäre sicher in Deutschland auch eine witzige Aktion ;-) In diesem Sinne - ich mach dann morgen mal frei!






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