48 Stunden in Fotos

Monday, 13. October 2008
....Bilder sagen mehr als 1000 Worte - aber es war schwer, aus den letzen 500 Bildern der letzten zwei Tage die raus zu suchen, die nur einen Hauch von dem zeigen, was ich mit Heiko, einem Freund aus Hamburg, den ich am Freitag Abend hier in Reno getroffen habe, am Wochenende gesehen haben...

Nur soweit, die kurz Hose für mein langes Wochenende in Nevada kann ich maximal zum drüber ziehen verwenden, und das lezte Bild in diesem Beitrag ist für meinen Bruder Wolfgang - Du wirst nicht raten, welcher kleiner Reiter auf dem Boden des Eimers zu finden ist ;-)

Endlich in Amerika angekommen - auf solche Häuser warte ich seit Wochen!





Friedhof in Virginia City



Lake Tahoe - zwischen Californien und Nevada - einfach nur wunderschön!





...und Jockey-Plastik ist überall!

Der spinnt, der Ami - Wahlkampf und Blue Angels

Friday, 10. October 2008
Bin auf dem Sprung nach Reno, es gibt aber zwei Dinge, die mich diese Woche doch sehr staunen lassen haben.

Wahlkampf in den USA



Spannend ist ohne Zweifel die Schlacht zwischen McCain und Obama - Wahlkampf in Deutschland habe ich wesentlich dezenter im Kopf. Hier laufen den ganzen Tag in den Werbeblöcken Trailer, die immer das selbe Muster haben: Man weiß zuerst nicht, für wen der Werbespot ist, weil beide Kandidaten auftauchen, dann kippt der Spot und einer der Beiden wird massiv schlecht gemacht, es wird aufgezählt, welche böse Dinge er gemacht hat, dann wird der Spot beendet mit einer Aufnahme des anderen Kandidaten; der guckt in die Kamera und sagt: "Ich bin McCain - und ich habe diese Aussage überprüft!" - oder eben "Ich bin Obama...." je nach dem, für wen der Spot gerade ist.

Die Duelle, bei denen die beiden Kandidaten sich gegenüber stehen - wie bei uns damals erstmalig Merkel und Schröder - haben im Prinzip auch dieses Muster - es wird vor allem aufgezählt, wie oft der Gegenkandidat gegen Steuersenkungen oder für die Fortführung des Irak-Kriegs gestimmt hat: "McCain hat 95 Mal für mehr Geld für den Irak-Krieg zugestimmt" oder "Obama hat 29 mal Steuererhöhungen zugestimmt" usw.

Themen sind ähnlich wie bei uns - Schulden des Staathaushalts, Energiequellen (Öl), daraus aber auch resultierend Gedanken über alternative Energien (allerdings nur auf Seiten der Demokraten), ein wenig Bildungspolitik, Steuersenkungen oder -erhöhungen, vor allem aber wirklich Irak und Afghanistan.

Spannend, dass Sarah Palin in dem Duell der Vize-Präsidenten sagte, dass es den Klimawandel nicht gibt, es auch nicht wahrscheinlich sei, dass der Erdbewohner damit was zu tun hätte und sie deswegen auch darüber nicht reden will.

Beim Duell diese Woche zwischen Obama und McCain hat mich aber vor allem eine Aussage eher schockiert: Obama sagt, wir werden solange in Afghanistan bleiben, bis wir Bin Laden haben, und wir werden ihn töten!
Boah - was? Und das ganze Publikum war völlig gelassen und hörte weiter zu...

Ich stelle mir vor, wenn irgendein deutscher Politiker - egal welchem Diktator oder Terrorist der Welt auch immer - den Mord ankündigen würde, der müsste unverzüglich seinen Platz räumen und hätte es auch verwirkt. Hier schien es als völlig normal, dass man extremen Staatfeinden auch den Tod wünscht. Hat mich doch etwas beschäftigt.


