Frohe Ostern - und jede Menge Osterhäschen

Heute gibt’s eine Breitseite Fotos. Nach anstrengendem Lernen ist auch hier das Osterwochenende gekommen. In keiner Weise aber vergleichbar mit unserem. Karfreitag haben wohl ein paar Leute frei, heute, Montag ist ganz normaler Arbeitstag. Habe Andrew aus Palo Alto dazu befragt. Er betonte, sowas wie eine Staatskirche wie bei uns würde es in den Staaten nicht geben. Von daher gibt’s außer Weihnachten auch nicht wirklich einen Feiertag mit religiösen Hintergrund. Und um politisch korrekt zu sein, und keine anderen Religionsgruppen zu diskriminieren, sagt man bei solchen Festen dann auch eher „Happy Holiday“ als „Frohe Ostern“.

Nun denn. Andrew fragte mich dann noch, ob die Staatskirche bei uns denn katholisch oder protestantisch sei… Konnte ihn nicht so recht davon überzeugen, dass es im eigentlichen Sinne keine Staatskirche ist, merkte aber auch gleichzeitig, dass ich ins Schleudern kam, wie man das erklären soll, dass es keine Staatskirche ist, aber doch – schaut man auf den Steuerschein – es zumindest irgendeine Verbindung von Staat und Kirche gibt.

Schwestern der Perpetuellen Indulgenz



Gestern, Ostersonntag war hier der 30. Geburtstag der „Schwestern der Perpetuellen Indulgenz”. Mag sein, dass sich Leute mit einem starken Glauben dies als blasphemisch oder Verunglimpfung des Osterfest empfinden, hier sollte man aber eher einen kölschen Pragmatismus oder Et Kölsche Grundgesetz walten lassen mit Haltungen wie „Wat wells de maache?“, „Wat soll dä Käu?“ oder „Do laachs de dich kapott.“.


Kurz gesagt, Ziel und Aufgabe des Ordens ist, Geld sammeln und Präventivarbeit betreiben, Leute über HIV und AIDS zu informieren, Betroffene unterstützen und Aufklärungsarbeit zu machen, um die Ansteckung mit dem Virus zu vermeiden. Dies tun sie eben nicht nur mit der Sammelbüchse, klar, die gehört dazu. Aber vor allem tun sie dies in der Form dieser überdrehten Schwestern-Trachten und in Form eines Ordens, welche für gemeinnützige Dinge ja auch nicht ungewöhnlich ist. Und durch das extreme Erscheinungsbild eine bekannte und damit wirkungsvolle Größe in der Community ist. Na, und vor allem erlaubt es, erwachsenen Männern, gerne auch eher bärtige oder bärige, sich in organisierter Form dieser Schrillheit hingeben zu können ;-).

Und da Ostern ist, ist auch alles mit Häschen-Öhrchen bestückt, egal, ob die Band, die spielt, die Schwestern, oder auch die Besucher des Fests. Das ist irgendwas zwischen Karneval und CSD. Sehr bunt. Und sehr viel Potential zum Fotografieren :-D.













Zugleich, Anlass um eine Hut-Wettbewerb auszuschreiben, der schönste Osterhut wird gesucht – hier nu rein simples Beispiel.




Und schließlich das Finale: Hier der Sieger in der Mitte – na, der eine wirft sich eben in Schwestern-Tracht, der andere mach in Hüten… so ist jeder Jeck anders.




Nach dem Fest hat‘s mich noch eine Weile durch die Stadt getrieben. Gerade der südliche Bereich unterhalb der Market-Street ist sehr stark gewerblich genutzt, wahrscheinlich weil hier auch die Infrastruktur der Straßenanbindung am besten ist. Von unten betrachtet sieht das ganze dann so aus.

Na, und das ist eben auch ein typisches Bild – Menschen, die auf der Straße leben. Und auch wieder untypisch, einer der ersten Obdachlosen, die ich mit Iso-Matte und Buch-lesender-Weise gesehen habe. So hörte ich neulich – es gibt in der Tat Leute in der Stadt, die ganz regulär eine Arbeit haben, aber auf der Straße leben – dies könnte ein Exemplar davon sein. Meistens sind die Leute allerdings schon wie man es erwartet, sehr verwahrlost. Offiziell hat San Francisco gute 700.000 Einwohner, also irgendwie Frankfurt-Größe – inoffiziell, hier illegal lebende und nicht registrierte Menschen, gehen die Schätzungen wohl bis zu einer Million. Irgendwie merkwürdig, kann man sich in Deutschland nicht vorstellen…

Auf meiner kleinen Stadt-Safari lief ich mir dann irgendwann selber in die Arme – und hab n Foto von mir gemacht. Ich frage mich bis heute, warum um Himmels willen hing dort ein Spiegel am Brückenpfeiler? Oder habe ich versehentlich das Badezimmer einer Obdachlosen betreten… Ich weiß es nicht.






Kleines Schmankerl zum Schluss. Dies ist der CalTrain – ein Zug, der wirklich nach deutscher Pünktlichkeit fährt. Am Donnerstag habe ich mich auf den Weg nach Palo Alto gemacht, um Andrew zu besuchen. Ich habe seit Ewigkeiten das Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick hier liegen (jeder, der an einem Kommunikationsseminar teilgenommen hat, wird die „Sie können Ihren verflixen Hammer behalten“-Geschichte kennen. Die ist aus diesem Buch). Er hat ebenfalls „Gebrauchsanweisung für Amerika“ geschrieben, was richtig witzig ist und man jedem Amerika-Reisenden ans Herz legen sollte. Von daher wollte ich auch erst genanntes Buch gelesen haben. Auf der ersten Seite dann: „…das Buch schöpft aus den Erfahrungen des Autors, die er in Palo-Alto-Gruppe in Kalifornien (einer psychotherapeutischen Gruppe) gesammelt hat…“ Jetzt les ich diese Zeile und bin in 45 Minuten genau in dem Ort – Zufälle gibt’s…

In diesem Sinne –eine schöne Osterzeit!

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