Mein Oktober in San Francisco - surreales Déjà-vu - und Adieu Greencard

...sitze gerade vorm Rechner, irgendwas zwischen sonntagmorgens und Mittag, der Kopf ist etwas zu verkatert, um zum Squashen zu gehen, und eher zufällig lande ich über ein Infomail von yasni.com hier zu meinem eigenen Blog.

Und surfe eher wahllos über alte Einträge, und werde etwas wehmütig, schaue mir noch mal ein paar alte Bilder an, und fühl mich wirr. Meine fünf Wochen in San Francisco sind heute genau ein Monat her. Und schon wieder so lange her.

Die fünf Wochen waren eher ruhig. Anfangs geprägt von viel Arbeit, Dinge, die ich immer mal machen wollte. Am Ende dann eher beschaulich, habe wenig unternommen, habe auch vieles, was ich immer mal machen wollte, einfach sein lassen, bin mal zu Strand gefahren, oder einfach ins Museum, aber die großen Reisen in die Umgebung habe ich nicht geschafft.

Einerseits bedauerlich. Aber auch in Ordnung. Ein Zweck von dem Urlaub war vor allem, von der vielen Arbeit hier eine Pause zu haben. Und wenn man fünf Wochen weg ist, hat man auch nicht das Gefühl, dass man nun auf Biegen und Brechen was unternehmen muss, sondern ein Tag am Rechner mit unbezahlter Programmierarbeit oder ein Abend zu Hause mit einer DVD, ‘nem Bier und ein paar Chips völlig in Ordnung ist...

Ja, in der Tat waren die fünf Wochen von einer gewissen Trägheit überschattet. Aber irgendwie in positiver Weise. Einfach das Gefühl zu haben, nichts machen zu müssen, sich einfach gehen zu lassen. Aber vor allem mit dem Blick: Wo bin ich da eigentlich?

Vor allem, wieder in meiner alten Wohnung in SF zu sein, in mehr oder weniger veränderter Einrichtung (mein Nachmieter Thomas hatte so gut wie nichts verändert, selbst die Nägelchen, mit denen ich vor 1 1/2 Jahren den Hebelmechanismus zum Öffnen des Fensters reparieren wollte, lagen noch im Staub auf der Fensterbank) war ein ständiges Déjà-vu.

Ich weiß nicht, wie oft ich in der Küche stand, dem Nachbar, dessen Küche direkt gegenüber war, zunickte, ich im Bad war, mir das lackierte Holzspielgelschränkchen mit dem unverwechselbarem amerikanischen Stil anguckte, und irgendwie mit diesem surrealen Gefühl klar zu kommen, wo und was und wie mein Leben gerade passiert. Einerseits fühlte sich SF wie zu Hause an, weil die Umgebung so vertraut war.

Und gleichzeitig, nein, mein Leben findet in Köln statt. Und neben dem Eintauchen in meine eigene Vergangenheit beobachtete ich bei mir selber, wie wenig ich mich mit Amerika und der Stadt beschäftigt habe, und spürte ganz deutlich, wie ich den großen Haken hinter „das Thema Amerika" machte.

Bin zwei Tage vor der Abreise noch mal zur Golden Gate Bridge gefahren, ganz bewusst und zu Fuß, habe noch mal viele Bilder gemacht - eigentlich die gleichen wie vor 2 1/2 Jahren, als ich mit Matthias in SF ankam. Und fühlte es ganz klar, ich verabschiede mich gerade von San Francisco.

Zumindest fürs erste. Zumindest soweit, dass ich die Greencard zurück an den Absender senden werde. Noch liegt sie da, aber es ist nicht die Frage, ob, sondern wann bzw. wann ich mir die Zeit dafür nehme!

Fühlt sich gerade komisch an - aber so isses jetzt. Und irgendwann auch gut, dass es entschieden ist. Bin seit einem Monat wieder hier. Und mit geht gerade durch den Kopf, wie ich mich vor 3 1/2 Jahren fühlte, als die Gewinnbenachrichtigung zur Greencard kam: Es war alles schrecklich langweilig!

Und heute? Es ist das absolute Gegenteil! Die ersten drei Novemberwochen waren so voll mit organisatorischem Kram, Auto gekauft (suchen, aussuchen, kaufen, anmelden…), viele Gespräche mit potentiellen neuen Auftraggebern, viel Steuerkram, oft im Bergischen, um Mutter bei organisatorischem Kram zu unterstützen... und, und, und.

Und gleichzeitig strecke ich die Fühler nach neuen Geschäftsfeldern aus, überlege, was man mit diesem Computerkram sinnvolles noch machen kann, sinnvolles nicht im Sinne von nur Geld verdienen, sondern was wirklich Sinnvolles... Nun denn, das ist wahrscheinlich meine Aufgabe: Die Suche geht also weiter! Naja, und bin damit sicher nicht der einzige auf der Welt... in diesem Sinne - einen schönen Sonntag!


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