Blue Angels



Ein Eindruck völlig anderer Art hatte ich gestern, als ich mit Alexia in Wipperfürth telefonierte - auf einmal absoluter Fluglärm, Düsenjäger über dem Haus so laut, dass das Telefonat nicht weiter zu führen war. Aus meinem Kämmerchen habe ich zwar Blick in den blauen Himmel, habe aber keine weite Sicht, konnte es nicht ausmachen, woher das kam.

Eine Stunde später, als ich auf dem Weg zum Bus war, wieder. Jetzt sah ich die Flieger, war etwas beunruhigt - der Ami fühlt sich ja ständig vom Terror bedroht, und scheinbar nehme ich diese Grundstimmung langsam auf und ich fühlte mich doch unwohl. Glücklicher Weise telefonierte ich gerade mit einem Freund aus San Francisco, und konnte den fragen, ob er wisse, was los sei: "Ach, das sind die Blue Angels" - "hä - wie Blue Angels" - "ach, das ist nur sone Flugschow..."

OK - auch gut - später konnte ich wirklich noch mehr Formationen sehen, die geflogen wurden - mitten über dem Stadtzentrum - Wahnsinn, ja, völliger Wahnsinn. Ich kann mich selber nur wage an Düsenjäger erinnern, als ich im Kleinkindalter war - oder irgendwelche Flugshows, die wir damals als Sonntagsausflug besucht haben - in Nümbrecht, Wiehl oder wo auch immer.

Aber jeder von "uns Deutschen" wird die Bilder von Rammstein im Kopf haben, und man darf sich nicht ausmalen, was passiert, wenn nur ein Pilot einen kleinen Fehler. Habe gerade mal etwas gesucht (Blue Angels bei Wiki) - eine Figur, die "Diamonds" ist wohl so, dass die Flieger nur einen knappen halbem Meter Abstand zu einander haben. Uahh - Ohne Frage sicher perfekte Piloten - frage mich nur, ob das wirklich mitten über der Stadt sein muss...

Viele Dinge sind in Amerika genauso wie in Deutschland – manche Dinge sind aber doch ganz anders…

Fortsetzung folgt...

Tuesday, 7. October 2008
...schön aus der Heimat zu hören, dass man nach nur einer Woche ohne Eintrag im Blog schon meine Wortbeiträge vermisst ;-) – Ich freue mich sehr darüber!

So, es ist offiziell - zumindest in der Form, dass man das als offiziell bezeichnen kann: Dies ist nicht mein letzter USA-Aufenthalt!!!

Ich genieße zwar die (Entscheidungs-)Freiheit, die mir mein Job und auch meine innere Haltung geben, glaube aber von mir sagen zu dürfen, dass ich viel zu bodenständig bin, um einfach in den Tag zu leben. Auch bei einer 100%igen Auslastung im Job habe ich bisher immer auch in die Zukunft geguckt, wo es neue Jobs gibt und wo ich mich auf dem Markt noch behaupten kann.

Diese Haltung meldete sich letzte Woche bei mir - die Hälfte meines Aufenthalts ist diese Woche erreicht (wobei es mir schon viel länger vorkommt), und wenn ich nicht einfach wieder in den Kölner Trott zurück will, müssen langsam Entscheidungen getroffen werden - keine Entscheidungen fürs Leben, aber zumindest soweit, dass das nächste halbe Jahr geschmeidig geplant ist.

Ganz deutlich ist gerade, dass ich in fünf Monaten kaum was reißen kann. Meine Unterlagen und meine Webseite http://daik.de.com sind gerade mal rudimentär soweit, dass ich jetzt erst in der Startposition bin, um mich ernsthaft auf Jobs zu bewerben. Das war vor vier Jahren auch so, als ich mich selbständig gemacht habe; die Vorbereitungen brachen einfach seine Zeit.

Zudem kommt, dass ich aktuell durch einen WDR-Job zu 100% ausgelastet bin, dort auch noch in den nächsten Wochen immer mal wieder noch Anpassungen machen muss. Danach steht Arbeit für Pro-Retina und Mediation Hoffmann an - damit ist die nächste Zeit gefüllt. Und selber habe ich ein paar Projekte - wie beispielsweise mein kostenloser Webcounter -, welche ich gerne auf den Weg bringen möchte, für die ich die Zeit bis Weihnachten gut nutzen kann... um dann in einem nächsten Aufenthalt richtig vorbereitet zu sein und ganz konkret Jobs beim Amerikaner zu suchen...

