Tony Curtis live im Castro-Theater

Ich könnte nun doch zum Schreibmonster werden, hab nicht ganz so viel Arbeit, von daher unternehme ich viel - und es bleibt einfach spannend...

Dienstagabend fand ein Event der ganz besonderen Sorte statt.
Auf der Castro Street findet man das Castro Theatre. Ganz fern ab von irgendwelchen Multiplex-Kinos ist alleine das Kino - auch ohne einen Film dort zu sehen - ein ganz besonderer Ort. Rund 85 Jahre alt, im (wie ich in Wiki lese) spanisch-colonial-barockem Baustil gebaut. Von dieser Sorte findet man einige in der Stadt, die meisten sind allerdings teilweise mit Brettern verschlagen, in einem ist ein griechischer Supermarkt, in einem anderen ein Autohändler. Das Kino auf der Castro ist allerdings gut gepflegt und top erhalten. Der Kino-Saal ist riesig, die Decke unglaublich schön, die Einrichtung scheinbar noch wie original.

Aber nicht nur die Inneneinrichtung ist wie früher - auch Prozedere ist wie in vergangenen Zeiten. Vor der Leinwand ist eine Orgel, diese wird über irgendeine Hydraulik hoch gefahren, und während die Kinogäste in den Saal eingelassen werden, spielt der Organist irgendwelche Dudelmusik. Einfach nur lustig, nach dem der gute Mann sein Spiel beendet hat, dreht er sich um, das Publikum jubelt, er verbeugt sich tief, es wird applaudiert. Das macht Spaß!

A Tribute to Tony Curtis



Der Anlass an dem Abend ist aber nicht einfach nur ein Film, sondern Tony Curtis live auf der Bühne. Zur Einstimmung wurde Manche mögen's heiß gezeigt, danach 15 Minuten Höhepunkte seiner Karriere, und dann kam der Mann auf die Bühne. Die Organisatoren drum herum sind sichtlich nervös. Man hat eine kleine Plauderecke aufgebaut, mit schweren Stühlen, Tischlein und Tischdecke, im letzen Moment brachte jemand noch ein Blümchen für den Tisch. Unglaublich ist an der Stelle zu sehen, dass das Wasser einfach in Plastikflaschen auf dem Tisch steht und damit ein absoluter Stilbruch begangen wird. Nun denn - der Ami trinkt auch seinen Tee aus Pappbechern, da scheint das hier kein Problem zu sein.

Irgendwie begreife ich heute noch nicht diese Dimension. Mit zwei Freunden sitze ich in der dritten Reihe, also schätzungsweise sieben oder acht Meter von Tony Curtis entfernt. Und es macht einfach nur Spaß. Mit 83 Jahren ist er nicht mehr ganz der fitteste, trifft die Fragen, die er gestellt bekommt, nicht immer ganz auf den Punkt, aber immer noch weit weg von einem wirren Mann. Wie andere ältere Herrschaften redet er gerne und viel, aber nicht anstrengend, sondern sehr unterhaltsam. Und er hat einfach auch viel zu erzählen.

So drehen sich die Fragen am Anfang um die Arbeit mit Marilyn Monroe - und er kommt ziemlich schnell auf den Punkt. Er erzählt, er war 23, sie 18, als sie sich kennen lernten. Er merkt in einem Nebensatz an, dass es damals sowas wie sexuelle Aufklärung nicht gab - nun denn - er hat ihr geholfen, sie hat ihm geholfen, und damit haben sie diese nicht vorhandene Aufklärung durch Selbsterfahrung ausgeglichen ;-).

Und auch das weitere Interview gibt schöne, aber auch ernste Einblicke. Er drückt seine Vermutung aus, warum Marilyn Monroe sich letzt endlich das Leben genommen hat, berichtet von Partys in Hollywood, über das, was ihn als Schauspieler beschäftigt hat, worauf er stolz ist. Aber auch, dass er ein wenig traurig ist, nie einen richtig großen Preis gewonnen zu haben - scheint, dass ihm der Oscar im Schrank fehlt!

Was mich nach wie vor begeistert an diesem Abend, ist diese absolute Normalität. Man geht dort ins Theater, erlebt eine solchen Menschen, als ob er gerade neben einem an der Theke sitzen würde. Kein Hype, keine hysterischen Menschen – natürlich, das Publikum ist absolut begeistert – aber es fühlt sich an wie ein ganz entspannter Abend. Viel Spaß bei den Fotos!

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