Jessi und andere Verrückte


...noch 20 Tage - ich werd wahnsinnig...

Der CSD hier in Köln ist vorbei, meine Bremer Freunde waren wie jedes Jahr da, es war wie jedes Jahr einfach schön, und seit gestern Mittag, nach dem sie weg waren, spüre ich deutlicher denn je, dass es nun wirklich nicht mehr lange ist.

Die Zeit verrauscht einfach, eben hatten wir noch Juni, jetzt ist schon fast Mitte Juli, und es scheint, dass die Tage durch die Menge an Arbeit einfach nur noch so verfliegen!

Letztes Wochenende schien es dann so, dass ich ein WG-Zimmer gehabt hätte. Auf der craigslist.com hatte ich eine Anzeige aufgegeben, auf der sich kurz um dann auch Jessi meldete - sehr nettes Mädel, noch sehr jung, aber nach ein paar Mails hin und her kam ihre Zusage, dass ich das Zimmer hätte - wirklich in einer guten Lage - schöne Wohnung... Vor allem fand sie gut, dass ich Ausländer bin, und sie glaubt, dass sie davon sehr profitieren wird. OK - Jessi schien schon etwas zerstreut, alles, was sie erzählte, sagte sie auch fünf mal, betonte immer wieder, dass sie doch jede Menge Anfragen bezüglich der Wohnung hätte - und sie würde das freie Zimmer nicht des Geldes wegen untervermieten... Es wurde an der Stelle merkwürdig, als sie mehrfach fragte, was ich ihr kaufen würde, wenn ich zu ihr kommen würde - beim ersten und zweiten mal bin ich einfach mal über diese Frage hinweg gegangen, weil ich nicht wirklich wusste, was sie wollte, und habe nach gefragt, was sie meint. Ich verstünde wohl die Worte, aber nicht die Botschaft - m - sie meinte es genau wie sie es schrieb, sie wollte wissen, welche Geschenke ich ihr mit bringe. Oh Mann, jetzt haste so ein gutes Wohnungsangebot, und jetzt landeste direkt bei einem crazy girl... Einen Nachmittag ging es mir auch in der Tat richtig schlecht damit, weil es mir ehrlicher Weise echt etwas Angst machte - nachher lerne ich spontan ihre acht Brüder kenne, weil Jessi die Geschenke nicht in den Kram passen...

Habe Angelika die Mails mal quer lesen lassen (Danke noch mal), und danach war dann auch die Entscheidung klar - das geht nicht, das muss ich absagen.

Mit Angelika hatte ich mich in Mühlheim im www.jakubowski-koeln.de getroffen, um mit ihr noch ein paar Einstellung an Ihrem Mailprogramm vorzunehmen. Ein schöner Abend. Irgendwann setzt sich ein Mann an den übernächsten Tisch, und bestellt ein Kölsch. Kurz später Angelika war kurz drinnen, um nach dem WLAN zu fragen, dreht sich der Mann um, schaut mich an, und meint deutlich "Ja ja, er wüsste genau, was hier abgeht, und wir sollten nicht so tun, als ob wir davon nichts wüssten" - hä - da der Gute erst mal gar nicht wirr wirkte, habe ich höflich und entschuldigend nach gefragt, dass ich gerade wahrscheinlich irgendwas nicht mit geschnitten hätte, und ich deswegen auch nicht verstehe, was er möchte. "Ja, er wüsste, dass wir die Schäfchen im trockenen hätten, und das das alles auf seine Kosten laufen würde" (ok - wo ist der den gerade ausgebrochen) - und fast gleichzeitig fährt ein Auto vorbei, der Fahrer stecken den Kopf während der Fahrt aus dem Auto und brüllt ganz laut irgendwas - aber keine Worte, sondern nur irgendwelche wilden Laute... Mühlheim ist schon auch etwas verrückt - Angelika, die jahrelang mit psychisch Kranken gearbeitet hat, versuchte mich abzulenken, und wir haben das Gespräch mit dem Nebentisch abgebrochen, und durch Ignorieren versucht, die Situation zu entspannen - was für uns auch gelang, der gute Mann pöbelte dann Leute an einem anderen Tisch an. Die Bedienung kümmerte sich dann aber langsam darum, und wie sich raus stellte, hatte er nachmittags schön Leute durch sein Schimpfen vertrieben... echt verrückt - und dann kam das Auto von vorher aus der anderen Richtung gefahren, und das gleiche Spiel wie eben, Kopf raus und irgendwas gebrüllt, das ist mal Erlebnisgastronomie ;-)

Da es im Jokubowski nichts auf der Karte gab, was mich so richtig angemacht hat, wollte ich dann auf dem Heimweg noch schnell n Happen essen, obwohl es schon 11 war - oh ja, zu meinem Lieblingsgriechen am Brüsseler Platz - einfach noch mal eine Curry-Wurst mit Pommes - hab ich schon ewig nicht mehr gegessen... Die Stimmung unter dem Personal schien etwas angespannt zu sein, wobei auch einige Griechen im Laden saßen, die sich lautstark über einen Wohnungskauf unterhielten - das Griechisch war gefüllt mir Worten wie "Zwangsversteigerung" oder "Paragraph 59 Miet-Irgendwas-Gesetz (und das in eine deutlich kölschen Aussprache "neun-un-fuffzisch") - machte Spaß, zu zuhören.

Zum Essen bestellte ich ein Glas Rotwein - leider sprang mir der Lippenstift am Rand des Weinglas so ins Auge, dass ich den direkt reklamierte. Die gute nicht mehr ganz junge Frau, die ebenso gut in einer Modeboutique oder in einem Nähstübchen sitzen könnte, schaute leicht murrig, nahm das Glas aber sofort zurück. Ich saß direkt an der Theke, von daher konnte ich der Frau zuschauen: Sie nahm ein neues Glas aus dem Schrank, und schüttete beherzt den Wein aus dem Lippenstiftglas in das saubere, und stelle es mir wieder hin. Ich musste innerlich laut los lachen - abgesehen davon, dass es schon sehr frech war, hat mich die Selbstverständlichkeit der Dame wirklich amüsiert - was soll es, ich bin nicht so pingelig, und habs einfach dabei belassen. Erfreulicher Weise hatte der Chef, der gerade von draußen wieder in das Lokal kam, dies Szene mit geschnitten, mit das Glas wieder weg genommen, mir dann ein neues Glas mit frischen Wein serviert, und die gute Frau aus dem Augenwinkel mit Blicken mindestens gevierteilt. Und hinter mit lief weiter die griechisch-kölsche Unterhaltung...

Echt schon verrückt, was es nicht all für Menschen auf dieser Welt gibt - bin mit einem zufriedenem selbst amüsierten Gefühl nach Hause...


Heute sind es noch genau 20 Tage - auch mich überkommt der Wahnsinn - merke, dass mein Kopf doch sehr voll ist, sodass ich aktuell sogar einfach Dinge vergesse - wie zum Beispiel Rechnungen zu begleichen (Zum Glück isses mir immer noch rechtzeitig wieder in den Sinn gekommen). Ich spüre, dass das ein ganz großer Einschnitt für mich und mein liebes Leben sein wird, wenn ich fünf Monate fort sein werde. Umso näher der Abflug kommt, umso kürzer kommen mir die fünf zwar vor, aber ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr so ein starkes Gefühl erlebt, dass sich so einiges verändern wird. Ich bin echt richtig gespannt....

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