Vor allem die Frage - wenn ich nur kurz in Köln bin - was passiert mit meiner Wohnung und wie ist der Aufwand am geringsten. Da ich weiß, dass Emeline, die gerade in meinen vier Wänden lebt, meine Wohnung sehr mag, wäre es sinnvoll, diese eben an sie weiter unter zu vermieten und für mich nach einer anderen Zwischenlösung zu gucken. Und so habe ich in Porz Asyl beantragt, und werde erst mal das großzügige Angebot von Birgit und Thomas (Danke nochmal!!!) annehmen und in ihrem neuen Haus, das sie selber noch nicht bezogen haben, die Dachwohnung beziehen. Einer der positiven Erfahrungen hier ist, dass für mich zum Leben wirklich ein Laptop und ein Koffer Klamotten reichen... Und das gilt natürlich auch für Köln!

Na, und wer weiß - vielleicht sieht das alles anders aus, wenn ich Weihnachten wieder in Deutschland bin - vielleicht merke ich dann erst, dass ich richtig nach Köln gehöre, oder merke beim nächsten Aufenthalt in San Francisco, dass ich hier doch nicht landen kann, wie ich mir das vorstelle, oder es beim zweiten Mal einfach langweilig ist... Aber das kann ich heute nicht sagen...

Ich genieße einfach den Luxus, den ich durch meinen Job habe, und auch durch meine Ungebundenheit, das einfach auszuprobieren. Und eine Greencard zu gewinnen ist eine Möglichkeit, um die mich hier ganz viele Leute beneiden... es wäre dumm, das einfach nur bei diesen fünf Monaten zu belassen... Wer weiß...

Soweit, so gut! Erst mal komme ich Weihnachten wieder, dann wird Geburtstag gefeiert, dann kommt Karneval - und dann geht's wieder hier her!

Wahlkampf auf Amerikanisch


Somit genug Zukunftsplanung. Heute Abend geht‘s auf eine Veranstaltung, auf dem das nächste Rede-Duell der beiden Präsidentenkandidaten auf Großleinwand geguckt wird. Gastgeber ist die junge jüdische Gemeinde, Einladung ist aber offen, und man muss nicht dieser Gruppe angehören. Ich bin sehr gespannt, wie das Duell in dem Setting ist!

Fernsehen in Amerika

Wednesday, 1. October 2008
Kurz gesagt - das ist nicht nur kein Unterschied, das ist sogar geklont...

Habe heute lange gearbeitet, habe noch Rechnungen geschrieben und meine Steuer gemacht. Und bin echt müde, von daher heute tatsächlich mal abendfüllend zu Hause.

Mein Fernseher läuft. Das ist jetzt nichts Besonderes - der läuft beim mir, sobald ich aufstehe. Nicht, weil das so spannend ist, sondern da es eine Quelle ist, um sich kontinuierlich an die Sprache zu gewöhnen - und das ist echt gut.

So richtig blicke ich allerdings noch nicht durch, was hier Lokal- und was hier Nationaler Sender ist. Zumindest alle Nachrichten, die ich sehe, kommen hier aus der Bay-Area, im Hintergrund sieht man immer die Bay-Bridge.

Morgens kommen wie bei uns sich wiederholende Nachrichten mit detaillierten Verkehrshinweisen aus der Stadt. Danach kommt "The View" - in etwa wie Ralf Morgensterns Kaffeeklatsch, nur etwas weniger selbstironisch. Halb 12 dann "Millionaire" - kein Jauch, aber genau das selbe Jingle, die selbe Studiokulisse, hier ist zumindest der Ablauf etwas anders zu unserem "Wer wird Millionär" - keine Vorrunde, dafür ein Skype-Joker. Ab mittags kommen die Soaps – und das ist dann nicht mehr aus zu halten, da überwiegt auch nicht mehr der „sich an die Sprache gewöhnen“-Aspekt. Auch wenn der Fernseher eher immer im Hintergrund läuft und ich kaum konzentriert gucke, muss ich hier umschalten…

