Novemberstimmung in San Francisco

Ob es gut ist, heute zu schreiben, weiß ich nicht, aber solche Tage wie heute gehören eben auch dazu...

Das Wetter hat sich in der Tat jetzt richtig verändert, im Sommer waren es immer Wolkenbänder, die in die Stadt zogen. Heute morgen war der Himmel so richtig bedeckt, irgendwas zwischen einem hellem zugehangenem Himmel oder einer etwas zu dunklem Wolkendach. Das macht die eigene Stimmung nicht gerade besser. Vorweg, man muss sich jetzt keine Sorgen machen, aber heute ist ein Tag, an dem die Gedanken doch etwas schwerer wiegen, wie gesagt, gehört eben dazu.

Die Stadt gewinnt ein anderes Gesicht. Da mich heute die senile Bettflucht um vier aus den Federn getrieben hat, und ich nach zum Teil erledigter Arbeit bereits um neun durch den Dolorespark gelaufen bin, scheint hier sehr viel Ruhe und ein wenig Herbstschwermut eingekehrt zu sein - viele Hundebesitzer führen ihre Lieblinge aus, die Stadt schläft noch halb. Na ja, das ist ja auch in Köln in den Parks nicht anders, und vor allem von einer ganz bestimmen Stimmung geprägt.

Köln gerät wieder in den Blickwinkel



Was seit ein paar Tagen anders ist, ist das Gespür für die Nähe der Rückreise. Witziger Weise stand bei meinem Friseur Karl-Heinz eine Promo-DVD "Köln erleben" im Regal - die musste ich natürlich mit nehmen. Es ist spannend, Köln aus dem Blickwinkel des Touris zu betrachten. Das Gucken war allerdings recht anstrengend, nicht weil ich Heimweh bekam. Vielmehr hat es mich gewundert, dass man 90 Minuten lang Köln vorstellen kann, ohne Aufnahmen vom Karnevalszug, vielleicht dem CSD, vom 1. FC oder den Haien zu zeigen, statt dessen den Altenberger Dom als Kölner Attraktion verkauft. Nun denn.

Ja, Köln kommt näher, und damit natürlich auch die Frage, wie das sein wird. Ehrlicher Weise habe ich ein wenig Angst vor dem Wiederkommen. Ich habe sowohl Angst davor, dass mir Köln so gut gefällt, dass ich das ganze San Francisco hier in Frage stellen werde. Aber ich habe ebenso viel Angst davor, dass mir Köln so sehr wiederstreben wird, dass ich es gar nicht mehr abwarten kann, hier her zurück zu kehren. Bislang ist der Flug für nächstes Frühjahr noch nicht gebucht. Warte eher noch auf ein Angebot bzw. auf einen günstigen Euro-Kurs, bevor ich buche - aber es steht für mich gerade auch die Frage im Raum, ob ich statt Ende Februar den Flug einfach zwei Wochen vorher für Mitte Februar buche und einfach auf Karneval verzichte. Mein Mitstreiterin Heike aus LA ist bekennendes Kölsches Määdsche, aber ehrlicher Weise habe ich gestern keinen 11.11. vermisst. Ich feier gerne Karneval, hab in den letzen Jahren aber auch immer gerne mal ein paar Tage gekniffen, und bin auch nicht immer gut rein gekommen...

Wo gerade etwas der Schuh drückt, ist - wie mir eben klar geworden ist - eher eine unlösbare Aufgabe: Nach vier Monaten kann ich zwar bei Weitem nicht behaupten, ein intaktes soziales Umfeld aufgebaut zu haben, dies zu erwarten wäre auch völlig vermessen. Doch wenn ich zurück fahre, gibt es hier schon ein paar Kontakte, die ich vermissen werde. Ganz abgesehen davon, dass ich mich in der Stadt einfach pudel wohl fühle. Andererseits sind in Deutschland Familie und Freunde, dich ich auch langsam wieder sehen möchte. Aber egal, ob ich länger oder kürzer hier oder dort bleibe, ich muss mich immer für das eine und gegen das andere entscheiden. Beides geht leider nicht (hab es mir ja auch so ausgesucht, bin im Grunde auch glücklich, wie es ist). Aktuell überwiegt aber das Gefühl, schneller wieder her zu kommen. Dafür sind die Kontakte noch zu frisch, dass sie eine so lange Pause vertragen können – alte Freundschaften halten das eher mal auch eine längere Zeit aus – und Familie gibt nun leider nur an einem Ort ;-( - das ist nun mal so. Aber dafür bekommt Mutter Heller Weihnachten ja Internet!

Spannend an der Stelle erlebe ich ebenfalls, wie ich die letzen Tage mein Viertel hier wahr nehme: Die Valencia-Street, auf der ich mit Matthias in den ersten zwei Wochen ein paar mal Schoppen war, habe ich im Sommer als absolute Besonderheit wahrgenommen - coole Geschäfte, hippe Läden, vom Flair ein Mix aus Ehren-, Severins-, Venloer- und Zülpicherstraße. Mit dem Einzug in meine Bleibe gehörte die Valencia-Street zu den Straßen, auf der ich fast jeden Tag bin, alleine weil mein Chiropraktiker und mein Gym dort sind. Aber sofort nach dem "offiziellen" Urlaubsabschnitt habe ich das besondere der Straße nicht mehr gesehen. Erst sein ein paar Tagen, seit dem der Rückflug irgendwie in eine spürbar Nähe kommt, taucht auch das besondere der Straße wieder auf; das Erleben der Stadt scheint bei mir also auch ganz eng damit zusammen zu hängen, wie tief ich gerade eingetaucht bin...

Naja, es geht mir jetzt nicht schlecht, ich hatte auch damit gerechnet, dass umso näher der Dezember kommt, auch mal das Gefühl des Hin-und-Hergerissen-Seins auftreten wird. Für meinen Geschmack etwas zu früh, vor allem hoffe ich, dass das jetzt kein Dauerzustand wird. Nun denn, ich gehe aber nicht davon aus, dafür ist die Stadt doch einfach immer noch zu aufregend.

So, und für alle, die es bis hierher geschafft haben - ich hoffe, dass ich zumindest mit den Fotos zum heutigen Beitrag ein bisschen gute Stimmung verbreite - die Stadt ist und bleibt der Hammer, und es gibt einfach immer wieder Neues zu entdecken! Und als Vorankündigung – ich fliege im Dezember noch ein Wochenende nach Los Angeles – da wird’s hoffentlich noch mal schicke Bilder geben!

Sonniger Nachtrag zu diesem Beitrag



Ganz rührend machen sich meine Mädels aus L.A. Sorgen, ist aber nicht nötig. Wie man auf diesem Foto nun sieht, nur ein paar Stunden später ist der Himmel wieder frei, und mein geliebter Mission-Dolores-Park schickt sich wieder so, wie es sich gehört!

War im Studio, bin eine Stunde und 5 Meilen und 820 Kilokalorien weit gelaufen, das tut enfach gut. Hab danach noch was für die Kraftpakete gemacht, meine Rücken ausbaumeln lassen und bekomme gerade Post aus Wipperfürth von einer Freundin, die gerade verliebt ist, ach wie schön ist das ;-) Wie gesagt, so gehört eben alles dazu :-D

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