Ab 14:00 - oder 2pm, wie es hier heißt, kommen dann die Richter-Shows, die ich ja persönlich richtig geil finde - nicht weil man was übers Recht lernen würde, sondern weil es bei "The People's Court" oder "Judge Judi" richtig ab geht. Es werden Nachbarschafts- oder Freundschaftstreitereien verhandelt, was für meinen Alltagswortschatz wirklich gut ist, aber vor allem brüllen die Richterinnen vehement im Saal rum, ja, richtig lautstark, man hat den Eindruck, hier wird nicht übers Recht gesprochen, sondern die Richter blasen den Kontrahenten einfach mal richtig den Marsch...

Ab 4 geht‘s dann auf dem anderen Kanal mit "Oprah" weiter - die ist irgendwie ein Mischung aus Tine Wittler, Vera am Mittag, Margarethe Schreinemakers und Jörg Pilawa. Da werden Häuser neu eingerichtet (nach der Unwetterkatastrophe in New Orleans), man sieht man einem Hund, der zählen und ein 12 jähriges Mädchen, die wie Maria Carrey singen kann. Es gibt Berichte von heroinabhängigen werdenden Müttern oder es wird einfach mal ein Promi interviewt. Auf dem anderen Sender läuft zeitglich das Olli-Geißen-Pendant, in dem per Lügendetektor und Vaterschaftstest kleinere oder größere Ungewissheiten geklärt werden.

Oprah hat wohl ziemlich deutlich ihre politische Meinung gesagt, von daher werden bis zur Wahl in ihrer Sendung keine Politiker zu Gast sein. Abends macht sie dann weiter - ähnlich wie Jauch oder Raab, die auch nie genug bekommen können - macht dann den Gottschalk-Job und moderiert fette Abendshows - neulich standen bei einem Live-Auftritt Cheer und Tina Turner auf der Bühne, die gemeinsam mindestens 150 Jahre alt sein müssen, aber aussahen, als ob sie gerade die Pubertät hinter sich hatten... Man fragt sich, für wie viel Geld die beiden schon auf OP-Tischen gelegen haben ;-) .

Wenn es wirklich einen Unterschied zum deutschen Fernsehen gibt, dann ist es eben der, dass hier diverse Promis, die wir eigentlich nur aus Hollywood kennen, einfach auch mal in der Talkshow sitzen, Leute wie Jamie Lee Curtis, Jim Carrey oder auch mal Natalie Cole.

Abends läuft dann "Dancing with the Stars", was nichts anderes als "Let's Dance" ist, Monk läuft Sonntags, Dr. House Dienstags, Sex in the city eigentlich jeden Abend, Grey's Anatomie auch irgendwann, und CSI auch ständig...

Ich freue mich immer, wenn ich nachmittags das Haus verlasse. Einmal am Tag gibt's dann für mich die Tagesschau als Podcast auf meinem iPod - entweder beim Mittagessen, oder in der Bahn auf dem Weg nach irgendwo. Ein weiteres Hoch auf die moderne Technik - ich möchte hier nicht neben deutschen Freunden und deutscher Arbeit noch deutsche Radiosender hören, was durchaus möglich wäre. Aber einmal am Tag deutsche Nachrichten hören, um mit zu bekommen, dass die SPD im Führungskader weiter Karussell fährt und Bayern mal keine CSU-Mehrheit hat – das tut schon gut!

Ach ja, das erlebe ich gerade als sehr angenehm - hier gibt’s eigentlich nur Republikaner und Demokraten, im wahrsten Sinne nur schwarz oder weiß. Man hat hier zum Glück keinen Westerwelle, oder keine Kühnast, die bei jedem Furz, egal ob von Steinmeier, Merkel oder sonst wem gelassen, direkt ein wahlkampforientiertes Interview geben… Es bleiben einem manche überflüssige Dinge einfach erspart!

Der Wahlkampf ist hier übrigens absolut rund um die Uhr präsent - und ganz anders als bei uns, aber davon werde ich später mal schreiben...